Digitalstrategie der Bundesregierung
Wie bleiben Wirtschaft, Arbeitswelt, Wissenschaft und Forschung in Deutschland innovativ? Welche Bedeutung haben Schlüsseltechnologien und Fachkräfte? Die Bundesregierung hat in ihrer Digitalstrategie dafür Schwerpunkte benannt und für Digitalvorhaben konkrete Ziele gesetzt. Hier stellen wir einige davon vor.
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Die Bundesregierung formuliert in ihrer Digitalstrategie ein Zielbild für den digitalen Fortschritt bis 2030. Dieses Zielbild gliedert sich in drei Handlungsfelder auf und steht im Einklang mit den Plänen der Europäischen Union für die „Digitale Dekade“. Hier stellen wir das Handlungsfeld „Innovative Wirtschaft, Arbeitswelt, Wissenschaft und Forschung“ vor.
Handlungsfeld „Innovative Wirtschaft, Arbeitswelt, Wissenschaft und Forschung“
Datenökonomie
In einer innovativen Wirtschaft, Arbeitswelt, Wissenschaft und Forschung werden Daten in großem Umfang von der und auch für die Forschung verfügbar gemacht, um ihr Innovationspotenzial zu heben. In einem wissenschafts- und innovationsfreundlichen Datenökosystem ist der Zugang zu Daten und Diensten über offene und einheitliche Schnittstellen deutlich erweitert und verbessert. Die Interoperabilität von Daten, insbesondere Mess- und Forschungsdaten, wird basierend auf internationalen Standards sichergestellt. Damit ist eine wichtige Grundlage gelegt für die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle für digitale Wertschöpfung und soziale Innovation durch zivilgesellschaftliche Akteure, Start-ups, Mittelstand und Industrie.
Wissenschaft und Forschung
Der Transfer von Innovationen aus der Wissenschaft und Forschung in die Praxis ist sprunghaft angestiegen. Forschung forciert die Digitalisierung in verschiedener Weise – digitale Methoden und Anwendungen ermöglichen neue wissenschaftliche Ansätze und bahnbrechende Erkenntnisse. Die Forschung stellt Daten zur Verfügung und treibt gleichzeitig die Entwicklung digitaler Lösungen und datenbasierter Geschäftsmodelle in allen Handlungsfeldern voran. Die Forschung begleitet auch den Digitalisierungsprozess selbst und ermöglicht so unter anderem evidenzbasierte Regulierung.
Standortentwicklung
In einer innovativen Wirtschaft, Arbeitswelt, Wissenschaft und Forschung steht der Wirtschaftsstandort im Fokus der Digitalpolitik, da die Rahmenbedingungen stimmen. Unternehmensgründungen sind schnell, einfach und ortsunabhängig digital möglich. Wagniskapital steht für Frauen und Männer gleichermaßen zur Verfügung. Deep-Tech-Ausgründungen aus Wissenschaft und Forschung führen zu aussichtsreichen Unicorns. Durch mehr Mitarbeiterkapitalbeteiligung ist der Standort für Start-ups gestärkt.
Schlüsseltechnologien für die digitale Souveränität Deutschlands und Europas
In einer innovativen Wirtschaft, Arbeitswelt, Wissenschaft und Forschung werden Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik technologieoffen und innovationsfreundlich erforscht und weiterentwickelt. Bei Schlüsseltechnologie wie KI und dem Internet of Things (IoT), automatisierten und autonomen Systemen, Robotik, Quantencomputing, Mikroelektronik, 5G/6G und Cybersicherheit ist die deutsche Wissenschaft Teil der globalen Spitzengruppe. Wir konzentrieren uns dabei sowohl auf Schlüsseltechnologien, als auch auf die Entwicklung des jeweiligen wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Ökosystems und auf den Transfer der Ergebnisse in Anwendungen und Dienstleistungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Staat. Wir setzen dabei auf einen menschen-zentrierten Ansatz.
