Antibiotikaabgabe 2021 deutlich gesunken

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Tierhaltung Antibiotikaabgabe 2021 deutlich gesunken

Die Menge der an Tierärztinnen und -ärzte abgegebenen Antibiotika hat sich 2021 gegenüber dem Vorjahr um 100 Tonnen verringert. Besonders bei Penicillin und den Reserveantibiotika gab es deutliche Rückgänge. Das meldet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

3 Min. Lesedauer

Milchkühe in einem Boxenlaufstall

Besonders der Rückgang der Abgabemengen für sogenannte Reserveantibiotika ist zu begrüßen.

Foto: imago images/Countrypixel

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, den wirkstoff- und anwendungsbezogenen Antibiotikaeinsatz in landwirtschaftlichen Betrieben zu erfassen und zu senken. Die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in seiner jährlichen Auswertung vorgelegten Zahlen zeigen nun, dass die Abgabemenge im Vergleich zum Vorjahr um 100 Tonnen auf 601 Tonnen gesunken ist. Das sind 14,3 Prozent weniger. Seit Beginn der Erfassung im Jahr 2011 sank die abgegebene Antibiotikamenge um 65 Prozent.

Deutliche Rückgänge bei Reserveantibiotika

Staatssekretärin Silvia Bender vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) betonte bei der Vorstellung der Zahlen, dass besonders der Rückgang der Abgabemengen für die sogenannten Reserveantibiotika zu begrüßen sei. Die abgegebenen Mengen der für die Therapie beim Menschen kritisch wichtigen Fluorchinolone, Cephalosporine der dritten und vierten Generation und für Colistin sanken auf den jeweils niedrigsten Wert seit 2011. In Zahlen:

  • Die Abgabemenge der Fluorchinolone ist im Vergleich zu 2020 um etwa 0,8 Tonnen auf 5,6 Tonnen gesunken, das sind minus 13 Prozent,
  • die der Cephalosporine der 3. und 4. Generation auf 1,2 Tonnen (minus 0,098 Tonnen beziehungsweise minus 7,7 Prozent).
  • Für Polypeptid-Antibiotika (überwiegend Colistin) ist die Abgabemenge um rund 51,3 Tonnen gesunken, das sind 8,8 Tonnen weniger beziehungsweise minus 15 Prozent.

Auch Abgabe von Penicillin stark reduziert

Wie in den Vorjahren stellen Penicilline und Tetrazykline den Hauptanteil der abgegebenen Antibiotika dar. Bei diesen Wirkstoffklassen ist im Vergleich zu 2020 eine Reduktion um rund 43 Tonnen bei Penicillinen und um rund 23 Tonnen bei Tetrazyklinen zu verzeichnen. Bei den Sulfonamiden beträgt der Rückgang 2021 im Vergleich zu 2020 1,7 Tonnen.

Die Gesamtabgabemenge lässt sich nicht einzelnen Tierarten zuordnen, da die Mehrzahl der betreffenden Tierarzneimittel für mehrere Tierarten zugelassen ist. Ein Grund für die gesunkene Abgabemenge könnte auch der Rückgang der Tierzahlen sein, insbesondere bei Schweinen.

Verbesserung der Datenerfassung

Erst im Juli 2022 hat das Bundeskabinett mit Änderungen im Tierarzneimittelgesetz beschlossen, die Datenerfassung zur Antibiotikaabgabe ab 2023 neu zu regeln. Ziel ist der umsichtigere Einsatz von Antibiotika und damit die Vermeidung von Antibiotikaresistenzen. Mit den beschlossenen Änderungen wird das nationale Antibiotika-Minimierungskonzept aktualisiert und erweitert.

Staatssekretärin Bender zur Neuregelung: „Für Colistin, Fluorchinolone und Cephalosporine der 3. und 4. Generation wird zum Beispiel ein Wichtungsfaktor in das Antibiotika-Minimierungskonzept aufgenommen. Für Tierärzte und Tierhalter wird damit das Signal gesetzt, die Anwendung dieser Antibiotika mit kritischer Bedeutung auf das unvermeidbare Minimum zu reduzieren.“

Weniger Antibiotika durch Umbau der Tierhaltung

Eine nachhaltige Reduktion der Antibiotika-Anwendung kann jedoch nicht allein mit tierarzneimittelrechtlichen Regelungen erreicht werden. Notwendig dafür ist eine artgerechtere und damit auch nachhaltigere Tierhaltung.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat angekündigt, den Umbau der Nutztierhaltung in dieser Legislaturperiode voranzutreiben. Der Tierhaltung soll eine langfristige und verlässliche wirtschaftliche Perspektive geboten werden, bei der Aspekte des Tier- und Klimaschutzes berücksichtigt werden sowie mehr Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher geschaffen wird. Ein Kernelement stellt das geplante Tierhaltungskennzeichen dar, zu dem im Juni 2022 die Eckpunkte vorgestellt wurden.

Das BMEL setzt sich außerdem auf EU-Ebene dafür ein, weitergehende europaweite Restriktionen für die Antibiotika-Anwendung bei Tieren vorzusehen.

Im Januar 2022 veröffentlichte das BMEL ein Lagebild zur Antibiotikaresistenz in Deutschland 2021. Unter anderem wird deutlich, dass die Gesamtabgabemenge antibakteriell wirksamer Tierarzneimittel seit 2011 bis 2021 deutlich reduziert werden konnte. Die Resistenzsituation stellt sich heterogen dar – je Tierart und Haltung. Alle Ergebnisse sind beim BMEL einsehbar.