Erstes Telefonat zwischen Kohl und Krenz

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26. Oktober 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Erstes Telefonat zwischen Kohl und Krenz

26. Oktober 1989: Genau 14 Minuten dauert das erste Telefonat zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem neuen DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz. Während Krenz die Beziehungen der beiden deutschen Staaten verbessern will, redet Kohl Klartext.

2 Min. Lesedauer

Kohl und Krenz telefonieren zum ersten Mal

Kohl und Krenz telefonieren zum ersten Mal

Foto: ullstein bild

Krenz beißt auf Granit

Der Bundeskanzler sagt seinem Gesprächspartner, welche Themen ihm "besonders wichtig" sind: Reisefreiheit, die festgenommenen Demonstranten, eine Amnestie für verurteilte "Republikflüchtlinge" und das Hab und Gut der Menschen, die über die westdeutschen Botschaften geflüchtet sind.

Krenz reagiert – "hm, hm" – zunächst zögerlich, kündigt aber ein neues Reisegesetz an, das noch "vor Weihnachten" in Kraft treten soll. Im selben Atemzug fordert der neue SED-Chef von der Bundesrepublik allerdings, "dass die Respektierung der Staatsbürgerschaft der DDR deutlicher wird".

Die Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft ist eine Forderung, die Krenz-Vorgänger Erich Honecker bereits mehrfach erhoben hat. Die Bundesrepublik hat sich jedoch nie darauf eingelassen, weil das die offizielle Anerkennung der DDR bedeutet hätte. Die deutsche Teilung wäre dadurch festgeschrieben worden.

Entsprechend reagiert Kohl im Telefonat: "Herr Staatsratsvorsitzender! Ich will jetzt in dem Zusammenhang einfach mal wiederholen, was ich damals Ihrem Vorgänger gesagt habe, und das war, glaube ich, eine ganz wichtige Arbeitsgrundlage. Es gibt in unseren Beziehungen eine Reihe von Grundfragen, wo wir aus prinzipiellen Gründen nicht einig sind und nie einig werden." Es gebe zwei Möglichkeiten, so Kohl: sich über diese Themen zu unterhalten und zu keinem Ergebnis zu kommen – oder die gegenseitigen Ansichten zu respektieren und dort die Zusammenarbeit zu suchen, wo man vernünftig zusammenarbeiten könne.

Hohe Schule der Diplomatie

Krenz startet keinen weiteren Versuch in Sachen Staatsbürgerschaft. Stattdessen kündigt er an, "auf der Grundlage vorhandener Gesetze und auf der Grundlage neu zu schaffender Regelungen und Gesetze" Lösung zu finden – Lösungen für die Menschen, "die unser Land auf diese oder jene Weise verlassen haben".

Kohl und Krenz verabreden einen Besuch von Kanzleramtsminister Rudolf Seiters in Ostberlin. Und sie verständigen sich auf einen "kurzen Draht" untereinander. Sie wollen künftig "zum Telefonhörer … greifen und einfach miteinander reden", wenn sie "glauben, es sei vernünftig", wie Kohl es formuliert. Als Beispiel für so einen engen Kontakt nennt Kohl nicht etwa seine Telefonate mit den Präsidenten der USA oder Frankreichs, sondern die mit dem "Generalsekretär in Moskau". Das ist vom deutschen Bundeskanzler nicht nur daher gesagt. Es ist ein Signal an den DDR-Staatsratsvorsitzenden.