Erste Freilassungen

  • Bundesregierung ⏐ Startseite
  • Deutsche Einheit

  • Schwerpunkte

  • Themen   

  • Bundeskanzler

  • Bundesregierung

  • Aktuelles

  • Mediathek

  • Service

14. Oktober 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Erste Freilassungen

14. Oktober 1989: Eine Woche nach dem 40. Jahrestag der DDR lassen die Machthaber die ersten Demonstranten frei, die das "Volksfest" gestört haben: durch "gesetzwidrige Ansammlungen", wie das in der Sprache der SED-Diktatur heißt. Weitere Entlassungen werden folgen.

1 Min. Lesedauer

Wachpersonal im Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in der Magdalenenstraße im Bezirk Lichtenberg; Bild zeigt den Gefaengnishof mit Zellen für den Freigang , Erste Freilassungen 14. Oktober 1989

1989-10-14 Erste Freilassungen

Foto: ullstein bild

Harte Linie oder Einlenken

Was sich im Nachhinein als Trendwende herausstellt, ist eigentlich als taktisches Manöver gedacht. Durch den Verlauf der Montagsdemonstration am 9. Oktober in Leipzig hat die SED-Führung eine große Niederlage eingesteckt. Staats- und Parteiführung mussten vor der Menschenmenge kapitulieren. Noch zwei Tage zuvor, am 7. und 8. Oktober, gingen Einheiten der Volkspolizei und der Staatssicherheit mit Gewalt gegen Demonstranten in Ostberlin vor und verhafteten über 1.000 Menschen.

Die SED fragt sich: Was ist in Leipzig schief gelaufen, und wie soll man künftig gegen Demonstranten vorgehen? SED-Generalsekretär Erich Honecker wirbt für ein hartes Vorgehen. Hans Modrow, Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden, will eine "weichere Politik". Manfred Gerlach von der Blockpartei LDPD fordert die Einbeziehung der Bürgerbewegungen in die Diskussion. Harte Linie oder Einlenken – die weitere Strategie ist unklar.

Politik fährt zweigleisig

So oder so: Man will das Ende der Demonstrationen erreichen. Während also im Ministerium für Staatssicherheit die Vorbereitungen für eine mögliche Verhaftungswelle weitergehen, geht das SED-Regime nach außen hin erstmals auf die Forderungen von Kirche und Bürgerbewegung ein. Das Politbüro erklärt in der Tageszeitung Neues Deutschland: "Wir stellen uns der Diskussion." Eine Pressekampagne unter dem Motto "Dialog ist unsere Politik" läuft an.

Bürgerrechtsbewegungen und Kirchenvertreter sind misstrauisch. Sie nehmen das Dialogangebot zwar an, stellen aber Bedingungen. Sie fordern einen echten Dialog und die Freilassung aller politischen Gefangenen sowie die Einstellung der Ermittlungsverfahren.

Deshalb teilt am 13. Oktober 1989 die Generalstaatsanwaltschaft in Ostberlin mit, dass "wegen Störung der Volksfeste am 7. Oktober sowie im Zusammenhang mit gesetzwidrigen Ansammlungen festgenommene Personen aus der Haft entlassen" werden.