Millionenfaches Kükentöten beenden

Neue Methode vorgestellt Millionenfaches Kükentöten beenden

45 Millionen männliche Küken werden pro Jahr getötet - weil sie sich wirtschaftlich nicht rechnen. Das soll sich jetzt ändern: Mit dem vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten SELEGGT-Verfahren kann das Geschlecht bereits im Ei bestimmt und so das Ausbrüten männlicher Küken verhindert werden.

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Zwei Hühnerküken sitzen Rücken an Rücken in einem kleinen Behälter.

Künftig kann dem Kükentöten durch frühzeitige Aussortierung männlicher Eier vorgebeugt werden.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

"Das ist ein großer Tag für das Tierwohl in Deutschland! Und damit werden wir Taktgeber in Europa", sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei der Präsentation der neuen Methode.

So funktioniert das SELEGGT-Verfahren

Beim von der Firma SELEGGT und der REWE Group entwickelten Verfahren wird dem Ei mittels einer feinen Injektionsnadel eine winzige Menge Flüssigkeit entnommen. Das Innere des Eies bleibt dabei unversehrt. Anhand der Flüssigkeit kann dann mit einem speziellen Marker das Geschlecht des künftigen Kükens bestimmt werden. Handelt es sich um ein männliches Brut-Ei wird es aussortiert. Ansonsten schlüpft am 21. Bruttag ein weibliches Küken. Das SELEGGT-Verfahren hat in der Praxis eine Bestimmungsgenauigkeit von rund 98 Prozent.

Männliche Küken von Legehennen – sogenannte Bruderhähne – legen keine Eier und setzen zu wenig Fleisch an. Das macht ihre Aufzucht wirtschaftlich unattraktiv. Die Folge: Männliche Küken werden getötet. Um diese Praxis zu beenden, hat das Bundeslandwirtschafstministerium (BMEL) die Entwicklung von Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei mit fünf Millionen Euro gefördert.

Erste Eier bereits im Handel

Seit November 2018 können Kunden in Berlin erste Eier kaufen, deren Legehennen als Brut-Ei das neue Verfahren durchlaufen haben. Für das kommende Jahr plant die REWE Group die deutschlandweite Einführung der sogenannten "respeggt-Freiland-Eier". Zeitgleich erarbeitet SELEGGT ein Geschäftsmodell, um der Branche die neue Technik ohne Mehrkosten zur Verfügung zu stellen. Ab 2020 soll auch ersten Betrieben zum Ausbrüten von Eiern - sogenannten Brütereien - das patentrechtlich geschützte Verfahren zur Nutzung angeboten werden.

Bundesregierung für mehr Tierwohl

Im Koalitionsvertrag hat sich die Bundesregierung darauf verständigt, das Töten der sogenannten Eintagsküken bis zur Mitte der Legislaturperiode zu beenden. Darüber hinaus arbeitet sie derzeit intensiv an der Einführung eines freiwilligen Tierwohlkennzeichens. Ab Frühjahr 2020 sollen Verbraucher erste Produkte kaufen können, die nach höheren als den gesetzlich vorgeschriebenen Standards erzeugt wurden. Bis Ende 2020 sollen zudem alternative Methoden zur betäubungslosen Ferkelkastration entwickelt werden.