Für eine sozialdemokratische Partei

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26. August 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Für eine sozialdemokratische Partei

26. August 1989: Bei einem Menschenrechtsseminar der Berliner Golgathakirchengemeinde stellen zwei Theologen die Initiative zur Gründung einer Partei vor – einer sozialdemokratischen Partei in der DDR.

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Die Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei SDP Martin Gutzeit (l) und Ibrahim Böhme nehmen im Januar 1990 am Zentralen Runden Tisch im Konferenzgebäude des Ministerrates der DDR am Schloss Niederschönhausen in Berlin-Pankow teil.

Initiative SPD-Gründung

Foto: picture alliance / ZB

"Die Zeit drängt"

43 Jahre sind seit der Vereinigung von SPD und KPD zur SED vergangen. Einer Vereinigung, die undemokratisch, im Wesentlichen auf Druck der sowjetischen Besatzungsmacht zustande kam. Rund 5.000 Sozialdemokraten, die nicht mitmachen wollten, wurden inhaftiert.

Jetzt halten es die Theologen Martin Gutzeit aus Ostberlin und Markus Meckel aus Niederndodeleben bei Magdeburg für geboten, eine neue sozialdemokratische Partei ins Leben zu rufen. Bereits im April verfasst Gutzeit einen Gründungsaufruf, am 27. Juli 1989 unterschreiben ihn Meckel und ein weiterer Theologe aus Berlin, Arndt Noack. Knapp einen Monat später, am 26. August 1989, stellen sie den Aufruf bei einem Menschenrechtsseminar der Berliner Golgathakirchengemeinde vor.

Der erste Satz lautet: "In Osteuropa ist einiges in Bewegung geraten und viele Menschen bei uns empfinden dafür eine große Sympathie. Hoffnungen und Erwartungen beginnen auch in der DDR zu wachsen." Es reiche jedoch nicht aus, auf Veränderungen zu warten, sondern es bedürfe "grundlegender Bemühungen vieler, um die Voraussetzungen und Bedingungen zu schaffen, die für einen Demokratisierungsprozess erforderlich sind".

Angesichts der Ausreisewelle schreiben die Autoren: "Die Zeit drängt. … Die Zehntausende, die enttäuscht das Land verlassen, können hier nichts mehr tun und verstärken die Resignation der Zurückbleibenden."

Ein Stasi-Spitzel unter den Gründern

Unmissverständlich werben die Parteiinitiatoren für "Rechtsstaat und strikte Gewaltenteilung, parlamentarische Demokratie und Parteienpluralität [und einen] Sozialstaat mit ökologischer Orientierung".

Ab dem 12. September wird der Aufruf in der DDR verbreitet. Am 7. Oktober, dem 40. Jahrestag der DDR, findet im Pfarrhaus von Schwante (Kreis Oranienburg) die offizielle Gründung der "Sozialdemokratischen Partei in der DDR" (SDP) statt.

Später stellt sich heraus, dass einer der Erstunterzeichner, Ibrahim Böhme, Stasi-Spitzel war – ein IMB (Inoffizieller Mitarbeiter mit Feindberührung). Im Oktober 1989 wird er Parteigeschäftsführer, im Februar 1990 sogar Parteivorsitzender, muss von diesem Amt nach seiner Enttarnung jedoch zurücktreten.