Drogenkonsum nicht verharmlosen

Drogen- und Suchtbericht 2017 Drogenkonsum nicht verharmlosen

Jugendliche rauchen und trinken weniger, konsumieren aber mehr Cannabis. Das ist eines der Ergebnisse aus dem aktuellen Bericht der Drogenbeauftragten. Erstmals wurden die Zahlen und Fakten zum Drogen- und Suchtmittelkonsum in Deutschland auch multimedial aufbereitet.

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Es ist eine erfreuliche Entwicklung, über die Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, berichten konnte: Die Zahl der rauchenden Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren nimmt immer mehr ab. Griffen im Jahr 2001 noch über 27 Prozent zur Zigarette, galt dies 2015 nicht mal mehr für jeden zehnten Jugendlichen. Gleichzeitig nimmt die Raucherquote unter Erwachsenen Jahr für Jahr ab: von 33,8 Prozent im Jahr 2003 auf nunmehr 23,8 Prozent. Auch der Konsum von Alkohol ist insgesamt rückläufig.

Zum ersten Mal ist der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung auch als sogenanntes Flipbook erschienen. In dieser multimedialen Version werden Texte und Grafiken durch Video- und Audiodateien ergänzt.

Andere Bereiche bereiten der Drogenbeauftragten hingegen größere Sorgen – etwa der wachsende Cannabiskonsum. Der Wirkstoffgehalt von Cannabis sei heute etwa fünf Mal so hoch wie noch vor 30 Jahren. Es sei deshalb wichtig, einer Verharmlosung von Cannabis Fakten entgegenzusetzen – "überall da, wo junge Menschen sind", so Mortler.

Neue Gesetze sollen Drogenkonsum einschränken

Politische Schwerpunkte der Drogenbeauftragten waren in den vergangenen Monaten neben Cannabis auch die Themen Tabak und "Neue psychoaktive Stoffe" (NPS). Der Bericht zeigt, welche neuen Gesetze im vergangenen Jahr verabschiedet wurden, um den Konsum legaler und illegaler Drogen einzudämmen.

So sind seit vergangenem Jahr sogenannte Schockbilder, also bildliche Warnhinweise, auf Zigarettenpackungen Pflicht . Elektronische Zigaretten und Shishas dürfen nicht mehr an Jugendliche verkauft werden .

Mit einem Gesetz zu Neuen psychoaktiven Stoffen wurden viele synthetische Drogen, die verharmlosend als "Legal Highs" beworben wurden, verboten. Zudem kenne sie in Europa kein Land, "das so entschlossen auf die Herausforderung Crystal Meth reagiert hat wie Deutschland", betonte Mortler.

Neue psychoaktive Stoffe (NPS) werden oft in alltäglichen Produkten wie Kräutermischungen oder Badesalzen verwendet. Auf den häufig bunten Verpackungen werden diese Inhaltsstoffe nicht ausgewiesen. Konsumenten rauchen, schlucken oder schniefen die Produkte, um einen Rausch zu erleben.

Schwerpunkt: Kinder aus suchtkranken Familien

Drei Millionen Kinder in Deutschland kommen aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil suchtkrank ist. Um dieses Thema stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu holen, hat es die Drogenbeauftragten 2017 zu ihrem Schwerpunkt gemacht .

Suchtpolitik dürfe nicht bei den Suchtkranken enden. Vielmehr sei es wichtig, sich "viel mehr als bisher um die Kinder suchtkranker Menschen" zu kümmern, forderte Mortler. Häufig habe die Situation Auswirkungen auf die Startbedingungen der Kinder. Viele entwickelten später selbst Suchterkrankungen oder andere psychische Störungen. Um helfen zu können, seien funktionierende Netzwerke, klare Ansprechpartner und das Zusammenwirken der sozialen Systeme nötig, so die Drogenbeauftragte.