Artenvielfalt und Ernährung sichern

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Klimawandel und Entwicklung des Bodens Artenvielfalt und Ernährung sichern

Die Erderwärmung verändert Ökosysteme an Land und unter Wasser. Eine große Gefahr hierbei sind insbesondere Hitzewellen, trockene Phasen und Starkregen. Damit nimmt auch der Artenwandel, also die Veränderung der Arten, in Deutschland zu. Das hat Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, die Böden, die Land-, Wald- und die Forstwirtschaft. An diese Folgen des Klimawandels müssen wir uns anpassen.

5 Min. Lesedauer

Das Bild zeigt einen grünen Feldweg auf einem Acker.

Zum Schutz von Biodiversität und Böden tragen mehr ökologische sowie eine ressourcenschonendere und tierwohlgerechtere Landwirtschaft bei.

Foto: Getty Images/iStockphoto/diephosi

1. Risiken und Fakten

Biologische Vielfalt

Die Artenvielfalt ist existenziell für unser Leben auf der Erde. Sie umfasst Ökosysteme an Land und unter Wasser. Allein in Deutschland sind ein Drittel der Arten gefährdet. Die Risiken der Erderwärmung zeigen sich auf vielfältige Weise: Manche Pflanzen beginnen zu blühen, bevor Bienen sie bestäuben können. Manche Tiere bekommen früher ihren Nachwuchs, dem dann noch nicht genügend Nahrungsmittel zur Verfügung stehen. Invasive Arten verbreiten sich bei Wärme stärker. Feuchtgebiete und Bäche trocknen aus, in Flüssen steigen die Wassertemperaturen. In Gebirgen weichen die Arten weiter nach oben aus. Aufgrund des früheren Blattaustriebs sind Bäume und Pflanzen vermehrt Spätfrostschäden ausgesetzt. Borkenkäfer, Trockenheit und Stürme schaden den Wäldern.

Boden

Der Boden ist Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen und gleichzeitig eine essenzielle Grundlage für die Land- und Forstwirtschaft. Fruchtbarer Boden hängt stark von der Temperatur und der Verfügbarkeit von Wasser ab. Starker Regen und Wind führen zu Bodenerosion. Bei Wassermangel kann der Boden Pflanzen nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgen. Aufgrund von Trockenphasen im Sommer verschiebt sich die Grundwasserneubildung in den Herbst und Winter, sodass Nährstoffe nicht von Pflanzen genutzt werden können. Starkregen versickert nicht im Boden, sondern fließt oberflächlich ab. So wird der Boden nicht ausreichend durchlüftet und seine Fruchtbarkeit leidet: Pflanzen bekommen zu wenig Sauerstoff.

Eine weitere Herausforderung ist die Bodenversiegelung: Vor allem in dichtbesiedelten, städtischen Gebieten kann der Boden seine natürliche Funktion im Klimakreislauf nicht wahrnehmen. Versiegelter Boden nimmt kein Wasser auf, fällt damit als Wasserspeicher im Hochwasserschutz aus und verliert seine Funktion, die Umgebung auf natürliche Weise durch verdunstendes Wasser zu kühlen.

Landwirtschaft

Der Klimawandel wirkt sich in vielfältiger Weise auf die Landwirtschaft aus. Sowohl Witterung als auch einzelne Wetterereignisse beeinflussen die Höhe und die Qualität des Ertrags von Pflanzen – und auch von Tierwohl und Tiergesundheit. Denn auch Tiere haben einen optimalen Temperaturbereich, in dem sie besonders gesund und auch leistungsfähig sind. Beispielsweise geben Kühe schon bei geringem Hitzestress weniger Milch in verminderter Qualität. Schweine und Geflügel fressen bei Hitze weniger und wachsen dadurch auch weniger, Hühner legen kleinere Eier mit dünner Schale.

Mit den steigenden Temperaturen verändern sich auch die Pflanzen, die hierzulande angebaut werden können: Winterweizen, -roggen und -gerste beispielsweise benötigen einen Kältereiz im Winter. Sie könnten bei steigenden Temperaturen regional nicht mehr angebaut werden. Dafür wäre der Anbau wärmeliebender Kulturen wie Soja oder Rotwein möglich. Die steigenden Temperaturen führen auch zu einem früheren Vegetationsbeginn und damit einer längeren Vegetationsperiode. Davon kann die Landwirtschaft profitieren. Andererseits besteht auch ein größeres Risiko für Ernteverluste durch Spätfrost. Zudem besteht die Gefahr, dass manche Pflanzen so früh blühen, dass noch keine Insekten da sind, die sie bestäuben können.

