Vorbeugen und früher eingreifen

Bericht der Drogenbeauftragten Vorbeugen und früher eingreifen

Die Zahl der Drogentoten ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. 2016 gab es 1.333 Todesfälle durch Rauschgift – neun Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem der Konsum von Designerdrogen führte zu mehr Todesfällen. Das zeigen die aktuellen Statistiken der Drogenbeauftragten.

2 Min. Lesedauer

Ein Polizist zeigt sogenannte Legal High Produkte, also Neue psychoaktive Stoffe, die vom LKA Magdeburg sichergestellt wurden.

98 Menschen starben 2016 durch den Konsum von sogenannten Legal High Produkten.

Foto: picture alliance / ZB / Willrodt

Es ist ein trauriger Trend: Seit 2012 steigt die Zahl der Drogentoten stetig an, so auch im vergangenen Jahr. Das zeigt ein Bericht, den die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, und der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, in Berlin vorgestellt haben.

Besonders gefährlich: "Legal Highs"

Mehr als verdoppelt haben sich die Todesfälle durch den Konsum von sogenannten "Neuen psychoaktiven Stoffen" (NPS). Diese Stoffe sind auch als "Designerdrogen" oder "Legal Highs" bekannt. 2016 wurden 98 Tote durch diese Drogenart erfasst, 2015 waren es noch 39.

Neue psychoaktive Stoffe (NPS) werden oft in alltäglichen Produkten wie Kräutermischungen oder Badesalzen verwendet. Auf den häufig bunten Verpackungen werden diese Inhaltsstoffe nicht ausgewiesen. Konsumenten rauchen, schlucken oder schniefen die Produkte, um einen Rausch zu erleben.

Produkte, die NPS enthalten, wirken meist harmlos, sind aber sehr gefährlich. Deutschlandweit gab es viele Fälle schwerer, mitunter lebensgefährlicher Vergiftungen. Konsumenten kamen mit Wahnvorstellungen, Muskelzerfall oder drohendem Nierenversagen in die Notaufnahme.

Der Handel mit NPS ist seit Ende 2016 durch ein neues Gesetz strafbar . Die Bundesregierung will in den nächsten Jahren überprüfen, welche Auswirkungen das Gesetz auf den Handel und Konsum dieser Substanzen hat.

Betroffenen wirksam helfen

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, fordert, die Prävention und Frühintervention zu verstärken: "Jeder, der erstmalig mit einer verbotenen Substanz aufgegriffen wird, muss mit seinem Drogenkonsum konfrontiert werden und umgehend Beratung erhalten."

Im laufenden Jahr will sich Mortler vor allem dem Thema "Kinder aus suchtbelasteten Familien" widmen.

Im März 2017 hat das Kabinett Änderungen für die Substitutionsbehandlung beschlossen. Wer abhängig von Opiaten ist, soll näher am Wohnort, aber auch in Rehakliniken, Pflegeeinrichtungen und Hospizen bestmöglich behandelt werden. Der Bundesrat muss der Verordnung noch zustimmen.

Rauschgifthandel im Internet nimmt zu

Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, verwies darauf, dass die Drogenkriminalität zugenommen hat. Vor allem im Internet würden Drogen aller Art angeboten und oft auf dem Postweg zum Besteller geschickt. In der Polizeilichen Kriminalstatistik wurden 2016 mehr als 2.000 Fälle registriert, bei denen Rauschgift über das Internet gehandelt wurde – fünf Prozent mehr als im Vorjahr.

Um den Vertrieb im Internet besser zu bekämpfen, arbeiten beim BKA Ermittler und Cyberexperten eng zusammen. Künftig will das Bundeskriminalamt zusätzliche "Cybercops" einstellen und ausbilden, die als Polizeibeamte direkt im Netz ermitteln können.