Gesundheit ganzheitlich betrachten

Länger gesund leben Gesundheit ganzheitlich betrachten

In der Gesundheitsforschung werden neue oder bessere Diagnoseverfahren und Therapien entwickelt, um Kranken zu helfen. Sie wird von der Bundesregierung mit Milliardenbeträgen gefördert. Von Forschungsergebnissen sollen Patienten künftig schneller profitieren.

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Arztgespräch

Den Patienten als Ganzes betrachten

Foto: BilderBox

"Warst du schon bei der 'Leber' in Zimmer 13?" Solche Sätze sind mitunter zu hören, wenn sich Ärzte unterhalten. Ist ein Patient mit einem Leberleiden wirklich "die Leber"? Und ist es tatsächlich so, dass sich Gesundheitsforscher auf einem bestimmten Gebiet nur mit Erkrankungen der Leber befassen?

Diese Sichtweise ist heute nicht mehr zeitgemäß. Es ist notwendig, die Gesundheit ganzheitlich zu betrachten und zu erforschen. Dabei stellen sich viele Fragen: Welche Lebensumstände begünstigen ein gesundes Leben?

Wenn es zu einer Erkrankung kommt, welche Faktoren spielen eine Rolle? Wie kann man möglichst genau diagnostizieren, wie heilen? Gibt es Gemeinsamkeiten bei der Entstehung unterschiedlicher Erkrankungen? Welche biologischen und physiologischen Vorgänge wirken zusammen?

Dazu gehört auch, neue Medikamente zu entwickeln und Erkenntnisse über die Bekämpfung ganz bestimmter Erkrankungen zu gewinnen.

Von Forschungsergebnissen schnell profitieren

Die Bundesregierung sieht daher die Gesundheitsforschung ganzheitlich. Entscheidend ist für sie darüber hinaus, dass alle Menschen von Forschungsergebnissen möglichst schnell profitieren können. Auch werden neue Ansätze und Wege zur Prävention gesucht. Durch sie sollen Krankheiten gar nicht erst entstehen, etwa durch eine gesunde Ernährung.

In der Hightech-Strategie der Bundesregierung ist "Gesundheit und Ernährung" eines der fünf Bedarfsfelder. Grundlage ist das "Rahmenprogramm Gesundheitsforschung", das 2010 verabschiedet wurde. Zur Gesundheitsforschung zählt aber auch die Versorgung der Bevölkerung. Warum das so ist, erläutert Guido Adler, Professor für Medizin, im folgenden Interview. Adler ist Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg und ehemaliger Vorsitzender des Gesundheitsforschungsrates im Bundesforschungsministerium.

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Als Kern der Strategie unterstützte die Bundesregierung die Gründung von sechs Zentren für Gesundheitsforschung und dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung. Sie fördert diese Einrichtungen langfristig zu einem erheblichen Anteil.

mehr zu den Gesundheitszentren

Endoskopie, Chirurgie, Optische Technologien in der Medizin, Medizintechnik, Operation, OP-Saal

Schonende Einblicke in den Körper

Foto: Karl Storz GmbH & Co.KG

Ein wesentliches Element der Gesundheitsforschung im Rahmen der Hightech-Strategie sind Aktionspläne der Bundesregierung. Diese hat im nationalen Strategieprozess "Innovationen in der Medizintechnik" von 2011 Grundlagen geschaffen, um die Medizintechnik-Branche wettbewerbsfähiger zu machen.

mehr zu Medizintechnik

Damit soll das Gesundheitssystems leistungsfähiger und die Innovationskraft der medizintechnischen Forschung gestärkt werden. So hat die Bundesregierung eine zusammenhängende Innovationspolitik in der Medizintechnik entwickelt - ganz im Sinne der Hightech-Strategie.

Ernährung und seltene Krankheiten im Blick

Das Bundesforschungsministerium legt Programme auf, die für die Gesundheitszentren eine Querschnittsbedeutung haben. Aktuell gestartet sind die Aktionspläne "Individualisierte Medizin" und "Präventions- und Ernährungsforschung".

Für das Aktionsprogramm "Individualisierte Medizin" stellt das Bundesforschungsministerium zwischen 2013 und 2016 bis zu 100 Millionen Euro für Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur Verfügung. Für die Präventionsforschung fließen bis zu 125 Millionen Euro bis 2016 in Projekte.

Größte Gesundheitsstudie gestartet

Wie entstehen Krankheiten? Antworten darauf soll die größte jemals in Deutschland durchgeführte Gesundheitsstudie geben. Dafür wenden Bund, Länder und die Helmholtz-Gemeinschaft 210 Millionen Euro in den kommenden zehn Jahren auf.

Lehrlinge bei der Ausbildung zum Bio - Laboranten

Daten und Proben sammeln

Foto: Grabowsky/photothek.net

Ein Beispiel: Eine dementielle Erkrankung beginnt. Oftmals wird versucht, durch Befragung des Patienten und seiner Angehörigen sowie Laboruntersuchungen Hinweise über die Ursachen der Krankheit zu erhalten. Das ist allerdings rückwirkend sehr schwierig und ungenau. Mitunter ergeben neueste Studien Vermutungen, welche medizinischen Daten von vor zehn Jahren in der Lage gewesen wären, den Ausbruch der Krankheit vorherzusagen. Vor zehn Jahren wurden aber genau diese Daten nicht erhoben oder konnten noch nicht erhoben werden.

Genau hier liegt der Schwerpunkt der "Nationalen Kohorte". Von 200.000 Menschen im Alter von 20 bis 69 Jahren werden Daten erfasst und Proben von Blut, Urin, Speichel und Stuhl. Sie werden bei Minus 180 Grad Celsius über Jahrzehnte gelagert. So ist es möglich, später eine Probe auf etwas zu untersuchen, was heute noch nicht möglich ist oder bislang als unwichtig betrachtet wurde.

Breite Datenbasis

Daneben werden zahlreiche weitere medizinische Daten erfasst, ebenso Daten über die Lebensumstände, Ernährungsgewohnheiten, Aktivitäten und familiäre Situation. Hinzu kommen Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Gedächtnistests.

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hofft, dass es mit dieser deutschlandweit - vermutlich weltweit - größten Studie dieser Art möglich sein wird, Ursachen der wichtigsten chronischen Krankheiten aufzuklären. Die Studie ist ein weiterer Baustein des Bedarfsfeldes "Gesundheit und Ernährung" in der Hightech-Strategie der Bundesregierung.