Kontroverse in SED über Dialog mit Bürgern

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11. Oktober 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Kontroverse in SED über Dialog mit Bürgern

11. Oktober 1989: Das SED-Politbüro erklärt seine Bereitschaft zu einem Dialog mit der Bevölkerung. Sie gesteht erstmals, dass die Ursachen für die Fluchtbewegung in der DDR selbst zu suchen sind.

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Der SED-Generalsekretär und Staatsratsvorsitzende der DDR, Egon Krenz, spricht im November 1989 vor dem Gebäude der Volkskammer, dem Palast der Republik, zu Demonstranten.

SED erklärt Bereitschaft zu Dialog mit Bevölkerung

Foto: picture-alliance/ZB/Grimm

Dialogangebot an die Bevölkerung

Zwei Tage hat das Politbüro ungewöhnlich offen über die Lage in der DDR diskutiert. Insbesondere SED-Chef Erich Honecker widersetzt sich der Idee von Egon Krenz, eine Diskussion mit der Bevölkerung führen zu wollen. Doch am Ende setzt sich Krenz durch und die SED-Führung unterbreitet ein Dialogangebot, das die Bürgerrechtler und Demonstranten schon lange einfordern.

„Gemeinsam wollen wir über alle grundlegenden Fragen unserer Gesellschaft beraten, die heute und morgen zu lösen sind“, heißt es in der Erklärung des SED-Politbüros, die am darauffolgenden Tag im „Neuen Deutschland“ veröffentlicht wird. Alle Meinungsäußerungen und Vorschläge für einen attraktiven Sozialismus in der DDR seien willkommen. „Wir stellen uns der Diskussion“, unterstreicht das Politbüro.

Doch die SED-Führung macht auch deutlich, dass sie von ihrem Weg des Sozialismus in der DDR nicht abrücken wird. „Der Sozialismus auf deutschem Boden steht nicht zur Disposition“,  heißt es dazu in der Erklärung. „Großdeutsche Träume, gespeist aus altrevanchistischen und neofaschistischen Quellen, haben keine Chance.“

Ursachenforschung für die Fluchtbewegung

Sorgen bereitet die anhaltende Fluchtbewegung Tausender DDR-Bürger in die Bundesrepublik. Wenn sich viele Menschen „von unserer Deutschen Demokratischen Republik losgesagt haben“, lasse das auch das Politbüro nicht gleichgültig, erklärt es. Mögen die Ursachen auch vielfältig sein, „wir müssen und werden sie auch bei uns suchen, jeder an seinem Platz, wir alle gemeinsam“.

Eine Ursache ist jedoch bereits ausgemacht: Es ist von einer großangelegten Provokation und hasserfüllten Kampagnen der westlichen Massenmedien die Rede. Sie hätten den Sozialismus und seine Perspektiven in Zweifel gezogen und so die Menschen in der DDR verunsichert und zur Flucht bewegt.

Inszenierung: Bürgerdialog

So ganz offen will die DDR-Führung jedoch nicht mit ihrer Bevölkerung diskutieren. Sie versucht die Aussprachen nach ihren Vorstellungen zu inszenieren. Doch sie erreicht nicht ihr Ziel: den SED-Politikern schlägt in den sogenannten Dialogveranstaltungen der ganze Unmut der Menschen entgegen.