Bundeskanzler in den USA

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8. Juni 1990 Bundeskanzler in den USA

8. Juni 1990: In einem Gespräch mit US-Präsident George Bush sen. erklärt Bundeskanzler Helmut Kohl seinen Plan, wie er den sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow von der Nato-Mitgliedschaft des wiedervereinten Deutschlands überzeugen will.

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Pläne schmieden

Am späten Nachmittag sitzt Kohl zusammen mit Bush sen. im „Oval Office“ des Weißen Hauses in Washington. Es geht um die Vorbereitung des Nato-Gipfels in London und um wirtschaftliche Kooperationen mit der Sowjetunion.

Kohl ist der Auffassung, dass der kommende Nato-Gipfel ein klares Signal an die Sowjetunion senden muss, um die Kreml-Führung von einer Nato-Mitgliedschaft des vereinten Deutschlands zu überzeugen. Zwar hatte Gorbatschow am 31. Mai 1990 bei seinem USA-Besuch zugestimmt, dass Deutschland frei über seine Bündniszugehörigkeit bestimmen kann, aber in der Sowjetunion ist die Nato-Mitgliedschaft eines vereinten Deutschlands immer noch umstritten. Die sowjetische Seite strebt eine Neuausrichtung der Nato und des Warschauer Vertrages an. Sie möchte die politische Entwicklung mitbestimmen und eine Isolation ihres Landes verhindern.

Der Bundeskanzler schlägt vor, dass der Nato-Gipfel eine Botschaft verabschieden solle, in der der Veränderungswille der Nato glaubhaft betont werde. Dem stimmt auch der amerikanische Präsident zu.

Für den Bundeskanzler ist auch ein Nichtangriffspakt zwischen der Nato und dem Warschauer Pakt denkbar. Doch damit ist Bush nicht einverstanden. Er will dem Warschauer Pakt keine Legitimation für sein weiteres Bestehen geben, sondern lieber mit den osteuropäischen Staaten einzeln verhandeln.

Keine Wirtschaftshilfe für die Perestroika

Bei dem Gespräch im Weißen Haus will Kohl den amerikanischen Präsidenten auch für eine wirtschaftliche Unterstützung von Gorbatschows Perestroika gewinnen. Der sowjetische Präsident erhoffe sich eine westliche Hilfe von 20 bis 25 Milliarden D-Mark, erläutert der Bundeskanzler. Dabei handele es sich um Kredite, für die die westlichen Länder Bürgschaften übernehmen sollten. Doch Kohl muss erkennen, dass die amerikanische Bereitschaft, Gelder für die Sowjetunion bereitzustellen, nur gering ist.

Erfolgreicher Ausgang

Kaum zurück am Rhein, erhält Kohl einen Brief des US-Präsidenten. Bush schreibt, er habe sich Kohls Ratschläge sehr zu Herzen genommen. Die Gewissheit über ihre gemeinsamen Ansichten gebe ihm in „dieser Zeit der schnellen Veränderungen“ immense Sicherheit. Letztendlich zahlen sich die Gespräche aus: Am 15. Juli 1990 sichert Gorbatschow, bei einem Treffen im Kaukasus, dem Bundeskanzler sein Einverständnis zur Nato-Mitgliedschaft eines vereinten Deutschlands zu.