Die eigene CO2-Bilanz verbessern

Klimaneutral leben in Berlin Die eigene CO2-Bilanz verbessern

Klimaschutz kann nur funktionieren, wenn alle mitmachen: Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Am Projekt KliB – Klimaneutral leben in Berlin – nehmen 100 Berliner Haushalte teil. Sie wollen ihre CO2-Bilanz innerhalb eines Jahres in praktisch allen Lebensbereichen um insgesamt rund 40 Prozent senken.

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Frau mit Teetasse in der Hand

Das Projekt startet im Dezember. Dann wird der CO2-Rechner für die Teilnehmenden freigeschaltet.

Foto: KLiB

100 Haushalte in Berlin werden ab Dezember ihren täglichen Kohlendioxid-Ausstoß überprüfen und versuchen, ihn möglichst gering zu halten. Das Projekt Klimaneutral leben in Berlin (KliB) wird gefördert durch die Nationale Klimaschutz-Initiative des Bundesumweltministeriums.

Klimaneutral leben heißt, die in der Atmosphäre bereits vorhandene Menge an Treibhausgasen nicht weiter zu erhöhen. Wenn doch zusätzliche Gase produziert werden, müssen sie an anderer Stelle wieder eingespart werden. Zu den Treibhausgasen gehören zum Beispiel Kohlendioxid (CO2) und Methan.

"Carbon Tracker"

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung führt dieses Projekt durch. Es stellt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine eigens hierfür konzipiert Smartphone-App zur Verfügung: den "Carbon Tracker". In diese App geben die Teilnehmer ihr CO2-relevantes Verhalten ein, etwa was sie kaufen (Konsum) und wie sie sich bewegen (Verkehrsmittel). Der Tracker rechnet die Kauf- und Nutzungsdaten in CO2-Emissionen um.

Grafik zum Stromverbrauch eines Durchschnitts-Haushaltes

So wird der Strom im Haushalt verbraucht.

Foto: Bundesregierung

Wöchentlich übermittelt die App dann eine Zusammenfassung der Verbrauchsdaten. So können die Teilnehmer unmittelbar sehen, wie eine Verhaltensänderung im alltäglichen Leben den eigenen CO2-Ausstoß beeinflusst – zum Beispiel im Hinblick auf ihren Konsum oder die Wahl des Verkehrsmittels.

Klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen

Es gibt Berliner Unternehmen und Organisationen, die als Projektpartner bei KliB mitmachen. Sie bieten klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen zu Marktkonditionen an. Darunter finden sich zum Beispiel Stromanbieter oder Mobilitätsanbieter wie ein Fahrradverleih-System. Die Projektteilnehmer können bei ihren alltäglichen Konsumentscheidungen auf diese klimafreundlichen Produkte und Dienstleistungen zurückgreifen.

Alte Gefriertruhe ersetzen

Barbara Westphal macht Coachings und Gesundheitsberatung in Berlin. Sie ist Teilnehmerin am Projekt und neugierig darauf zu erfahren, wie ihr eigener CO2-Fußabdruck aussieht. "Ich fände es schon interessant, wenn man das insgesamt mal mit Zahlen unterlegen könnte." Sie möchte gerne wissen, welche Möglichkeiten es gibt, ihre Bilanz noch zu verbessern.

KLiB Klimaneutral Leben in Berlin

Barbara Westphal nimmt an dem Projekt teil.

Foto: privat

Familie Westphal lebt bereits umweltbewusst: "Wir haben kein Auto und benutzen bei Bedarf Carsharing-Angebote. Wir fahren mit dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder gehen zu Fuß. Und wenn wir neue Geräte kaufen, achten wir darauf, dass sie möglichst energieeffizient sind, etwa mit A+++."

Trotzdem sieht Westphal bei sich noch Optimierungsmöglichkeiten: "Bei uns im Haus haben wir eine alte Gefriertruhe, wenn sich herausstellt, dass die dreimal so viel Energie verbraucht wie die neueren Modelle, dann wäre das ein gutes Argument dafür, eine neue anzuschaffen." Sie versucht auch, bei anderen das Klimabewusstsein zu schärfen: "Wir wohnen hier in einer Baugenossenschaft. Da könnte ich vielleicht anregen, Solaranlagen auf dem Dach zu installieren."

Ihr Fazit ist: "Bei sinnvollen Anregungen durch das Projekt wären wir durchaus bereit, noch mehr für die Senkung des CO2-Ausstoßes zu tun."

Jeder Beitrag zählt

Barbara Westphal glaubt, dass es auf die "kritische Masse" ankommt, die als Vorbild dient. Wenn sich ausreichend Menschen klimafreundlich verhielten, könne deren vorbildliches Verhalten auf ihre Umgebung "abfärben". Bisher nicht so engagierte Menschen könnten so zu einem umweltbewussteren Leben bewegt werden.

Ihre Meinung ist: "Wenn viele Haushalte ein wenig CO2 einsparen können, dann ist schon mal eine Menge gewonnen. Auch wenn bei den großen CO2-Emittenten noch viel mehr getan werden könnte, um noch größere Mengen einzusparen. Dennoch ist es wichtig, dass in jedem Einzelhaushalt geguckt wird, wo Optimierungsmöglichkeiten sind und was man tun kann. Denn Kleinvieh macht auch Mist."

Hemmnisse überwinden

Neben konkreten Emissionssenkungen zielt KliB darauf ab, Hemmnisse für klimafreundliche Verhaltensweisen aufzuspüren und zu beseitigen. Barbara Westphal meint, es könne sein, dass Menschen sagen, "das ist ja alles Quatsch. Das bisschen CO2, das ich einsparen kann, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein." Und diese Menschen machten dann nicht mit beim CO2-Einsparen.

Sie wendet gleich ein, dass jeder Einzelne eben nur in seinem eigenen Bereich etwas verändern könne: "Ich kann meine eigene kleine Welt so verändern, wie ich sie haben möchte. Und wenn das viele machen, wird die Welt insgesamt ein Stück besser."

Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe

Barbara Westphal wünscht dem Projekt, dass die Teilnehmer das Jahr durchhalten. Und dass sie der Projektleitung wöchentlich ihr Feedback zum eigenen CO2-Verhalten geben. "Damit es am Ende ein tragfähiges Ergebnis gibt." Die Teilnehmer sollen erfahren wie der Status quo ihrer CO2-Bilanz ist, und möglichst viele Möglichkeiten finden, wie sie ihren CO2-Ausstoß verringern können.

Klimaneutral leben in Berlin will zeigen, dass individueller Klimaschutz unter heutigen Rahmenbedingungen im Sinne einer Gemeinschaftsaufgabe möglich ist. Dass klimafreundliche Lebensstile in der Hauptstadt machbar sind, wäre auch bedeutsam für das Erreichen der politischen Klimaziele, wie im Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung beschrieben.