Qualifizierung und Fachkräftesicherung
In einer innovativen Wirtschaft, Arbeitswelt, Wissenschaft und Forschung ist die Fachkräftebasis in der Digitalbranche deutlich gestärkt, obgleich die Herausforderungen der Fachkräftesicherung in den IT-Berufen über alle Branchen hinweg groß bleibt. Deutschlands Digitalunternehmen sind auch im internationalen Wettbewerb attraktive Arbeitgeber für High Potentials. Die Digitalbranche ist diverser geworden. Frauen sind gleichberechtigt in ihr vertreten. Insbesondere eine exzellente Hochschul- und berufliche Bildung und ein transparentes digitales Weiterbildungsangebot machen es Staat und Unternehmen leichter, Qualifizierungsbedarfe ihrer Beschäftigten zu decken und qualifizierte Fachkräfte zu finden, die dank flächendeckend verfügbarer, hochleistungsfähiger digitaler Infrastruktur ortsunabhängig arbeiten können. Daneben erlauben geänderte Einreise- und Aufenthaltsbedingungen die leichtere Zuwanderung ausländischer IT-Fachkräfte.
Neue Arbeitswelt
Der digitale Wandel der Arbeitswelt wird mit Sicherheit und Respekt für alle gestaltet. Eine verantwortungsvolle und diskriminierungsfreie Nutzung von Daten und digitalen Technologien bildet dabei die Handlungsgrundlage. Mit modernen Regelungen zum Beschäftigtendatenschutz sind die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen geschützt und Rechtssicherheit für Arbeitgeber und Beschäftigte geschaffen. Damit können die Potenziale neuer Technologien bestmöglich genutzt werden.
Schutz von Klima, Umwelt und Ressourcen
Die Wirtschaft ist mit Hilfe der Digitalisierung erfolgreich gewachsen und stärker auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Digitale Technologien machen die Umwelttechnik effizienter und zukunftsfähig. Sie unterstützen den Umbau der Energieversorgung und die Entwicklung hin zu einer zukunftssicheren und nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft und einer Kreislaufwirtschaft zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Sie stärken regionale Wertschöpfungsketten ebenso wie eine klima- und umweltverträglichere Mobilität. Zugleich wird auch die Digitalisierung selbst mit energieeffizienten, ressourcenschonenden und innovativen Technologien (Clean & Green Tech) und dem Schließen von Stoffkreisläufen nachhaltig und klimaverträglich gestaltet.
Nachhaltige Landwirtschaft und Resilienz in ländlichen Räumen
Digitale Technologien können die Landwirtschaft nachhaltiger, tiergerechter, ressourcenschonender, effizienter und somit resilienter machen. So helfen sie dabei, unsere Lebensgrundlagen und die Grundlagen für die Zukunft unserer Wirtschaft zu sichern. Sie unterstützen uns zudem bei der Verbesserung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes sowie der Tiergesundheit und leisten damit auch einen wesentlichen Beitrag für mehr Lebensmittelsicherheit.
Die Digitalstrategie gibt einen Überblick über wichtige digitalpolitische Vorhaben der Ministerien und legt Ergebnisse fest, die bis Ende der Legislaturperiode erreicht werden sollen. Im Jahr 2025 will sich die Regierung daran messen lassen, ob sie diese Ziele erreicht hat. Hier stellen wir ausgewählte Beispiele aus dem Handlungsfeld „Innovative Wirtschaft, Arbeitswelt, Wissenschaft und Forschung“ vor.
ausgewählte Digitalvorhaben
Mit Gaia-X entsteht ein sektorübergreifend nutzbares, europäisches, offenes, innovatives Ökosystem für datengetriebene Geschäftsmodelle und Produkte. Das Projekt GAIA-X ist eine europaweite Plattform zum Speichern von Daten in externen Rechenzentren. Es basiert auf einer Dateninfrastruktur, die Cloud- und Edge-Angebote über Open Source-Anwendungen und interoperable Standards verbindet und auch in die Wissenschaft hinein vernetzt. Diese Entwicklung unterstützen wir, weil sie digitale Souveränität durch Transparenz und Selbstbestimmtheit für die Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland und Europa gewährleistet. Die Bundesregierung will Wissenschaft und Wirtschaft vernetzten, insbesondere durch Gaia-X als innovatives Instrument des Wissens- und Technologietransfers und durch Interoperabilität zwischen den Datenräumen.
