Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hat 2013 im Rahmen des Gesundheitsforschungsprogramms der Bundesregierung zwei Aktionspläne gestartet: zu individualisierter Medizin sowie zu Präventions- und Ernährungsforschung.
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Ali ist eineinhalb Jahre alt. Einen großen Teil seines Lebens hat er in Krankenhäusern verbracht. Der Grund ist ein komplizierter angeborener Herzfehler. Die Standard-Diagnostik mit Echokardiographie, Herzkatheter und Magnetresonanztomographie (MRT) brachte nicht genügend Erkenntnisse darüber, ob die Ärzte die rettende Operation durchführen können.
Nahezu eines von 100 in Deutschland geborenen Kindern kommt mit einem Herzfehler auf die Welt. Eine Operation ist meist unumgänglich - und sehr kompliziert. Ein exaktes Modell des Herzens hilft, sie detailliert vorbereiten und dann schnell ausführen zu können.
Weltweit einzigartig ist das neu entwickelte Verfahren "RepliCardio". Das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler (AHF) und das Deutsche Krebsforschungszentrum haben es gemeinsam entwickelt. Ein lebensechtes, individuelles Herzmodell entsteht mithilfe von Daten der MRT, die auf einen 3-D-Kopierer übertragen werden.
Die Orientierung am offenen Herzen ist dadurch schneller möglich. "Je kürzer, desto besser. Denn der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine kann die weitere Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen", betont Titus Kühne, Projektleiter im AHF.
Es ist also für derartige, individuell ganz unterschiedlich ausgeprägte Krankheiten notwendig, diagnostische und therapeutische Sonderwege zu gehen. Deshalb startete das Bundesforschungsministerium 2013 den Aktionsplan "Individualisierte Medizin: Ein neuer Weg in Forschung und Gesundheitsversorgung". Ziel der individualisierten Medizin ist es, Krankheiten früher zu erkennen, ihnen wirksamer vorzubeugen und sie effektiver zu behandeln.
Der Aktionsplan bündelt Initiativen, die gleichzeitig neue Perspektiven in der Behandlung von Patienten und für Innovationen in der Gesundheitswirtschaft eröffnen. Die Fördermaßnahmen unterstützen Projekte entlang der gesamten Innovationskette – von der Grundlagenforschung über die vorklinische und klinische Forschung bis hin zur Gesundheitswirtschaft. Dazu werden auch neue Partnerschaften zwischen Wirtschaft und Wissenschaft initiiert.
"Wir fördern die individualisierte Medizin für eine bessere Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger. Und wir fördern einen innovativen Ansatz, der neue Chancen für unsere Gesundheitswirtschaft bietet und ihre internationale Spitzenposition ausbaut", erläuterte Bundesforschungsministerin Wanka.
Während 100 Millionen Euro in den nächsten Jahren in die individualisierte Medizin fließen, sind es für den zweiten neuen Aktionsplan "Präventions- und Ernährungsforschung" bis zu 125 Millionen Euro.
Vor 100 Jahren war die Schwindsucht häufige Todesursache, an der 30 Prozent der Menschen starben. Eine wesentliche Ursache war Mangelernährung. Heute sterben viele Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die oft durch Übergewicht und mangelnde Bewegung zu erklären sind.
Gleichzeitig hat sich die Lebenserwartung enorm erhöht, genauer gesagt um 30 Lebensjahre. Ob diese Jahre im Alter aber gesund und selbstbestimmt erlebt werden, hängt stark von der Lebensweise und der Krankheitsprävention ab.
Nach Gründung von sechs Zentren für Gesundheitsforschung verfolgt das Bundesforschungsministerium die Strategie, Programme aufzulegen, die für die Zentren eine Querschnittsbedeutung haben. Dass Faktoren wie Umwelt, Bewegung, Rauchen, Alkohol und Ernährung einen Einfluss auf die Gesundheit haben, ist allgemein bekannt. Allerdings weiß die Forschung bis heute nicht genau, welche Faktoren welche Erkrankungen verursachen. Hier sind großangelegte interdisziplinäre Studien erforderlich.
In der Ernährungsforschung geht es darum, den Wissens- und Technologietransfer zwischen den zahlreichen forschenden Institutionen und der Wirtschaft deutlich zu verbessern. Auf bestimmte Themen ausgerichtete Verbünde, so genannte "Kompetenzcluster", bündeln die Erkenntnisse aus Forschung und Wirtschaft und entwickeln gezielte Strategien.
Ein wichtiges Kriterium für die Bewilligung von Forschungsprojekten wird die baldige Umsetzung von Resultaten in den Alltag sein. So hofft die Ministerin, dass die Erkenntnisse rasch zu Empfehlungen für bestimmte Zielgruppen führen, wie diese ihrem ganz speziellen Erkrankungsrisiko vorbeugen können.