„Die Pandemie ist alles andere als vorbei“

Pressekonferenz zur Corona-Lage „Die Pandemie ist alles andere als vorbei“

Bundesgesundheitsminister Spahn hat erläutert, dass die vierte Welle der Corona-Pandemie „mit voller Wucht“ da sei. Zuletzt waren die Infektionszahlen sprunghaft angestiegen, auch die Belegungssituation bei den Intensivbetten ging nach oben. Spahn unterstrich: „Wir erleben gerade vor allem eine Pandemie der Ungeimpften“.

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Bundesgesundheitsminister Spahn bei einer Pressekonferenz.

Bundesgesundheitsminister Spahn informierte über die aktuelle Corona-Lage in Deutschland.

Foto: picture alliance/dpa/Kay Nietfeld

„Die Pandemie ist offenkundig nicht nur weiterhin da, sondern die vierte Welle ist es mit besonderer Wucht“, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur aktuellen Lage der Corona-Pandemie. Derzeit handele es „vor allem eine Pandemie der Ungeimpften – und die ist massiv“, so Spahn. Da nicht genügend Menschen geimpft seien und Verhaltenshinweise zum Schutz vor Ansteckungen sowie die 2G- und 3G-Regeln nicht mehr ausreichend umgesetzt würden, entwickle sich die Welle leider genau wie befürchtet, ergänzte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler.

Mit den zuletzt sprunghaft wachsenden Infektionszahlen sei nicht nur die Zahl der Toten gestiegen – mehr Menschen würden in Krankenhäusern und auf Intensivstationen behandelt. Daher brauche es jetzt staatlichen Schutz und Eigenverantwortung. Als größte Herausforderung nannte Spahn, dass die übergroße Zahl der noch Ungeimpften sich kaum überzeugen ließen, sich doch noch impfen zu lassen.

Drei Punkte, um Pandemie in Herbst und Winter einzudämmen

Um die vierte Welle zu brechen, stellte der Minister drei Punkte vor, über deren Umsetzung er am Donnerstag und Freitag mit den Gesundheitsministern der Länder beraten will.

  1. Beschlossene Vorsichtsmaßnahmen konsequent einhalten

    Spahn appelierte, Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten und 3G- und 2G Modelle umzusetzen. Er warb für ein konsequentes Kontrollieren der Behörden und dafür, Verstöße mit Bußgeldern zu sanktionieren.

    In Regionen, in denen das Infektionsgeschehen besonders belastend sei, müsse das 2G-Modell (geimpft und genesen) durchgesetzt werden. Dies habe nichts mit Impfmobbing zu tun, sondern schütze vor einer Überlastung des Gesundheitswesens, sagte Spahn.
  2. Verpflichtende Testkonzepte für Pflegeheime

    Da Bewohner von Pflegeheimen besonders verwundbare Menschen seien, sprach sich Spahn für verpflichtende Tests unabhängig vom Impfstatus aus. Das Testen gelte für Personal und Besucher, die das Virus in die Einrichtung tragen können. „Ich möchte das Sterben in Pflegeheimen nicht noch einmal erleben müssen wie im letzten Winter“, so Spahn.
  3. Tempo der Auffrischungsimpfung steigern

    Die Zahl der Auffrischungsimpfungen müsse schnell steigen. „Das Tempo beim Boostern reicht nicht“, so Spahn. Der Minister verwies auf die Vereinbarung der Gesundheitsministerkonferenz, allen Bewohnern in Pflegeeinrichtungen, dem dortigen Personal sowie allen Menschen über 60 eine Auffrischungsimpfung anzubieten. Die jetzt erreichten gut zwei Millionen Auffrischimpfungen seien „deutlich zu wenig“.  

Solidarität bleibt Gebot der Stunde

Auch RKI-Präsident Wieler rief noch einmal zum Impfen und zum Einhalten der AHA+L-Regeln auf. Er machte deutlich, dass die Impfung zwar nicht bei allen Geimpften gleich wirke und der Impfschutz im Laufe der Zeit – besonders bei Älteren, die ohnehin sehr gefährdet seien – nachlassen könne. Dennoch, so Wieler, bleibe Solidarität das Gebot der Stunde. „Wir alle wollen, dass dieser Winter der letzte Winter der Covid-19-Pandemie sein wird“, sagte Wieler. Aus diesem Grund trügen alle die Verantwortung für die weitere Entwicklung der vierten Welle. Mit Impfungen und dem Einhalten der Maßnahmen könnten viele Menschenleben gerettet werden.