Wir wollen uns 2025 daran messen lassen, ob:
➔ weitere Anwendungsbeispiele umgesetzt wurden, die den technologischen und wirtschaftlichen Nutzen von Gaia-X illustrieren.
➔ die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft gestärkt ist und die Forschung dadurch besseren Zugang zu Daten aus der Wirtschaft hat.
Mit dem EU Data Act wollen wir ein innovationsorientiertes Datenrecht für fairen Datenzugang und faire Datennutzung in Europa fördern und insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen und für Verbraucherinnen und Verbraucher Verbesserungen erreichen, Anreize zum Erheben und Teilen von Daten setzen und den Anbieterwechsel bei Clouddiensten erleichtern. Die Bundesregierung begrüßt die Initiative der Europäischen Kommission für ein europäisches Datengesetz.
Wir wollen uns 2025 daran messen lassen, ob:
die rechtlichen Regelungen insbesondere zu Datenzugang, Datenportabilität und Interoperabilität weiterentwickelt sind und den Rahmen für eine erfolgreiche Entwicklung der Datenökonomie bilden.
Die Bundesregierung wird anhand der Ziele der Start-up-Strategie die Bedingungen für Start-ups im Land konsequent und spürbar verbessern. Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz mobilisieren wir privates Kapital und nutzen dieses als Hebel für die Wachstumsfinanzierung.
Wir wollen uns 2025 daran messen lassen, ob:
die in der Start-up-Strategie gebündelten Maßnahmen umgesetzt sind, das Start-up-Ökosysteme dadurch gestärkt ist und sich die Gründerquote erhöht hat.
Künstliche Intelligenz entwickelt sich immer mehr zum Treiber der Digitalisierung – mit enormer Relevanz für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit der Umsetzung der KI-Strategie wird die Bundesregierung „Artificial Intelligence made in Germany“ zu einem weltweit anerkannten Gütesiegel machen. Die starke Position der deutschen Forschung und der Industrie 4.0 in diesem Bereich bauen wir weiter aus.
Wir wollen uns 2025 daran messen lassen, ob:
wir bei der KI-Forschung an der europäischen Spitze stehen, beim Transfer zu den weltweit fünf besten Ländern gehören und in der Software-Entwicklung einen deutlichen Schub für Deutschland kreieren konnten.
Die Bundesregierung stärkt die Mikroelektronik als Schlüsseltechnologie entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Deutschland und Europa durch die Key Digital Technologies Partnerschaft und die Umsetzung des IPCEI Mikroelektronik. Außerdem bringen wir den European Chips Act voran, unter dem wir Investitionen in neuartige Halbleiterfertigungsanlagen (Produktion von Chips) sowie Halbleitertechnologien und -anwendungen unterstützen wollen.
Wir wollen uns 2025 daran messen lassen, ob:
wir mit vertrauenswürdiger und nachhaltiger Mikroelektronik einseitige internationale Abhängigkeiten reduzieren und Engpässe verhindern.
Die Bundesregierung stellt mit einem Onlineportal umwelt.info, das 2023 erstmals der Öffentlichkeit zugänglich sein wird, einen zentralen Zugang zu deutschlandweit verfügbaren Umweltdaten und -informationen bereit. So stärken wir die Transparenz zum Zustand unserer Umwelt und verbessern die Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe an Umwelt- und Naturschutz.
Wir wollen uns 2025 daran messen lassen, ob:
ca. 300 unterschiedliche Datenquellen (Bundesbehörden, Umweltverwaltungen der Länder, kommunale Verwaltungen, Wirtschaft, Wissenschaft, NGO und Verbände) in das Onlineportal für Umweltdaten eingebunden sind und wir damit die Datenverfügbarkeit für Geschäftsmodelle, Forschung und gemeinnützige Zwecke verbessert haben.