„Die Lage ist dramatisch ernst“

Corona-Pandemie „Die Lage ist dramatisch ernst“

Die Lage sei so ernst wie noch zu keinem Zeitpunkt in dieser Pandemie, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit Blick auf Rekordinfektionszahlen und der Verlegung von Patienten. Gemeinsam mit dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts Lothar Wieler appellierte er, Kontakte einzuschränken und solidarisch zu sein.

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Jens Spahn

Bundesgesundheitsminister Spahn nannte die aktuellen Zahlen der Corona-Lage alarmierend

Foto: imago images/photothek/Florian Gaertner

„Es ist mittlerweile halb eins, aber der Weckruf ist noch immer nicht überall angekommen“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Freitag auf einer Pressekonferenz. Erstmals müssen Patienten innerhalb Deutschlands in größerem Umfang verlegt werden. Eine solche Verlegung funktioniere jedoch nicht unbegrenzt, so der Minister. Denn Betten würden auch im Rest des Deutschlands knapper. „Wer glaube, dass diese Welle nur durch Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen geht, der irrt.“

„Aktuell werden mehr als 4000 Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt“, fügte der Präsident des Robert Koch-Instituts Lothar Wieler hinzu. Allein 2.000 Patienten seien innerhalb einer Woche aufgenommen worden. „Die Zahlen gehen steil nach oben, und zwar in allen Bundesländern“, so Wieler weiter. Die meisten Patienten seien zwischen 50 und 79 Jahren alt. 85 Prozent benötigen eine Form der Beatmung. Die Versorgung ist inzwischen in den überwiegenden Teil der Krankenhäuser eingeschränkt: Transplantationen, Tumorpatienten bekämen ihre Behandlung nicht mehr.

Impfkampagne zieht wieder an

Wieler forderte erneut alle Menschen auf, sich impfen zu lassen: „Ohne die Maßnahmen und ohne die Impfungen wäre die Situation ja viel schlimmer noch“, sagte er. „Wer vollständig geimpft ist, erkrankt deutlich seltener an Covid-19, auch wenn der Impfschutz im Laufe der Zeit nachlässt. Wer vollständig geimpft ist, muss auch deutlich seltener ins Krankenhaus, auf die Intensivstation. Und er hat und sie hat ein deutlich geringeres Risiko, an Covid-19 zu versterben.“ Eine hohe Impfquote und eine niedrige Inzidenz seien der beste Schutz für alle.

Geimpfte und ungeimpfte Covid-19-Patienten in Krankenhäusern im Vergleich

1985308ollständig Geimpfte müssen deutlich seltener wegen Covid-19 ins Krankenhaus als Ungeimpfte.

Foto: Bundesregierung

Positiv bewertete Gesundheitsminister Spahn eine steigende Zahl von Impfungen. In den vergangenen Tagen seien jeweils mehr als 100.000 Erstimpfungen durchgeführt worden. Zwei Millionen Auffrischungsimpfungen habe es in dieser Woche gegeben. Jeder Fünfte über 60 Jahren sei bereits durch eine Auffrischung geschützt – fast schon zehn Prozent der Gesamtbevölkerung.

Laut Spahn werden in dieser und kommender Woche 18 Millionen Booster-Impfdosen ausgeliefert. „Jede Impfung gibt Hoffnung, dass dieser Winter doch nicht zu dunkel wird, wie es aktuell aussieht“, sagte Spahn.

Kontakte reduzieren

Spahn und Wieler sprachen sich zudem für Kontaktbeschränkungen aus. Es nütze alles nichts, sagte Spahn. Die Zahl der Kontakte müsse deutlich runter. Notwendig sei die Absage von Feiern und Großveranstaltungen sowie eine konsequente Einhaltung der 2Gplus-Regel. Die Lage sei dramatisch ernst.