Kenia setzt auf Solartechnologie

Erneuerbare Energie für Afrika Kenia setzt auf Solartechnologie

Die kenianische Regierung will das ganze Land mit Strom versorgen, kann die Elektrifizierung tausender Dörfer allerdings nicht allein finanzieren. Das Entwicklungsministerium fördert die Elektrifizierungskampagne.

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Auf dem afrikanischen Kontinent haben rund 20 Millionen Menschen in Afrika keinen Zugang zu Strom. Südlich der Sahara sind das fast 70 Prozent der Bevölkerung. In Kenia leben mehr als 46 Millionen Menschen - 30 Prozent von ihnen sind mit Elektrizität versorgt. Viele haben keinen Stromanschluss, weil das nationale Stromnetz nur die Städte und ihr Umland beliefert.

Stromversorgung in Kenia

In abgelegenen Gegenden ist der Netzausbau zu teuer und die potentielle Kaufkraft der Kunden zu gering. Vor allem im dünn besiedelten Norden sind weniger als fünf Prozent der Einwohner an das Stromnetz angeschlossen. Dort existieren nur wenige, meist von Dieselgeneratoren betriebenen Inselnetze.

Diese von Dürren geplagte Region an der Grenze zu Sudan und Äthiopien gilt als das Armenhaus Kenias. "In absehbarer Zeit wird diese Region nicht an das nationale Energienetz angeschlossen werden", erklärt Maximilian von der Heyde von der KfW-Entwicklungsbank. "Für solche entlegenen Gebiete ist die dezentrale Energieversorgung die wirtschaftlich beste Lösung."

Bis 2020 will Kenias Regierung das ganze Land mit Strom versorgen – auch um die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Der kenianische Staat kann die Energieversorgung tausender Dörfer und kleiner Städte allerdings nicht allein finanzieren.

Einer Studie der amerikanischen Entwicklungsorganisation USAID zufolge werden rund 1,2 Milliarden US-Dollar benötigt, um elf Millionen Kenianer abseits der Stromtrassen mit Solarstrom zu versorgen. Umgerechnet entspricht das einem Preis von knapp 1.000 Euro pro Person.

Programm Pro Solar gegen Investitionshürden

Dem Staat fehlt das Geld für die Stromversorgung von elf Millionen Einwohnern. Und private Investoren zeigten bisher wenig Interesse, in den unsicheren kenianischen Markt einzusteigen. Deshalb wird an Pilotstandorten getestet, wie autonome Stromnetze durch private Stromversorger profitabel betrieben werden können.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fördert die Elektrifizierungskampagne der Regierung mit dem Programm "Förderung von Solar-Hybrid-Dorfstromanlagen" (Pro Solar). Im Rahmen eines deutsch-kenianischen Vorhabens werden ausgewählte Dörfer und Kleinstädte in zwei nördlichen Verwaltungsbezirken mit solarbetriebenen Inselnetzen elektrifiziert.

Ziel des Programms Pro Solar ist es, Investitionshürden zu beseitigen. Die GIZ berät dazu das kenianische Energieministerium, die ländliche Elektrifizierungsbehörde und die Verantwortlichen in den Verwaltungsbezirken.

Pilotprojekt Talek

Der kleine Ort Talek im Verwaltungsbezirk Narok im Süden von Kenia ist derzeit im Blick privater Investoren, die künftig auf die Erzeugung von Solarstrom setzen wollen. "Ihr Interesse ist schlagartig gewachsen, seit man einen Ort vorweisen kann, an dem ein wirtschaftlicher Betrieb einer Solar-Hybrid-Dorfstromanlage demonstriert werden kann", sagt der Experte der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZPierre Telep.

Er hat den Aufbau der Anlage, die eine Leistung von 50 Kilowatt hat, betreut. "Solar-Hybrid-Anlage heißt in unserm Fall, dass eine Photovoltaik-Anlage mit einem Dieselgenerator verknüpft wird. Dieser wird zugeschaltet, wenn die Solaranlage die Stromnachfrage allein nicht decken kann. Bisher wurde er aber nur an wenigen Tagen in der Regenzeit benötigt."

Dorfstromanlagen schaffen Arbeitsplätze

Damit der Solarbranche qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, fördert das Programm auch die Ausbildung von Solartechnikerinnen und -technikern. Zu Demonstrationszwecken ist deshalb an der Universität Strathmore in Nairobi eine 10-Kilowatt-Solar-Hybrid-Anlage  installiert worden. Außerdem wurde ein landesweit gültiger Lehrplan erarbeitet und die Kampagne "She Shapes Solar" entwickelt. Sie ermutigt Frauen, sich in der Solarbranche zu engagieren.

2016 war Deutschland mit 1,2 Milliarden Euro größter bilateraler Geber für erneuerbare Energien in Afrika. Diese Mittel wurden in den Ausbau klimafreundlicher Energiesysteme in Afrika, die Übertragung und Verteilung des nachhaltig produzierten Stroms und in technische Zusammenarbeit investiert. Derzeit werden Energievorhaben in mehr als 20 afrikanischen Ländern unterstützt.

Grüne Bürgerenergie für Afrika

Insbesondere die Bevölkerung in ländlichen Regionen wird nicht darauf warten können, an ein nationales Stromnetz angeschlossen zu werden. Hier setzt die Initiative des Entwicklungshilfeministeriums "Grüne Bürgerenergie für Afrika" an. Sie soll helfen, mehr Menschen in Afrika Strom zu liefern. G20-Reformpartnerschaften schaffen Bedingungen für private Investitionen. "Afrika kann der erste Kontinent sein, der sich vollständig aus neuen Energien versorgt", sagt Entwicklungsminister Gerd Müller.

Im Rahmen der Energieinitiative sollen unter anderem Bürger-Energie-Partnerschaften gegründet werden, bei denen deutsche Bürger und Kommunen ihr Wissen mit afrikanischen Partnern teilen können. Über dezentrale Energielösungen könnten auch in entlegenen Dörfern, Krankenhäuser betrieben werden, Lebensmittel und Medikamente gekühlt, Schulen und Häuser beleuchtet, mit Solaröfen gekocht, Felder bewässert und Arbeitsplätze geschaffen werden.

Solaranlagen erleichtern das Leben

Solarenergie ist nicht nur die effektivste, sondern auch die flexibelste Energieart. Da Solarmodule auf dem Dach für die wenigsten Menschen erschwinglich sind, gibt es Mini-Lösungen. Solarkocher, Solarkühlschränke, und Solarwasseraufbereitungsanlagen sind weit verbreitet.

Die Solarlampe Little Sun bringt Licht auch in Regionen, die ohne stabile Stromversorgung auskommen müssen. Sie beleuchtet Schreibtische und Marktstände. Dazu gibt es ein solarbetriebenes Ladegerät. Mit Solarrucksäcken können Schüler auf ihrem Schulweg Solarlampen laden, um am Abend ihre Hausaufgaben zu machen. Die Energieversorgung macht Fortschritte.