Zweifel an neuer DDR-Führung

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24. Oktober 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Zweifel an neuer DDR-Führung

24. Oktober 1989: Kanzleramtschef Rudolf Seiters trifft die Botschafter der drei Westmächte zu einem Informationsaustausch. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung in der DDR. Keiner glaubt daran, dass sich die neue DDR-Führung lange hält.

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Krenz ein Übergangskandidat?

Seiters beschreibt den Botschaftern die labile Situation in der DDR und die großen Hoffnungen der DDR-Bevölkerung auf konkrete Schritte der neuen Führung. Doch die gegenwärtige Entwicklung in der DDR habe nicht nur Auswirkungen auf das deutsch-deutsche Verhältnis, sagt der Kanzleramtschef. Deshalb sei eine engere Zusammenarbeit erforderlich.

Der britische Botschafter Sir Christopher Mallaby äußert laut seine Zweifel am neuen DDR-Chef Egon Krenz. Er hält ihn für einen Opportunisten. Der amerikanische Botschafter Vernon Walters bezweifelt, dass sich Krenz lange halten wird, er sieht in ihm einen Übergangskandidaten. Auch Seiters hält weitere personelle Wechsel in der DDR-Staatsführung für möglich. Danach werde es auch konkrete Schritte geben, wie eine Ausreiseregelung und einer Amnestie politischer Gefangener, ist sich der Kanzleramtschef sicher. Der französische Botschafter Serge Boidevaix äußert sich kritisch zu einer neuen Ausreiseregelung. Er glaube nicht, dass das die Lage in der DDR stabilisieren werde.

Deutsche Frage steht auf der internationalen Agenda

Doch die Botschafter bewegt bei dem Treffen auch, was die Bundesregierung von den ehemaligen Alliierten im Zusammenhang mit der Deutschen Frage erwartet.

Bundeskanzler Helmut Kohl hatte vor der Bundespressekonferenz im August deutlich gemacht, die Deutsche Frage stehe "nach wie vor auf der Tagesordnung der internationalen Politik". "Der Wille der Deutschen zur Einheit in Freiheit ist ungebrochen", hatte der Kanzler gesagt. Doch bei der Lösung der Deutschen Frage müsse man auch auf die besondere Verantwortung der drei Westmächte vertrauen.

Seiters macht gegenüber den Botschaftern deutlich, dass durchaus Entwicklungen denkbar seien, in denen ein abgestimmtes Vorgehen notwendig werde. Doch zunächst stehe die Forderung nach Freiheit und Selbstbestimmung aller Deutschen im Vordergrund. Für die Bundesregierung bedeute jeder Schritt zu mehr Freiheit in der DDR auch ein Schritt zur Überwindung der deutschen Teilung, unterstreicht der Kanzleramtschef. Es sei jetzt nicht die Zeit der Pläne, sondern die Zeit der Prozesse und Entwicklungen, die man beobachten und behutsam fördern werde.