„Wir möchten zeigen, wie wichtig Europa ist“

Schülerzeitungspreis zu Europa „Wir möchten zeigen, wie wichtig Europa ist“

Das „Europablatt“ der Samuel-Heinicke-Fachoberschule in München ist der diesjährige Sieger des bundesweiten Schülerzeitungswettbewerbs in der Kategorie Europa. Der Sonderpreis wird von der EU-Kommission verliehen. Im Interview berichten Jan Lindner (20), Vera Ebbinghaus (19), Valentin Jungwirth (19) und Zahra Benkhayi (22), was sie an Europa fasziniert.

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Vera Ebbinghaus Valentin, Jungwirth, Jan Lindner und Zahra Benkhayi (v.l.)

Vera Ebbinghaus, Valentin Jungwirth, Jan Lindner und Zahra Benkhayi (v.l.) gewannen den Sonderpreis der EU-Kommission im Schülerzeitungswettbewerb.

Foto: Privat/Finn Lindner (v.l. drittes Bild)

Wie kam es dazu, dass Sie beim Schülerzeitungswettbewerb teilgenommen haben?

Zarah Benkhayi: Das „Europablatt“ war schon fertig, bevor wir uns entschlossen haben, am Wettbewerb teilzunehmen. Wir haben viel Arbeit in die Zeitung investiert und waren total stolz auf das Ergebnis. Als uns unsere Lehrerin dann von dem Schülerzeitungswettbewerb und dem Sonderpreis Europa erzählt hat, war klar: Da bewerben wir uns!

Warum haben Sie sich für den Schwerpunkt Europa entschieden?

Zahra Benkhayi: Die Idee ist in der Club Europa AG entstanden. Seit dem vergangenen Jahr beschäftigen wir uns dort mit politischen Abläufen und Werten der EU. Wir sind sogar offizielle Botschafterschule des Europäischen Parlaments. 

Das Thema liegt uns am Herzen und wir wollten jungen Menschen zeigen, wie wichtig Europa für uns alle ist. Wir haben uns gefragt, wie wir das trotz Corona-Pandemie schaffen können. So kam die Idee einer Schülerzeitung.

Wie lief der Arbeitsprozess ab?

Vera Ebbinghaus: Zuerst haben wir uns überlegt, worüber wir berichten wollen. Dann ging es ans Schreiben. Die Texte haben wir unseren Lehrerinnen zur Korrektur geschickt und nochmals überarbeitet. Der Arbeitsprozess fand während der Zeit des Homeschoolings statt. Das ging alles online. Von der ersten Idee im März bis zur Fertigstellung der Zeitung im Juni sind nur drei Monate vergangen.

Welchen Bezug zu Europa hatten Sie vor der Arbeit an der Schülerzeitung? 

Zahra Benkhayi: Im Geschichtsunterricht haben wir viel über Europa gelernt. Zum Beispiel, dass wir aktuell die längste friedliche Periode ohne Kriege in Deutschland erleben – auch dank der EU

Vera Ebbinghaus: Es gibt Schülerinnen und Schüler, die Mitglieder in Parteien oder anderen Organisationen mit Europa-Bezug sind. Einige von uns haben während eines Erasmus-Projekts Jugendliche aus anderen EU-Ländern getroffen. Als „Club Europa“ haben wir Aktionen und Veranstaltungen organisiert. Zum Beispiel einen digitalen Europa-Tag.

Hat sich Ihre Sichtweise auf Europa durch die Recherchen für die Zeitung verändert?

Valentin Jungwirth: Mir ist noch einmal bewusst geworden, was für eine riesige Institution die EU ist und welche Möglichkeiten sie mit sich bringt. Wenn die europäischen Länder zusammenarbeiten, können sie viel Gutes für ganz viele Menschen bewirken. 

Vera Ebbinghaus: Wir waren mitten in der Corona-Pandemie, als wir an der Zeitung gearbeitet haben. Wir haben zum ersten Mal erlebt, dass Grenzen von EU-Ländern geschlossen waren. Mal eben nach Italien fahren ging nicht. Da ist uns klar geworden, was es bedeutet, wenn wir uns nicht wie sonst frei in Europa bewegen können. 

Welches Thema war besonders spannend?

Valentin Jungwirth: Durch den Gastbeitrag eines ehemaligen Schülers über das Freiwillige Soziale Jahr in Ecuador haben wir erfahren, wie es ist, auf einem anderen Kontinent zu leben und eine neue Kultur kennenzulernen. 

Spannend war auch das Interview mit dem Grünen-Politiker Florian Siekmann. Mit 26 Jahren ist er jüngster Abgeordneter des Bayerischen Landtags und Mitglied des Europaausschusses. Mit ihm haben wir über seinen Weg in die Politik und seine Vision von Europa gesprochen.  

An der Samuel-Heinicke-Fachoberschule können auch Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung die Fachhochschulreife erlangen. Findet sich das Thema Gehörlosigkeit in der Zeitung wieder? 

Valentin Jungwirth: Eine Mitschülerin hat in einem Artikel beschrieben, wie es ist, mit Hörbeeinträchtigung zu reisen. Am Bahnhof kann ein Gleiswechsel, der über Lautsprecher ausgerufen wird, schon zum Problem werden. Darüber machen sich Hörende oft gar keine Gedanken. 

Vera Ebbinghaus: Gehörlos in Zeiten von Corona. Das ist ein ganz aktuelles Thema. Durch das Tragen der Maske können die Gehörlosen nicht vom Mund ablesen. Da ist die Kommunikation schwierig. Wir haben betroffene Schülerinnen und Schüler gefragt, wie es ihnen in der aktuellen Situation geht.

Jan Lindner: Außerdem haben wir über die Europäische Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen berichtet. In diesem Jahr will die EU-Kommission Vorschläge für eine neue, erweiterte Version vorlegen. 

Sind weitere Ausgaben des Europablatts oder andere Projekte geplant?

Jan Lindner: Ja, es wird eine weitere Ausgabe des Euroblatts geben! Jetzt ist die Motivation doppelt so groß. Und natürlich sind wir weiterhin als Europäische Botschafterschule aktiv. Auf unserem Instagram-Kanal kann man uns folgen (shf.goeseurope). Wir hoffen, dass wir bald auch wieder Gäste aus ganz Europa in unserer Schule empfangen können. Und dann wird der Gewinn auch richtig gefeiert.

Der Schülerzeitungswettbewerb wird vom Verein Jugendpresse organisiert. In diesem Jahr hat die Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland zum zwölften Mal einen Sonderpreis in der Kategorie Europa vergeben. Die Siegerredaktion erhält 1.000 Euro Preisgeld und wird bei einer feierlichen Preisverleihung im Bundesrat in Berlin geehrt. Mehr Informationen zum Schülerzeitungswettbewerb gibt es beim Verein Jugendpresse Deutschland . Hier geht es zur ersten Ausgabe des Europablatts