Sicherheitspolitische Zusammenhänge besser verstehen

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100 Teilnehmer beim Jugendforum Sicherheitspolitische Zusammenhänge besser verstehen

„Dass auch Klima und globale Lieferketten auch aus sicherheitspolitischer Sicht von großer Bedeutung sind, habe ich erst hier erfahren“, sagte eine Teilnehmerin des Jugendforums für Sicherheitspolitik. Die Gesellschaft für Sicherheitspolitik hatte 100 junge Erwachsene nach Berlin eingeladen, um ihnen die vielfältigen Facetten der Sicherheitspolitik näher zu bringen.

4 Min. Lesedauer

JuFo

Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann (rechts) erklärte beim Jugendforum für Sicherheitspolitik, welche fatalen Auswirkungen Desinformationskampagnen haben können

Foto: Ronny Goetter

Zum zweiten Mal veranstaltete die Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP), gefördert durch das Bundespresseamt (BPA), das Jugendforum für Sicherheitspolitik (JuFo). Dafür bewerben konnten sich junge Erwachsene im Alter von 18 bis 28 Jahren, die bislang noch keine oder nur sehr wenig Kenntnisse von sicherheitspolitischen Zusammenhängen hatten. Nach drei spannenden und informativen Tagen vom 8. bis zum 10. September mit Townhalls und Workshops waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, ihr Wissen über sicherheitspolitische Zusammenhänge deutlich vertieft zu haben.

Mehr über Sicherheitspolitik reden

„Die Sicherheitspolitik hat bis zum Ende des Kalten Krieges dafür gesorgt, dass es zu keinem Dritten Weltkrieg gekommen ist“, sagte der Präsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, Hans-Peter Bartels, bei der Begrüßung. Die Welt – aufgeteilt in Ost und West – hatten sich zunächst hochgerüstete Armeen mit riesigen Atomwaffenarsenalen gegenübergestanden. Nach einer Phase, in der sich alle Frieden und Sicherheit glaubten, habe aber der Angriff Russlands auf die Ukraine auf brutale Weise gezeigt, dass eine Bedrohung allgegenwärtig sei. 

Dimroth

Johannes Dimroth mahnte eine tiefergehende Beschäftigung mit Sicherheitspoltik an

Foto: Ronny Goetter

„Über Sicherheitspolitik ist lange Zeit viel zu wenig gesprochen worden“, sagte der stellvertretende Chef des Bundespresseamtes, Johannes Dimroth. Deshalb sei es gut, dass es Veranstaltungen wie das Jugendforum gebe. Durch den Krieg in der Ukraine werde nun viel mehr über Sicherheitspolitik diskutiert und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer könnten sich nach der Veranstaltung besser in Diskussionen einbringen.

Fünf Workshops – fünf Townhalls

Der schwedische Botschafter, Per Thöresson, und der Gesandte der finnischen Botschaft, Vaidotas Karvelis, berichteten über die veränderte Sicherheitspolitik in ihren Ländern. „Der 24. Februar hat alles verändert“, sagte der Botschafter. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat sich Schweden dazu entschieden, der Nato beizutreten. „Das war ein großer Schritt für Schweden“, doch die Zustimmung für einen Beitritt sei durch den Krieg in der Ukraine von einem Drittel auf nun Zweidrittel der Bevölkerung gewachsen. 

Auch für Litauen mit seiner geografischen Nähe zu Russland habe sich durch den Angriff auf die Ukraine „alles verändert“, sagte Karvelis. Sein Land habe schon längere Zeit mit Skepsis und Vorsicht Russland gegenüber gestanden. „Vor zehn Jahren waren wir zu 100 Prozent von russischer Energie abhängig“, sagte Karvelis. Hier habe sein Land frühzeitig reagiert. Heute bezieht der baltische Staat keine Energie mehr aus Russland. 

„Wir müssen uns darauf einstellen, dass der Krieg nicht so schnell enden wird“, sagte der schwedische Botschafter, und der litauische Gesandte ergänzte: „Putin wird so weit gehen, wie wir ihn lassen.“ Europa habe aber durch seine Geschlossenheit die richtige Antwort auf die russische Aggression gegeben. Thöresson sagte: „Wir müssen auch weiter zusammenhalten, damit Putin nicht siegen wird.“ Und der Gesandte sagte: „Krieg ist keine gute Sache, aber was ist die Alternative?“

Falschnachrichten als Waffe

Gezielte Falschnachrichten seien neben dem Einsatz von Waffen eine weitere Form der russischen Kriegsführung, erläuterte die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Christiane Hoffmann. Ziel der Desinformation sei es vor allem, die Bevölkerung anderer Länder zu verunsichern. „Wir haben seit dem russischen Angriff auf die Ukraine einen starken Anstieg von Desinformationen in Deutschland und Europa feststellen können“, erläuterte Hoffmann.

Die Bundesregierung wolle bei den Bürgerinnen und Bürgern das Bewusstsein schaffen, dass es Bemühungen gebe, falsche Informationen zu verbreiten. Nicht immer einfach sei es, falsche Nachrichten zu erkennen. „Da hilft ein gesundes Misstrauen und etwas Menschenverstand“, sagte die Regierungssprecherin. Im Zweifel müsse man die Quelle der Nachricht hinterfragen und schauen, ob es weitere Quellen geben, die die Information stützen oder widerlegen. Zudem gebe es mittlerweile ein Netzwerk von Fakten-Checkern – NGOs und Medien – die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Falschnachrichten zu identifizieren und zu widerlegen. 

Kriegsreporter berichtet von der Front

Steffen Schwarzkopf ist Kriegsreporter eines TV-Nachrichtensenders und berichtete den JuFo-Teilnehmenden von seiner teils sehr gefährlichen Arbeit. Ausgestattet mit Schutzweste, Helm, Kamera und Mikrofon hatte er über die Eskalation vor dem Ausbruch des russischen Überfalls auf die Ukraine und später auch von der Front im Donbass berichtet. Sein Ziel sei es, den Zuschauern ein realistisches Bild von der Lage vor Ort zu geben. „Der Krieg ist dramatisch genug. Das muss man in der Berichterstattung nicht noch steigern.“ 

Wie die Klimakrise auch Einfluss auf die Sicherheit in Deutschland, Europa und der Welt nehmen kann, berichteten die Klimaforscherinnen Mechthild Becker und Kira Vinke in ihrer Townhall. Und Oberstleutnant Marcel Bohnert vom Deutschen Bundeswehr-Verband stellte sich den Fragen, wer für Deutschlands Sicherheit kämpft.

In fünf Themenworkshops hatten sich die jungen Erwachsenen in Gruppen intensiv Grundlagen in verschiedenen sicherheitspolitischen Feldern erarbeiten. Im Fokus standen dabei die Klimakrise als sicherheitspolitisches Risiko, Desinformation als hybride Bedrohung, zukunftssichere Nahrungsmittelproduktion, die Sicherung der Handelswege sowie Möglichkeiten der Konfliktlösung.