"Mit der Politik auf Augenhöhe"

Tour durch die Bundesregierung "Mit der Politik auf Augenhöhe"

Einen Tag eintauchen in die große Bundespolitik, das konnten Besucher beim Tag der Offenen Tür der Bundesregierung. Podiumsdiskussionen, Informationsstände, Dokumentationsfilme - unterwegs mit einer Besucherin.

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Regierungssprecher Steffen Seibert in der Bundespressekonferenz.

Der Saal der Bundespressekonferenz ist zum Tag der offenen Tür sehr gut besucht.

Foto: Bundesregierung/Bolesch

Ganz vorne, in der zweiten Reihe, hat sie einen Platz bekommen. "Premiumsitze! Von hier aus kann ich Herrn Seibert gut sehen", freut sich Christiane Molapo. Die 38-jährige Hamburgerin ist zum ersten Mal beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung. "Beim Surfen im Internet bin ich zufällig darauf gestoßen", erzählt sie. Langsam füllt sich der Raum der Bundespressekonferenz - der große Saal, in dem sich die Sprecher der Ministerien drei Mal pro Woche den Fragen der Hauptstadtpresse stellen.

Den Pressesprechern ganz nah

Im Laufschritt kommt Steffen Seibert die Treppe hinauf. "Entschuldigung, ich hatte mich draußen festgequatscht", begrüßt der Regierungssprecher die Gäste in den vollen Sitzreihen und nimmt auf seinem Stuhl in der Mitte des riesigen Podiums Platz.

Zur Einstimmung ein Lob: die Bundespressekonferenz sei eine international einmalige Einrichtung. Ein Verein von und für Journalisten. "Auch wenn man hier als Regierungssprecher nicht nur angenehme Stunden hat" - Seibert stockt kurz, "komme ich doch immer wieder gerne hierher." Der Saal lacht.

In der folgenden Stunde beantworten Seibert und die Sprecher der Ministerien geduldig die Fragen aus dem Gäste-Plenum: Wie ist das Verhältnis des Bundespresseamts zu den Ministerien? Wie sollte sich Deutschland besser auf die steigenden Flüchtlingszahlen einstellen? Soll der Wohnungsbau in Deutschland künftig noch stärker gefördert werden? "Es geht ganz schön zur Sache", bemerkt Christiane Molapo. "Aber das ist ja Sinn der Sache."

Das Erinnern darf nie aufhören

Die 38-Jährige hat sich für den Tag der offenen Tür viel vorgenommen. Über die drei Schwerpunktthemen will sie sich informieren: Bürgerdialog, Digitale Agenda und 25 Jahre Freiheit und Einheit. Hierfür geht es, als zweite Station, in den Garten des Bundeskanzleramts. "Ich habe von der Deutschlandreise gelesen. Als die Mauer fiel, war ich zwölf. Es ist immer wieder spannend zu erfahren, wie das Leben im Osten war."

"Deutschlandreise", damit ist der "Sehcontainer" gemeint, an dem mittags dutzende Menschen stehen und sich Ausschnitte aus Originalfilmen anschauen. Sie erinnern an die Friedliche Revolution und den Mauerfall und zeigen Beispiele dafür, wie sich die neuen Bundesländer in den 25 Jahren seit der Wiedervereinigung entwickelt haben.

Für viele Besucher eine emotionale Tour durch die Vergangenheit. "Unser Sohn wohnt in Berlin, die Mauer verlief damals direkt durch seine Küche. Das Erinnern muss weitergehen und dafür sind die Filme gut geeignet", sagt Werner Schenk. Die Ehefrau des 68-Jährigen aus Stuttgart pflichtet ihm bei: "Man darf nie aufhören, solche Bilder zu zeigen."

Gäste aus der ganzen Welt

Für Christiane Molapo geht es weiter zur dritten Station: die Digitale Agenda. "Meine Eltern wohnen auf einem Dorf bei Hamburg. Das Internet ist langsam und der Handyempfang schlecht. Mich würde sehr interessieren, wann das besser wird."

Im Verkehrsministerium hofft sie Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Der Weg dorthin ist ganz einfach: Ein Shuttleservice, Linie Orange, bringt die Gäste vom Kanzleramt zu den Ministerien - vorbei am ARD-Hauptstadtstudio, dem Familien- und dem Gesundheitsministerium.

Am Auswärtigen Amt steigen vier als Löwen geschminkte Kinder zu, dahinter eine Gruppe Italiener. "Ich habe schon viele unterschiedliche Sprachen im Bus gehört. Französisch, Englisch, Russisch, Japanisch", erzählt Christiane Molapo. Am Verkehrsministerium springen die Löwen aus dem Shuttle. E-Bike wollen sie fahren, lautet die Bitte an ihre Eltern.

Schnelles Internet für alle

Ein Meer aus weißen Plastikzelten glitzert in der Sonne, Luftballons hängen wie Lampions am Himmel. Aus den Lautsprechern dröhnt Musik einer Popband, es riecht nach Holzkohle. Der Invalidenpark vor dem Verkehrsministerium hat sich in ein Volksfest verwandelt.

Christiane Molapo bleibt am Stand der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes stehen. Vorgestellt werden Ausbildungsberufe, wie Industriemechaniker und Vermessungstechniker. "Hätte man mir solche Berufe früher auch so erlebbar gemacht, wäre ich vielleicht nicht Kunsthistorikerin geworden", lacht sie.

Aber eigentlich hat sie ja eine ganz andere Frage: das Internet. Am Informationsstand "Digitale Agenda" gibt es die Antwort. Ein Mitarbeiter erklärt ihr, dass es noch bis 2018 dauern werde, bis es in ganz Deutschland schnelles Internet gäbe. 2,7 Milliarden Euro koste das den Bund.

Mit der Bundesregierung ins Gespräch kommen

Mittlerweile ist es früher Nachmittag, die Sonne brennt vom Himmel. An einem der Verpflegungsstände bekommt Christiane Molapo einen Becher kaltes Wasser, daneben ein Eis auf die Hand. Frisch gestärkt geht es zurück zum Shuttlebus - und zur letzten Station.

"Was für ein Empfang", freut sich Christiane Molapo beim Gang über den roten Teppich vor dem Eingang zum Bundespresseamt, direkt an der Spree. Innen, im Gebäude, hat sich am Infostand für den Bürgerdialog eine kleine Menschentraube gebildet. Die Bürgerinnen und Bürger können hier auf Faltkarten angeben, welche Themen in der Politik ihrer Meinung nach noch größere Bedeutung finden sollten.

"Sicherheit im Arbeitsleben, das ist mir besonders wichtig", sagt Christina Hintz. Seit Jahren arbeite sie in befristeten Verhältnissen. Besonders bei der Wohnungssuche bereite ihr das Probleme, erzählt die 33-Jährige aus Niedersachsen und füllt eine der Faltkarten aus.

Offene Kommunikation und Transparenz

Christiane Molapo nimmt sich auch eine der Faltkarten. "Freiheit, Vielfalt und Bildung sind für mich entscheidend". Ein selbstbestimmtes Leben meint sie damit - in einem Land, das Menschen gut ausbilde und alle Generationen miteinbeziehe. Ende Oktober endet der Bürgerdialog. Die Antworten werden dann ausgewertet und in einem Bericht zusammengefasst.

Damit schließt sich der Kreis für Christiane Molapo. Beginn des Tages war die Bundespressekonferenz, das Ende der Bürgerdialog. "Ich finde gut, dass die Bundesregierung versucht, offen zu kommunizieren und mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Mit der Politik auf Augenhöhe - das gefällt mir."