Erfolg für Hoffnungsträger im Nachbarland

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28. Dezember 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Erfolg für Hoffnungsträger im Nachbarland

28. Dezember 1989: Jahrelang gelten sie vielen Oppositionellen in der DDR als Vorbilder, jetzt übernehmen sie in ihrem Land die Verantwortung: Das tschechoslowakische Parlament wählt Alexander Dubček zu seinem Präsidenten, tags darauf den Schriftsteller Václav Havel zum Staatspräsidenten.

2 Min. Lesedauer

Alexander Dubcek und Vaclav Havel am 26.11.1989.

Erfolg für Hoffnungsträger im Nachbarland: Vaclav Havel (rechts) im Gespräch mit Alexander Dubcek

Foto: picture-alliance/CTK

21 Jahre nach dem "Prager Frühling"

Dubček will 1968 einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" durchsetzen. Die Sowjetunion schlägt diese Reformbewegung – bekannt geworden als "Prager Frühling" – mit Panzern und Soldaten nieder. In der DDR-Bevölkerung stößt das brutale Vorgehen Moskaus auf Protest. Doch das SED-Regime steht treu an der Seite der Sowjetunion.

Protest gegen Niederschlagung des "Prager Frühlings"

Der Schriftsteller Rainer Kunze tritt deshalb aus der SED aus. Ab sofort lässt sie ihn von der Stasi beobachten. Seit 1962 ist Kunze mit einer tschechischen Ärztin verheiratet. Über sie lernt er tschechische Autoren kennen, deren Werke er übersetzt. Seine Wut auf die Invasion der Warschauer Pakt-Truppen 1968 verarbeitet Kunze 1976 in seinem Buch "Die wunderbaren Jahre", später auch in dem gleichnamigen Spielfilm. Der Prosaband kann jedoch nur im Westen erscheinen. Der DDR-Schriftstellerverband schließt Kunze aus, im folgenden Jahr entgeht er einer mehrjährigen Haftstrafe, indem er für seine Frau und sich einen Ausreiseantrag stellt. Die SED lässt den unbequemen Schriftsteller in den Westen umziehen.

Václav Havel gehört 1977 zu den Autoren der "Charta 77", einer Petition, die sich gegen die Menschenrechtsverletzungen in der Tschechoslowakei wendet. Berufungsgrundlage ist die Schlussakte der "Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (KSZE). Das Dokument trägt auch die Unterschrift des tschechoslowakischen Außenministers, doch das kommunistische Regime denkt nicht daran, die Rechte zu gewähren, die im sogenannten Korb III der Schlussakte aufgeführt sind.

Die "Charta 77"

Die "Charta" trägt 242 Unterschriften von KP-Mitgliedern, Oppositionellen, Kirchenvertretern und Wissenschaftlern. Sie erregt internationales Aufsehen und macht auch die Menschen in der DDR noch einmal darauf aufmerksam, welche Rechte die kommunistischen Regierungen in der KSZE-Schlussakte zugestanden haben.

Im Zuge der "samtenen Revolution" in der Tschechoslowakei gewinnen die Bürgerrechtler endlich die Oberhand. Ende 1989 stehen die beiden Hoffnungsträger Dubček und Havel an der Spitze ihres Staates. Für die Entwicklung dieser Monate hat das einen Symbolwert, der weit über Prag hinausreicht.