Neue Ansätze in der Krebsforschung

Hightech-Strategie Neue Ansätze in der Krebsforschung

Rund 52.500 Menschen erkranken in Deutschland pro Jahr an Lungenkrebs. Etwa 43.000 von ihnen verlieren den Kampf und sterben daran. Wissenschaftler erforschen im Rahmen der Zukunftsaufgabe "Gesundes Leben" eine neue Therapie, die die Überlebenschance maßgeblich verbessern könnte.

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Killerzellen werden in einem medizinischen Forschungslabor aktiviert

Durch das Aktivieren von körpereigenen Killerzellen könnte das Leben von Lungenkrebspatienten verlängert werden.

Foto: Photothek.net

"Eine bessere Lebensqualität und ein längeres Leben für Patienten mit Lungenkarzinom", sind das erklärte Ziel des Forschungsprojekts, an dessen Spitze Professor Gabriele Multhoff von der Technischen Universität München steht. Sie hat eine zielgerichtete Immuntherapie entwickelt, die auf die Aktivierung körpereigener natürlicher Killerzellen (NK) basiert.

Durch diese Therapie sollen die nach einer kombinierten Strahlen- und Chemotherapie überlebenden Tumorzellen gezielt ausgeschaltet werden. Derzeit wird das Verfahren in einer klinischen "Phase II Studie" getestet. Bei einer "Phase II Studie" wird ein Medikament oder eine medizinische Methode erstmals an erkrankten Patienten erprobt.

Der innovative Therapieansatz hat großes Potenzial für eine wirksamere Behandlung von Lungentumoren. Daher fördert die Bundesregierung das Projekt im Rahmen ihrer Hightech-Strategie mit mehr als 1,5 Millionen Euro.

Risikofaktor Rauchen

Das Rauchen ist Risikofaktor Nummer eins für Lungenkrebs. Bei Männern sind rund 90 Prozent der Lungenkarzinome darauf zurückzuführen. Mehr als 60 Prozent der erkrankten Frauen haben über mehrere Jahre geraucht. Lungenkrebs ist in Deutschland mit Abstand die häufigste Krebstodesursache bei Männern und die zweithäufigste bei Frauen: An Lungenkrebs sterben hierzulande mehr Menschen als an Brustkrebs, Prostatakrebs und Dickdarmkrebs zusammen.

Neue Immuntherapie gibt Hoffnung

Die neue Immuntherapie könnte Abhilfe schaffen, hoffen Wissenschaftler. Spätestens acht Wochen nach dem Ende ihrer Strahlenchemotherapie müssen Probanden im Rahmen der aktuellen Studie mit ihr beginnen. Den Patienten wird zunächst Blut abgenommen. Im Labor werden darin dann die natürlichen Killerzellen aktiviert.

Einige Tage später erhalten die Patienten eine Infusion mit ihren körpereigenen, aktivierten natürlichen Killerzellen. Dieser Vorgang, der ambulant durchgeführt werden kann, wird vier Mal alle zwei bis sechs Wochen wiederholt. Dann sind im Idealfall alle Tumorzellen ausgeschaltet.

Bislang laufe die Studie ohne Komplikationen, kann Multhoff berichten. Die Patienten zeigten keine unerwünschten Nebenwirkungen. Ob die NK-Zelltherapie tatsächlich den erhofften Nutzen bringt - nämlich ein verbessertes und erkrankungsfreies Gesamtüberleben - dazu könne sie aber erst nach Abschluss der Studien Angaben machen.

Prof. Gabriele Multhoff im Labor

Prof. Gabriele Multhoff im Labor

Foto: Heddergott/TU

Sobald die Studie abgeschlossen ist – geplant ist das für September 2017 –, sollen alle Daten ausgewertet und veröffentlicht werden. Multhoff hofft, dass weitere Ergebnisse aus ihrer Grundlagenforschung möglichst rasch in die klinische Prüfung eingehen. Und: "Die aus dieser Studie gewonnen Daten könnten auch Patienten mit anderen Tumorarten zugutekommen."

Es könne funktionieren, die Therapie, die derzeit bei Patienten mit nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen erprobt wird, auch bei Patienten mit anderen Tumorarten anzuwenden und deren Tumorzellen mithilfe von Immunzellen gezielt zu zerstören.

Weitere Probanden gesucht

An der Studie teilnehmen können – mit verschiedenen Einschränkungen – Männer und Frauen zwischen 18 und 75 Jahren. Im Gespräch hofft Professor Multhoff, bald mehr Probanden zu finden, die an der derzeit laufenden Studie teilnehmen wollen: "Momentan wurden 14 Patienten von insgesamt 90 in die Studie rekrutiert. Das heißt, wir müssen weiter Patienten motivieren."

Interessierte Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom im Stadium IIIA/IIIB sollen sich an ihren behandelnden Arzt wenden, der dann direkt Kontakt zu Professor Gabriele Multhoff (E-Mail: gabriele.multhoff@tum.de, Fax: 089/4140-4299) aufnehmen kann.