Wenn Sport Türen öffnet

Flüchtlingskinder integrieren Wenn Sport Türen öffnet

Kinder gewöhnen sich in der Regel schnell an Neues. Doch fremd zu sein in einem Land, in dem niemand ihre Sprache spricht, ist auch für sie schwierig. Der TV Arnsberg hat deshalb Flüchtlingskinder zu einer Ferienfreizeit eingeladen.

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Eine Woche lang erleben knapp 45 Kinder Sport, Spaß und Spiel beim Ferienangebot. Sharuka aus Sri Lanka ist eine von ihnen. Sie übt sich im Jonglieren bunter Tücher.

Eine Woche lang erleben knapp 45 Kinder Sport, Spaß und Spiel beim Ferienangebot. Sharuka aus Sri Lanka ist eine von ihnen. Sie übt sich im Jonglieren bunter Tücher.

Foto: photothek.net/Gottschalk

Ganz vorsichtig dreht Udo Jakobi das Rhönrad immer weiter – und Tamanija dreht sich mit. Mit weit aufgerissenen Augen steht die Zehnjährige in dem Turngerät und hält sich krampfhaft an seinen Sprossen fest. Dann ist das Rad einmal rum. Tamanija strahlt. "Das war gar nicht so schwierig", sagt sie.

Tamanija ist mit ihrer Familie aus Serbien nach Deutschland gekommen, um hier ein neues Leben anzufangen. Der TV Arnsberg will ihr und anderen Flüchtlingskindern dabei helfen anzukommen. Deshalb hat der Sportverein in der 74.000-Einwohner-Stadt im Sauerland sie zu seiner diesjährigen Ferienfreizeit eingeladen.

Kinder proben für ihre Zirkusvorstellung

Zirkus lautet das Motto. Eine Woche lang üben insgesamt 45 Kinder zwischen 9 und 13 Jahren Sprünge auf dem Trampolin, jonglieren mit bunten Tüchern, trainieren Kunststücke auf der Matte und rollen im Rhönrad durch die Halle.

Kinder proben für eine Vorführung mit Röhnrädern

Das Ferienprogramm ist für alle Kinder eine unterhaltsame und spaßige Abwechslung.

Foto: photothek.net/Gottschalk

"Hier geht im Zweifel auch alles ohne Sprache"

Vier Übergangswohnheime für Flüchtlinge gibt es in Arnsberg. 131 Menschen sind im ersten Halbjahr 2015 neu in der Stadt angekommen und warten hier darauf, dass über ihren Asylantrag entschieden wird. Die meisten von ihnen kommen aus Serbien, Albanien und Syrien.

Die Kinder gehen zunächst in sogenannte Integrationsklassen, bis ihre Sprachkenntnisse ausreichen, um eine Regelschule zu besuchen. "Sport ist ein tolles Mittel, um Türen zu öffnen", sagt Udo Jakobi, der erste Vorsitzende des TV Arnsberg. "Hier geht im Zweifel auch alles ohne Sprache."

"Greift die Tücher so, als wären es Gespenster." Marianne Bläsing macht es vor und zeigt den Kindern um sie herum, wie man die bunten Tücher beim Jonglieren fliegen lässt. Die Handballtrainerin hat erst zu Beginn des Jahres erlebt, wie gut Integration über Sport funktionieren kann. Nach einer Werbeaktion des Vereins kam ein 13-Jähriger zum Training. Seine Lehrerin hatte ihm den Flyer übersetzt. Deutsch sprach der Junge kaum. "Aber das war überhaupt kein Handicap", erzählt Marianne Bläsing, "die Kinder haben ihn sofort in die Mannschaft aufgenommen." Der Junge, dessen Familie aus dem Kosovo stammt, kam wieder – zusammen mit seiner Schwester und einem weiteren Jungen.

Kinder erfahren Erfolgserlebnisse

Der Verein regelte unkompliziert, dass die drei jeweils Mitglied werden konnten und übernahm den monatlichen Beitrag. Ein Angebot, das der TV Arnsberg noch einmal machen will, sollten die Flüchtlingskinder nach der Ferienfreizeit Mitglieder im Verein werden wollen.

Handballtrainerin Marianne Bläsing (l.) und Vereinsmanagerin Heike Bienstein geben Hilfestellung beim Handstand.

Integration durch Sport - ein Gewinn für alle.

Foto: photothek.net/Gottschalk

Verein unterstützt auch Kinder aus sozial schwachen Familien

Während der Ferienzeit, wenn viele andere Kinder und ihre Familien in den Urlaub fahren, hat die Ferienfreizeit des TV Arnsberg noch eine weitere Funktion: "Es ist eine gute Abwechslung für die Kinder, eine Beschäftigung gegen Langeweile", sagt Udo Jakobi. Und da das nicht nur während der Ferien und für Kinder aus Flüchtlingsfamilien gilt, spricht der Verein auch immer sozial schwächere Familien an und unterstützt sie dabei, Geld aus dem Bildungspaket für den Vereinsbeitrag ihrer Kinder bei der Stadt zu beantragen. Integration hat eben viele Facetten.

Tamanija ist übrigens beim Rhönrad geblieben und hat bei der Zirkusvorstellung am Ende der Woche gezeigt, was sie alles schon kann mit dem großen Sportgerät. Als eines von 16 Kindern der Rhönrad-Gruppe. Mittendrin. Wie sie und der TV Arnsberg es sich gewünscht haben.