"Verschwindende Landschaften"

Ausstellung zu COP 23 "Verschwindende Landschaften"

Zehn internationale Künstlerinnen und Künstlern haben Spuren der Menschheitsgeschichte in Natur und Umwelt in ihren Werken verarbeitet. Das Bundesumweltministerium zeigt die Ausstellung "Verschwindende Landschaften/ Landscapes of Loss" auch während der Weltklimakonferenz in Bonn.

3 Min. Lesedauer

Plastik der Ausstellung Landscape of Loss

Diese Plastik des deutschen Künstlers Stefan Rinck ist bei "Verschwindende Landschaften" zu sehen.

Foto: Thorsten Heinze

Eine gemeinsame Herangehensweise verbindet die Kunstwerke: Sie laden dazu ein, das Tempo zu drosseln und das Zeitempfinden zu verlängern. Damit wird den Besucherinnen und Besuchern ermöglicht, einen Moment darüber nachzudenken, was durch Hektik verloren geht.

Das Bundesumweltministerium zeigt die Ausstellung "Verschwindende Landschaften/ Landscapes of Loss" vom 3. bis 5. November in Berlin. Danach wird sie die Weltklimakonferenz in Bonn begleiten.

Kunst gibt Anstoß zum Nachdenken

Die Weltklimakonferenz in Bonn wird die größte zwischenstaatliche Konferenz, die es in Deutschland je gegeben hat. Erwartet werden bis zu 25.000 Teilnehmende aus allen Ländern der Welt, dazu rund 500 Nichtregierungsorganisationen und mehr als 1.000 Journalistinnen und Journalisten.

Die Umwelt zu retten und somit auch die Lebensgrundlage der Menschen, ist nicht nur allein Regierungssache. Das rufen die auf der Ausstellung gezeigten Kunstwerke eindringlich in Erinnerung. Sie regen an, darüber nachzudenken, welche Auswirkung das Denken und Handeln jedes Einzelnen auf die Umwelt hat und wie wichtig es ist, der Zerstörung der Umwelt Einhalt zu gebieten.

Zur Ruhe kommen

Skulpturen aus uraltem Stein flankieren den Weg in die Ausstellung. Hier entfalten langsam ablaufende, miteinander korrespondierende überdimensionale Bilder eine beruhigende Atmosphäre. Videos, Fotografien und Skulpturen – "Landscapes of Loss" laden dazu ein, die Handys und iPads wegzulegen, den Datenstrom abzuschalten, nicht mehr zu tweeten und zu texten.

Entschleunigung regt an: Die Phantasie, die Sinne und Assoziationen bekommen Raum. All dies hat im Alltag, der von Tempo und Stress geprägt ist, kaum eine Chance "zu Wort zu kommen". Mit der Ausstellung ist ein geschützter Raum entstanden, in dem die Besucher abschalten können – und über unseren Planeten nachsinnen.

Zerstörte Landschaften als Mahnung

Die Kunstwerke sind in den Wüsten des Mittleren Ostens, an den Meeren der Antipoden und in heimischer Umgebung entstanden. Sie erzählen von Umweltverschmutzung und aussterbenden Arten und von Verschwendung. Sie mahnen an, menschliches Handeln mit der Umwelt auszusöhnen.

So reagiert die australische Künstlerin Janet Laurence mit ihren Arbeiten auf aktuelle Umweltkatastrophen und stellt sie in den Dialog zur Umweltpolitik. Sie beschäftigt sich mit dem Korallensterben, das durch den Klimawandel verursacht wird. Ihr Video "Deep Breathing – Resuscitation for the Reef" (2015) sowie die begleitende Fotoreihe "Corral Collapse Homeopathy" (2015) wurden am australischen Great-Barrier-Riff aufgenommen. Diese Video- und Foto-Arbeiten sind für die COP 21 in Paris entstanden.

Auch der israelische Künstler Dodi Reifenberg widmet sich in seinem Schaffen einer von Menschen verursachten Umweltkatastrophe: Der tödlichen Wirkung des "Neuen Mammon Öl" und des daraus produzierten Kunststoffs. Er verwendet konsequent als Material Plastikmüll aus aller Welt für seine Collagen.

Begrenzte Zeit zum Handeln

An die verrinnende Zeit, die für das menschliche Handeln zur Verfügung steht, erinnern die deutsch-türkische Künstlerin Nezaket Ekici und der israelische Künstler Shahar Marcus. Sie haben in der israelischen Negev-Wüste ihre Performance "Sandclock"(2012) inszeniert und im Video aufgezeichnet: Muslime und Juden zeigen als menschliche Sanduhren, wie endlose Wiederholung ins Nirgendwo führt. Das macht deutlich: Die Zeit läuft ab in diesem realen und politischen Hochofen der Negev-Wüste.

Auch die deutschen Künstler Andreas Blank und Stefan Rinck haben ein Material gewählt, das für das Wesen der Zeit selbst steht: Sie arbeiten als Bildhauer ausschließlich mit Stein. Stein überdauert die Generationen. Die Skulptur "Landscape Metaphor" (2014) ist das perfekte Bild einer Plastiktüte aus dem seltenen Alabaster, eine Kombination aus Profanem und Kostbarem. Stefan Rinck hat aus Sandstein fünf Geschöpfe als "ewige" Steinwesen geschaffen. Dieses Material verweist sowohl in vergangene wie moderne Zeiten, ist aber selbst sehr anfällig für den "Zahn der Zeit".

Von Berlin nach Bonn

Am 2. November wird die Ausstellung "Verschwindende Landschaften" eröffnet. Sie ist vom 3. bis 5. November von 16 bis 20 Uhr zu sehen im Bundesumweltministerium, Stresemannstraße 128-130, 10117 Berlin. Der Eintritt ist frei.

Während der Ausstellung wird auch ein Workshop für Kinder stattfinden. Kinder der Unterstufe können dabei selbst Bilder zu den ausgestellten Kunstwerken anfertigen. Diese Bilder werden ebenfalls direkt in der Ausstellung gezeigt.

Vom 6. bis 17. November wird die Ausstellung während der Weltklimakonferenz in Bonn gezeigt.