Bekämpfung der Corona-Pandemie
Im Internet kursieren einige Falschmeldungen zu einem möglichen Impfstoff gegen Covid-19 und darüber, wer sich für die Entwicklung eines Impfstoffes einsetzt. Fakt ist: Einen Impfstoff gibt es noch nicht, daran wird aber weltweit geforscht. Der Bundesgesundheitsminister betonte, dass es sich um eine freiwillige Impfung handeln werde: "Wo Freiwilligkeit zum Ziel führt, da braucht es keine Verpflichtung."
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Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden aktuell 26 mögliche Impfstoffkandidaten getestet, 139 weitere Kandidaten sind in der vorklinischen Entwicklung (Stand: 30. Juli). Wann ein Impfstoff zum Schutz vor dem neuartigen Coronavirus verfügbar sein wird, hängt davon ab, wie erfolgreich die Prüfungen der verschiedenen Impfstoffkandidaten verlaufen.
Dabei geht es nicht darum, wer Erster ist, sondern es geht darum, einen wirksamen, einen erprobten und damit eben auch sicheren Impfstoff zu haben, der Hunderten Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen auch verimpft wird.
Die Überlegungen der Bundesregierung zur Einführung eines Immunitätsausweises stehen im Zusammenhang mit einer Vielzahl weiterer Maßnahmen, die die Bundesregierung zur Eindämmung der Pandemie ergriffen hat. Dabei werden alle Maßnahmen sorgfältig abgewogen. Das gilt auch für die Überlegungen zu einem Immunitätsausweis. Einem Immunitätsnachweis kann in einer Pandemie besondere Bedeutung zukommen. Die Nutzung einer solchen Immundokumentation wirft jedoch u. a. auch ethische Fragen auf. Aus diesem Grund hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den deutschen Ethikrat sowie die Bundesärztekammer um eine Einschätzung gebeten, wie und in welchem Zusammenhang der Nachweis einer Immunität genutzt werden sollte. Die wissenschaftliche Forschung wertet laufend die Erkenntnisse im Umgang mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 aus. Dies ist insbesondere auch für die Frage wichtig, ob eine durchlebte Infektion zu einer Immunität führt und wie lange diese anhält. (Stand 9.7.2020)
Nach allem, was aktuell bekannt ist, ist der russische Impfstoff nicht ausreichend erprobt. In Deutschland ist das Paul-Ehrlich Institut (PEI) für die Sicherheit von Impfstoffen verantwortlich. Das PEI hat im Einklang mit der WHO und internationalen Experten vor zu großer Eile bei der Impfstoffzulassung gewarnt. Aus Sicht des PEI ist es auch in der aktuellen Pandemiesituation zwingend erforderlich, dass alle Prüfungen und Bewertungen mit der gleichen Sorgfalt erfolgen, wie bei anderen Impfstoffen. Zugelassen werden sollte ein Impfstoffprodukt nur dann, wenn der gezeigte Nutzen mögliche Risiken deutlich überwiegt. In Deutschland und der EU ist eine Zulassung erst nach Vorlage aussagekräftiger Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten üblich.
Die Bundesregierung ist zuversichtlich, dass erste Impfstoffe gegen das Corona-Virus zeitnah zugelassen werden. Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, rechnet Mitte nächsten Jahres mit einem Impfstoff. Die Zulassung eines Impfstoffs heißt noch nicht, dass dieser sofort für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen wird. Unklar ist auch noch, wie der Impfstoff wirkt: wie lange die Wirkung hält und wie oft geimpft werden muss (Stand: 15. September)
Aktuell gibt es noch keinen Impfstoff. An Impfstoffen wird aber weltweit, auch in Deutschland, intensiv geforscht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden aktuell 29 mögliche Impfstoffkandidaten getestet, 138 weitere Kandidaten sind in der vorklinischen Entwicklung (Stand: 13. August).
Wann ein Impfstoff zum Schutz vor dem neuartigen Coronavirus verfügbar sein wird, hängt davon ab, wie erfolgreich die Prüfungen der verschiedenen Impfstoffkandidaten verlaufen. Das Ziel dieser Prüfungen: zu ermitteln, ob eine generelle Verträglichkeit des Impfstoff-Kandidaten vorliegt - und seine Fähigkeit zu prüfen, eine spezifische Immunantwort gegen den Erreger zu erzeugen.
