Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt
Die Bundesregierung hat einen Bericht zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt vorgelegt. Viele Aktivitäten zum Schutz der Biodiversität wirken. Der Verlust der biologischen Vielfalt schreitet dennoch voran. Eine überarbeitete Strategie soll Abhilfe schaffen.
Der fortschreitende Verlust der biologischen Vielfalt ist neben dem Klimawandel eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Natürliche Lebensräume werden zerstört, Tier- und Pflanzenarten verlieren ihre Lebensgrundlage. Das hat gravierende ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen.
Um mehr für den Erhalt der Biodiversität zu tun, hat die Bundesregierung im Jahr 2007 die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) beschlossen. Sie enthält viele Maßnahmen, die Ökosysteme in Deutschland und weltweit schützen und wiederherstellen.
Neue Strategie für Biodiversität
Die Bundesregierung berichtet in jeder Legislaturperiode über den Umsetzungsstand der Strategie. Der nun vorgelegte dritte Rechenschaftsbericht bezieht sich auf den Zeitraum von 2017 bis 2021. Fazit: Viele Aktivitäten der NBS sind wirksam und konnten die biologische Vielfalt fördern. Trotz erheblicher Anstrengungen ist jedoch noch keine Trendwende zu erkennen. Die Bundesregierung will die NBS deshalb neu ausrichten. Eine modernisierte Strategie soll erfolgreich dazu beitragen, den Rückgang der biologischen Vielfalt zu stoppen.
Maßnahmen wirken – weitere Anstrengungen nötig
Der Bericht zur Umsetzung der NBS gliedert sich in elf verschiedene Themenfelder. Was wurde für den Schutz der Biodiversität erreicht? Was muss sich verbessern? Ein Überblick:
Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt fördert seit zehn Jahren Projekte, die bundesweit gefährdete Biotoptypen zu Wasser und an Land erhalten, sichern und wiederherstellen. Viele Lebensräume haben sich nicht nur vergrößert, sondern ihr Zustand hat sich vielfach auch signifikant verbessert. Der Flächenverbrauch ist jedoch nicht in dem Ausmaß zurückgegangen, wie es die NBS vorsieht. Zwischen 2016 und 2018 lag er durchschnittlich bei rund 56 Hektar pro Tag.
Insgesamt hat sich in Deutschland der ökologische Zustand der Wälder in den vergangenen Jahrzehnten verbessert. Dennoch führen die aktuellen Roten Listen, Verzeichnisse ausgestorbener, verschollener und bestandsgefährdeter Tier- und Pflanzenarten, weiterhin eine Reihe waldgebundener Arten. Naturnahe Waldbewirtschaftung und der vermehrte Umbau von reinen Nadelwald- in Laubmischwaldbestände dienen der Artenvielfalt und erhöhen die Landschaftsqualität. Mischwälder prägen heute mit 76 Prozent Flächenanteil den deutschen Wald.
In Zusammenarbeit mit den Bundesländern sowie Verbänden und Stiftungen arbeitet die Bundesregierung kontinuierlich daran, großflächige Wildnisgebiete zu schützen und zu erweitern. Mit Mitteln des Wildnisfonds konnten bisher vier Projekte zur Förderung bewilligt werden. Damit vergrößert sich die Fläche der Wildnisgebiete in Deutschland um mehrere hundert Hektar.
Insgesamt wurden etwa 45 Prozent der deutschen Meeresgebiete unter Schutz gestellt, das heißt, diese Flächen sind gesetzlich geschützte Naturschutzgebiete. Die Population einiger Tierarten wie zum Beispiel der Seehunde und der Kegelrobben in der Nordsee entwickelt sich positiv. Trotzdem bleiben weitere Anstrengungen nötig, um einen guten Zustand der deutschen Küsten- und Meeresgewässer zu erreichen.
Zwischen 1981 und 2020 wurden an Flüssen in Deutschland mehr als 200 größere Projekte umgesetzt, um Auen in ihren natürlichen Zustand zu versetzen. Trotz der positiven Wirkung naturnaher Auenwiesen und Auenwälder ist bundesweit noch keine Trendwende erreicht worden. Der Zustand der Binnengewässer als Lebensraum für Tiere und Pflanzen muss weiter verbessert werden.
Es sind weiterhin große Anstrengungen notwendig, um die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft zu erhalten. Der Bestand der meisten Vogelarten, die auf Äckern, Wiesen und Weiden brüten, ging – regional unterschiedlich – aufgrund intensiver landwirtschaftlicher Nutzung zurück. Für eine positive Entwicklung ist eine nachhaltige Nutzung in der Fläche erforderlich. Zu den Maßnahmen in dem Bereich zählt unter anderem das 2019 beschlossene Aktionsprogramm Insektenschutz der Bundesregierung.
Die Bundesregierung unterstützt Kommunen bei der Entwicklung und Pflege der Stadtnatur. Mit dem Masterplan Stadtnatur hat der Bund hierfür umfassende Maßnahmen ergriffen.
Mit dem Aktionsprogramm Insektenschutz will die Bundesregierung eine Trendumkehr beim Rückgang der Insekten und ihrer Artenvielfalt erreichen. Die Datengrundlage zur Nachverfolgung dieses Ziels soll das bundesweite Insektenmonitoring liefern.
Die Bundesregierung sichert Nationale Naturerbeflächen und erhält dadurch einzigartige Naturräume, die oft als letzte Zufluchtsorte für seltene, geschützte oder gefährdete Tier- und Pflanzenarten dienen. Zum Beispiel sind auf abgeschotteten militärischen Übungsplätzen Lebensräume erhalten geblieben und zum Teil neu entstanden, wie sie vor der Intensivierung der Landwirtschaft häufig waren – etwa Heideflächen.
Die Bundesregierung hat die finanziellen Mittel für den internationalen Schutz von Biodiversität deutlich erhöht. Sie hat ihre Zusage, ab dem Jahr 2013 international jährlich 500 Millionen Euro für den Schutz von Wäldern und anderen bedeutsamen Ökosystemen bereitzustellen, eingehalten und sogar übertroffen. Auch die Geberallianz aus Großbritannien, Norwegen und Deutschland hat die Zusage, für den Zeitraum 2015 bis 2020 gemeinsam Finanzierungen in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar für Waldklimaschutz bereitzustellen, erreicht.
Um die Entwicklung der biologischen Vielfalt in Deutschland bewerten zu können, ist eine gute Datenbasis wichtig. Die entsprechenden Instrumente zum Monitoring konnten gestärkt werden: Neue Institutionen werden in Zukunft das Biodiversitätsmonitoring unterstützen – darunter das nationale Monitoringzentrum zur Biodiversität und das Europäische Knowledge Centre for Biodiversity. Bei der Datenerhebung helfen auch interaktive Werkzeuge wie die Handy-App FloraIncognita, die von vielen Menschen genutzt wird.