Zu viele Neuinfektionen

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Corona-Lage vor Weihnachten Zu viele Neuinfektionen

Die Zahlen der Infektionen mit dem Coronavirus sind viel zu hoch - das haben Bundesgesundheitsminister Spahn und RKI-Präsident Wieler bei einer gemeinsamen Pressekonferenz deutlich gemacht. Die Virologin Prof. Ciesek beschrieb eindringlich die Lage auf den Intensivstationen, auf denen Covid-Patienten um ihr Leben kämpfen.

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"Der Shutdown war geboten", sagt Bundsgesundheitsminister Jens Spahn. "In den Kliniken und Pflegeheimen kämpfen Pflegekräfte und ärztliches Personal um die Gesundheit und zu oft auch ums Überleben ihrer Patientinnen und Patienten und der Pflegebedürftigen." Spahn rief bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Professor Lothar Wieler, am Dienstag eindringlich dazu auf, dass nun die im Bund-Länder-Beschluss am Sonntag vereinbarten strengen Kontaktbeschränkungen umgesetzt und eingehalten werden.

"Ich weiß, das wird hart für viele in den nächsten Wochen - für diejenigen, die sich auch auf Weihnachten und den Jahreswechsel gefreut haben nach einem Jahr mit viel Verzicht und Entbehrungen, aber vor allem eben auch für diejenigen, die am Coronavirus erkrankt sind oder sich um Erkrankte kümmern", so der Bundesundheitsminister.

"Ergebnis der Sorglosigkeit einiger Menschen"

Für den RKI-Präsidenten Wieler, ist die die Lage "so ernst, wie sie noch nie war in dieser Pandemie." Denn die Fallzahlen der Infektionen mit dem Coronavirus sind so hoch wie nie und steigen weiter. Wieler sieht die Gefahr, dass sich die Situation weiter verschlimmere und es damit immer schwieriger werde, mit der Pandemie und ihren Folgen umzugehen. Das Virus zirkuliert in der Gesamtbevölkerung in allen Altersstufen. "Was wir zurzeit sehen, ist das Ergebnis der Sorglosigkeit einiger Menschen, für die andere Menschen wiederum einen sehr hohen Preis zahlen müssen", so der RKI-Präsident.

Intensivstationen hoch belastet

Professorin Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, beschrieb eindringlich die Situation in den Krankenhäusern, insbesondere auf den Intensivstationen. Sie erläuterte die Frustationen, mit denen Beschäftigte im Gesundheitsbereich umgehen müssen: Zum Beispiel, weil aufgrund der bereits jetzt schon hohen Belegung der Intensivbetten manche Anfrage, weitere Patienten zu versorgen, abgelehnt werden muss. Zum Beispiel, wenn zu wenig gesehen wird, welchen hohen Belastungen das Gesundheitspersonal ausgesetzt sind. Zum Beispiel, wenn immer noch Menschen die Gefährdung durch Corona leugnen oder verharmlosen.

In der Öffentlichkeit heiße es noch zu oft, solange es noch genügend freie Betten auf den Intensivstationen gäbe, dann sei alles gut, erläutert Ciesek. Diese Perspektive ist für sie zu eng: "Sie verkennt nämlich tatsächlich die Situation der dort behandelten Covid-Patientinnen und -Patienten, die um ihr Leben kämpfen und auch sterben oder die zwar aus den Kliniken entlassen werden, aber noch Monate an den Folgen leiden. Und würden wir so weiter machen, gäbe es einen schrittweisen Kollaps unseres Gesundheitssystems."

Impfungen – wichtiger Schritt aus der Pandemie

Impfungen sind für die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Professorin Alena Buyx, der "Beginn einer echten Exit-Strategie". Da es zunächst noch nicht genügend Impfstoff für alle gebe, sei eine "Priorisierung, also eine bevorzugende Abfolge, in der geimpft wird, bis genug für alle da ist" notwendig. Sie verwies auf die im November von der Ständigen Impfkommission, der Leopoldina und des Deutschen Ethikrates vorgelegte Stellungnahme zu den rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen für solch eine Priorisierung. Vorrangig sind demzufolge diejenigen, die besonderen Schutz brauchen und diejenigen, die besonderen Risiken ausgesetzt werden. Also im ersten Schritt die alten und vulnerablen Menschen sowie diejenigen, die im Gesundheitsbereich und in der Pflege einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.

Professorin Buyx verwies auf Umfragen, die zeigten, dass eine überwältigende Zustimmung in der Bevölkerung für eine solche Priorisierung vorhanden sei. Dennoch müsse nicht zwingend gewartet werden, bis die Impfung der Gruppe mit der höchsten Priorität komplett abgeschlossen ist: "Es kann Impfungen auch parallel aus Gruppen mit anderer Priorität geben."

Sorgfälftige Prüfung - sichere Impfungen

Bundesgesundheitsminister Spahn führte aus, warum man sich in der EU dafür entschieden hat, gemeinsam eine ordentliche Zulassung für einen Impfstoff anzustreben. Er möchte eine ordentliche, gründliche und zügige Zulassung. Denn entscheidend sei, dass die Bevölkerung Vertrauen habe in die Sicherheit eines Impfstoffs und sich viele impfen ließen. "Nichts ist wichtiger beim Impfen als Vertrauen in den Impfstoff", so Spahn.

Der Bundesgesundheitsminster erwartet eine Zulassung des ersten Imfstoffes durch die Europäische Azneimittelagentur EMA kurz vor Weihnachten. Dann könne mit den Impfungen zügig begonnen werden, ist sich Spahn sicher.