Bei der Impfstoffentwicklung muss zunächst das Virus genau untersucht werden. Dann wird festgelegt, welche Bestandteile des Virus und welche Zusatzstoffe im Impfstoff berücksichtigt werden. Der Impfstoff wird zunächst an Tieren und anschließend in einem mehrstufigen Verfahren an freiwilligen Probanden im Rahmen von klinischen Prüfungen getestet. Verlaufen diese Prüfungen erfolgreich, kann ein Zulassungsverfahren beginnen. Ist dieses erfolgreich abgeschlossen, kann der Impfstoff in die Massenproduktion gelangen und vermarktet werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sowie Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betonen, dass die Impstoffentwicklung bis zur Phase III durchgeführt wird, um dessen Sicherheit zu gewährleisten. Nach den Labor- und Tierversuchen folgt Phase I. In dieser werden Sicherheit und Dosierung des Impfstoffs getestet. In der darauffolgenen Phase II finden erweiterte Sicherheitstests statt. In der vorletzten Phase II werden große Studien zur Wirksamkeit durchgeführt. Erst dann erfolgt die Zulassung sowie Prüfung durch die Behörden. So können auch sehr seltene Nebenwirkungen ermittelt und ein sicherer Impfstoff entwickelt werden. Obwohl das neuartige Coronavirus erst im Dezember 2019 entdeckt wurde, sind einige Impfstoffprojekte bereits weit fortgeschritten (Stand: 15. September). Quelle: zusammengegencorona.de
Nach geltendem Arzneimittelrecht erhält ein Impfstoff nur dann eine Zulassung, wenn nachgewiesen ist, dass er wirksam und verträglich ist. Diesen Nachweis muss der Hersteller in vorklinischen Untersuchungen und klinischen Prüfungen erbringen. Bevor ein Impfstoff auf den Markt kommen kann, muss er ein umfassendes Zulassungsverfahren durchlaufen, entweder in Deutschland (nationale Zulassung) oder bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA (zentrale Zulassung durch die EU-Kommission). Dabei werden Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe gründlich untersucht und bewertet. Das Paul-Ehrlich-Institut gehört zu den Kontrolllaboren, die das Prüfverfahren in Europa übernehmen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat gemeinsam mit anderen globalen Gesundheitsakteuren eine historische Initiative zum Kampf gegen das Coronavirus gestartet. Ziel der von UN, EU und der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung ins Leben gerufenen "Global Response"-Initiative ist es, die Entwicklung, Produktion und gleichberechtigte Verteilung von Impfstoffen, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten für Covid-19 zu beschleunigen.
Globale Bewältigung der Pandemie
Am 4. Mai fand dafür eine Geberkonferenz statt, die die EU organisiert hat. Regierungen von über 40 Ländern haben auf der Konferenz ihren finanziellen Beitrag zur Unterstützung im Kampf gegen das Coronavirus verkündet. Am Ende kamen 7,4 Milliarden Euro zusammen. Die Initiative will alle internationalen Bemühungen bündeln, um Diagnostika, Medikamente und Impfstoffe gegen Covid-19 zu erforschen, zu produzieren und anschließend gerecht zu verteilen.
Deutschland beteiligt sich mit 525 Millionen Euro direkt an der Geberkonferenz zur "Global Response"-Initiative. Weitere 1,3 Milliarden Euro dienen Projekten für die globale Gesundheit. Dabei geht es speziell um die Unterstützung der globalen Allianz für Impfstoffe und Immunisierung, Coalition for Epidemic Preparedness Innovation (Gavi) und die Verbesserung von Gesundheitssystemen in vielen Ländern des Südens.
Finanzmittel für Global Fonds und Global Citizen
Weitere 383 Millionen kündigte Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Videobotschaft zur virtuellen Geberkonferenz "Global Goal – Unite for Our Future" am 27.Juni 2020 an. Mit den zusätzlichen Mitteln wird Deutschland den Krisenreaktionsmechanismus des Globalen Fonds (150 Millionen Euro) und das "Resilience and Relief Response Network" von Global Citizen (233 Millionen Euro) unterstützen.
Bei "Global Goal – Unite for Our Future" handelt es sich um die Folgekonferenz zur virtuellen EU-Geberkonferenz "Coronavirus Global Response" vom 4. Mai zur Umsetzung einer Zusage der G20. Gastgeber der Konferenz sind die EU-Kommission und die Nichtregierungsorganisation "Global Citizen". Die Bundeskanzlerin ist Co-Gastgeberin.