Leipziger Buchmesse 2019
Der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche zeigt auch in diesem Jahr die ganze Bandbreite der literarischen und verlegerischen Vielfalt in Deutschland. Bei der feierlichen Eröffnung machte Kulturstaatsministerin Grütters das breite Engagement der Bundesregierung für den Erhalt der Buchvielfalt deutlich. Mit der Auslobung des Deutschen Verlagspreises und ihrem Einsatz für ein stärkeres Urheberrecht auf europäischer Ebene wende sie sich gegen die "Bewirtschaftung einer geistigen Monokultur, in der nur überlebt, was hohe Verkaufszahlen garantiert", so Grütters.
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Bis zum Sonntag präsentieren 2.547 Aussteller aus 46 Ländern auf der Leipziger Buchmesse Neuheiten aus der Welt der Bücher und Verlage. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein abwechslungsreiches Programm mit 3.600 Veranstaltungen auf dem Messegelände, in der Stadt und der Region, darunter auch das beliebte Lesefestival "Leipzig liest". Am Nachmittag wird der mit 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse vergeben. 15 Autoren und Übersetzer sind in drei Kategorien nominiert.
Mit dem ersten Buchmessetag heute startet auch das tschechische Gastland-Programm, das mit 55 Autorinnen und Autoren in insgesamt rund 130 Veranstaltungen Einblicke in die Gegenwartsliteratur des Landes geben wird.
Wertschätzung für das Kulturgut Buch
In ihrer Eröffnungsrede hielt Kulturstaatsministerin Grütters ein flammendes Plädoyer für die gesellschaftspolitische Bedeutung des Buches, das nicht bloßes Konsum-, sondern vielmehr Kulturgut ist. In Rückgriff auf Kurt Schlögel rief sie dazu auf, die Kraft der Literatur für eine Kultur der Verständigung zu nutzen. "Verständigung braucht die Bereitschaft zum einfühlenden Perspektivenwechsel, zu dem ein Roman verführt. Verständigung braucht Weitblick und Expertise, die sich in einem Sachbuch anders entfalten kann als in einem Tweet, einem Post oder auch einem Zeitungsartikel. Verständigung braucht die Kraft der Poesie, braucht Dichterinnen und Dichter. Kurz: Demokratie braucht Sprachkünstler, Querdenker und Freigeister - und dazu Verlegerinnen und Verleger, die sich als deren Wegbereiter verstehen."
Deshalb dürfe nicht tatenlos dabei zugesehen werden, "wie die literarische Vielfalt durch Konzentrationsentwicklungen auf dem Buchmarkt oder durch gerichtliche Grundsatzentscheidungen zulasten der Verlage unter die Räder gerät", unterstrich Grütters, auch mit Blick auf die besorgniserregende Insolvenz des großen Zwischenhändlers KNV.
Branche im Wandel
Erfreulich dagegen ist die Tatsache, dass die Bücherverkäufe erstmals seit 2012 wieder gesteigen sind: 2018 verzeichnete die Branche ein Plus von 300.000 Exemplaren gegenüber dem Vorjahr und hat den Umsatz halten können, wie der Deutsche Börsenverein bekannt gab. In den ersten beiden Monaten 2019 sei zudem ein Umsatzplus von 4,5 Prozent erwirtschaftet worden.
Dessen unbenommen befindet sich die deutsche Buchbranche in einem starken Wandel. Der ökonomische Druck für unabhängige Verlage und den stationären Buchhandel steigt zunehmend. Neue Konzepte sind gefragt, um die Leserschaft dauerhaft zu erreichen. "Fest steht", so die Kulturstaatsministerin, "ohne beherzte Unterstützung auf breiter Front, ohne Menschen auch, die das Buch wertzuschätzen wissen, wird es nicht gehen."
Mehr Sichtbarkeit durch den Deutschen Verlagspreis
Deshalb will die Bundesregierung dem Kulturgut Buch auch zu höherer Aufmerksamkeit verhelfen und die Bedeutung unabhängiger Verlage für die demokratische Debattenkultur sichtbarer machen. Jüngste Initiative hierbei ist die Auslobung des Deutschen Verlagspreises, mit dem die Bundesregierung die Bedeutung der Verlage würdigt und ihren Mut zum unternehmerischen Risiko fördern möchte. "Damit wenden wir uns gegen die Bewirtschaftung einer geistigen Monokultur, in der nur überlebt, was hohe Verkaufszahlen garantiert", erklärte Grütters.
Den Deutschen Verlagspreis hat die Kulturstaatsministerin nach dem Vorbild des ebenfalls von ihr initiierten Deutschen Buchhandlungspreises ins Leben gerufen. Mit ihm werden seit 2015 jedes Jahr kleinere, inhabergeführte Buchhandlungen mit Sitz in Deutschland ausgezeichnet, die ein besonders vielseitiges literarisches Sortiment, ein spezielles kulturelles Veranstaltungsprogramm und kreative Geschäftsmodelle verfolgen oder sich bei der Lese- und Literaturförderung für Kinder und Jugendliche engagieren.
Urheberrechte stärken
"Schlicht inakzeptabel", nannte es die Staatsministerin für Kultur und Medien, wenn professionelles kreatives Schaffen im digitalen Zeitalter nicht angemessen vergütet werde. "Es ist das Urheberrecht, das mit einer angemessenen Vergütung künstlerischer und kreativer Leistungen die Vielfalt der Kultur und der Medien und damit auch die Vielstimmigkeit des öffentlichen Diskurses nährt!"
Deshalb setze sie sich auf europäischer Ebene für die Anpassung des Urheberrechts an das digitale Zeitalter und insbesondere auch für eine Verlegerbeteiligung ein. "Ich hoffe sehr, dass der nach rund zwei Jahren mühevoll errungene Kompromiss nun Ende März vom Europäischen Parlament verabschiedet wird."