Geteiltes Dorf, geteiltes Leid

Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth Geteiltes Dorf, geteiltes Leid

Einst zog sich die innerdeutsche Grenze mitten durch Mödlareuth, heute erinnert dort das Deutsch-Deutsche Museum an die Schrecken des DDR-Grenzregimes. Die Kulturstaatsministerin hat es besucht: "An diesem authentischen Ort werden Abschottung und Unrecht erfassbar", erklärte Grütters.

3 Min. Lesedauer

Monika Grütters startet ihren Rundgang durch die Gedenkstätte des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth.

Kulturstaatsministerin Grütters bei ihrem Besuch im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth.

Foto: Reinhard Feldrapp

"Little Berlin": Ein Dorf, vielleicht 60 Einwohner, eine Hälfte in der DDR, die andere in der Bundesrepublik, mittendrin durch eine Mauer geteilt. Das war der Alltag im Jahr 1979 im Dorf Mödlareuth zwischen Bayern und Thüringen. Weil dieses kleine Ortschaft genau zwischen den beiden Bundesländern liegt, wurde es nach Gründung der zwei deutschen Staaten kurzerhand in der Mitte geteilt und steht seitdem symbolisch für die Teilung Deutschlands und des Grenzregimes der DDR.

Besucher an der Gedenkstätte Mödlareuth.

In Mödlareuth verlief eine Betonspeermauer mitten durch das kleine Dorf.

Foto: Sebastian Bolesch

39 Jahre später ist Deutschland wiedervereint. Über den ehemaligen Mauerstreifen in Mödlareuth ist Gras gewachsen. Die Schrecken der Innerdeutschen Grenze verblassen und eine neue Generation ist aufgewachsen, die die Teilung Deutschlands nur aus dem Geschichtsunterricht kennt. Wachgehalten wird die Erinnerung an das Vergangene seit der Wiedervereinigung durch das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth. Dort können Besucherinnen und Besucher der Geschichte der deutschen Teilung nachgehen.

Gedenkort macht Unrecht erfassbar

Gefördert wird das Museum in großen Teilen aus dem Etat der Kulturstaatsministerin. Bei einem Besuch des Museums informierte sie sich über aktuelle Vorhaben der Gedenk- und Erinnerungsstätte und den geplanten Erweiterungsbau. Nach ihrem Rundgang erklärte Grütters: "An diesem authentischen Ort werden Abschottung und Unrecht erfassbar. Er verdeutlicht auch der jungen Generation eindrücklich, was die Teilung Deutschlands und Europas konkret vor Ort bedeutete."

Das Gedenken an die Opfer der SED-Diktatur und die deutsche Teilung sei für die Bundesregierung ein großes Anliegen, betonte Grütters. "Das sind wir den Menschen schuldig, die für Freiheit und Selbstentfaltung ihr Leben ließen. Um die Aufarbeitung weiter zu verstärken und einer Verklärung oder Verharmlosung der SED-Diktatur entgegenzuwirken, habe ich aus meinem Kulturetat die Förderung für das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth erhöht."

Für den geplanten Erweiterungsbau der Gedenk- und Erinnerungsstätte Mödlareuth stellt die Kulturstaatsministerin rund 5,6 Millionen Euro aus ihrem Haushalt zur Verfügung. Die Mittel des Bundes für das Museum wurden in den vergangenen Jahren zudem deutlich erhöht. Im Regierungsentwurf für das Jahr 2019 sind insgesamt 150.000 Euro für den Betrieb dieser wichtigen Kulturinstitution vorgesehen.

Verantwortung für eine demokratische Zukunft

"Wir stehen aber auch in der Verantwortung für eine demokratische Zukunft. Das historische Wissen liefert für ein 'Wehret den Anfängen' überzeugende Argumente. Deshalb fördern wir Gedenkorte, die an das unmenschliche DDR-Grenzregime erinnern. Dazu leistet das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth einen wertvollen Beitrag."

Hier werde klar, so Grütters: "Wer die Vorzüge einer freiheitlichen Gesellschaft nicht verteidigt, wer totalitäre Systeme nicht mehr von Demokratien unterscheiden kann, der ist leichte Beute für Populisten jeglicher Couleur. Daher müssen wir alles dafür tun, dass auf dem Nährboden undemokratischer Ideologien niemals mehr etwas gedeihen kann.", fuhr die Staatsministerin fort.

Menschen gehen durch eine Öffnung in der Grenzmauer von Mödlareuth.

Grenzübergangsstelle Mödlareuth: Ort des erzwungenen Abschieds und des lang ersehnten Wiedersehens zugleich.

Foto: Mediathek des Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth

Erinnerung wach halten

Neben Mauer und Stacheldraht sind vor allem die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Teilung Themen der Dauerausstellung. Anhand von lokalen und regionalen Beispielen zeichnet die Schau nach wie Familien, Nachbarn und die Dorfgemeinschaft auseinandergerissen wurden. Museumspädagogische Räume und ein Archivdepot ergänzen die Erinnerungsarbeit des Museums.

Auf dessen Freigelände sind zudem noch Teile der 700 Meter langen Betonsperrmauer in Mödlareuth zu sehen. War die ehemalige Grenze anfangs noch ein einfacher Bretterzaun, wurde sie schnell zu einem streng bewachten Sicherheitswall. Der Westteil von Mödlareuth wurde bald darauf zu einem beliebten Ausflugsziel: Bis zu 40.000 Grenztouristen kamen jedes Jahr, um den "antifaschistischen Schutzwall" zu betrachten und das "Ende der Welt" zu fotografieren.

Bis zum 15. Oktober 2018 zeigt das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth die Sonderausstellung "Krieg im Äther – Zum medialen ­Klassenkampf beider deutscher Staaten". Sie beleuchtet die Rolle des Fernsehens als Mittel der Auseinandersetzung zwischen der DDR und der BRD.