Wald- und Forstwirtschaft

Der Klimawandel stellt den Wald vor große Herausforderungen: Extremwetterereignisse wie Hitze- und Trockenperioden oder Stürme schaden dem Wald ebenso wie Schädlingsbefall und Waldbrände. Bäume sind sehr langlebig, sie brauchen also sehr lange, um sich an neue (klimatische) Verhältnisse anzupassen. Junge Bäume, insbesondere Fichten und Buchen, sterben schneller an den Folgen von Trockenheit. Ältere Bäume, insbesondere Eichen und Kiefern, können Trockenperioden besser überstehen, sind dann aber anfälliger für Sturmschäden, Waldbrände oder Schädlingsbefall. Außerdem profitiert beispielsweise der Borkenkäfer von den wärmeren Temperaturen: Er kann sich schneller und stärker vermehren und den geschwächten Fichten noch mehr Schaden zufügen. Zudem können sich bei steigenden Temperaturen neue Schädlinge etablieren.

2. Maßnahmen zur Anpassung

Mit der Deutschen Anpassungsstrategie hat die Bundesregierung 2008 den strategischen Rahmen gesetzt, um unsere Gesellschaft vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Der im Jahr 2020 beschlossene Aktionsplan Anpassung III  skizziert mehr als 180 Maßnahmen aller Bundesressorts zur Klimaanpassung.

Die Kernaufgabe der Landwirtschaft ist die möglichst nachhaltige Ernährung der Bevölkerung. Experten aus Bund und Land forschen deshalb zur Anpassung von Kulturpflanzen durch Züchtung. Außerdem wird untersucht, wie eine klimaangepasste und standortgerechte Fruchtfolge und Sortenwahl zu besseren Erträgen führen können. Die Bundesregierung unterstützt die Landwirtschaft bei der Anpassung an den Klimawandel.

Um das Überleben heimischer Arten und Lebensräume zu gewährleisten, unterstützt der Bund die Entwicklung eines bundesweiten funktionsfähigen Biotopverbundes. Um besonders empfindliche oder gefährdete Arten widerstands- und anpassungsfähiger zu machen, werden ihre Lebensräume geschützt. Auch das Bundesprogramm zur Biologischen Vielfalt mit dem Förderschwerpunkt „Ökosystemleistungen“ soll die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel sichern. Eine Forschungsinitiative  treibt zudem Biodiversitätsforschung maßgeblich voran.

Zum gezielten Erhalt der Böden wird mit dem Klimafolgen-Bodenmonitoring-Verbund der Ist-Zustand der Böden in Deutschland erfasst, überwacht und dokumentiert. Der Masterplan Stadtnatur hat das Ziel, dass mehr Böden entsiegelt werden, um die natürliche Kühlfunktion und Wasseraufnahme- und -speicherkapazität wieder nutzen zu können. Zudem schützt der Bund Moorböden durch das Programm zur Bestandssicherung und Wiedervernässung von Hoch- und Niedermooren.

Damit die Wälder klimarobust werden, braucht es stabile, strukturreiche und standortgerechte Mischwälder. Die Bundesregierung fördert in großem Umfang Maßnahmen, um naturnahe und artenreiche Wälder auf Dauer zu erhalten. Mit dem Waldklimafonds fördert sie Maßnahmen, um das CO2-Minderungspotenzial von Wald und Holz zu erhalten und auszubauen und die Wälder an den Klimawandel anzupassen. Massive Fondsmittel fließen zudem in die Waldforschung. Über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (GAK) stellen Bund und Länder erhebliche Mittel bereit, um Waldbesitzer bei der Wiederaufforstung Klimaanpassung ihrer Wälder zu unterstützen.

3. Beispiele für zukünftige Anpassungsmaßnahmen

Die Folgen des Klimawandels erfordern auch in Zukunft einen sorgsamen Umgang mit unseren Böden – sei es als Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen, für die Land- oder die Waldwirtschaft. Ein wichtiger Faktor zum Schutz der Biodiversität und der Böden kann die stärkere Umsetzung der Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft sein. Auch die konventionelle Landwirtschaft muss ressourcenschonender und tierwohlgerechter werden – und dabei ertragreich bleiben.

Auch die Züchtung von klimatoleranten oder -resilienten Kulturen sowie auch der Erhalt von Wildpflanzen könnten ermöglichen, dass an extreme Witterungsbedingungen angepasste Sorten und Arten zur Verfügung stehen.

Zum Schutz vor Waldbränden muss die Öffentlichkeit noch besser aufgeklärt werden. Doch auch bei den Klimaanpassungsmaßnahmen gibt es Zielkonflikte: Regenwasser kann zur Grundwasseranreicherung verwendet werden und so der Grundwasserspiegel wieder erhöht werden. Dies kann gegen Trockenheit helfen und zum Erhalt grundwasserabhängiger Feuchtgebiete beitragen. Es besteht jedoch das Risiko, dass tiefergelegene Gebäude geflutet und Landwirtschaftsflächen überschwemmt werden, auch gibt es potenzielle Wassernutzungskonflikte.

Zur Förderung der Biodiversität sollte totes Holz in Wäldern bleiben – zum Schutz vor Schädlingen sollten befallene Bäume jedoch geräumt werden. Feuchtflächen wie Sümpfe, Moore oder Auen können Wasser speichern und als Senken dienen. Ihre Erhaltung und Förderung steht jedoch im Konflikt zu konkurrierenden Nutzungsinteressen.