Engagement im grünen Kittel

Ehrenamt Engagement im grünen Kittel

Sie begleiten und unterstützen Kranke und helfen älteren Menschen im Lebensalltag – das Ehrenamt des Vereins der "Grünen Damen und Herren" leistet damit einen aktiven Beitrag zur Sicherung der Daseinsvorsorge und des Gemeinwohls. Im Interview berichtet die ehemalige "Grüne Dame" Katrin Springer von Ihrer Arbeit.

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Katrin Springer von den "Grünen Damen und Herren"

Half jahrelang ehrenamtlich kranken Menschen: Katrin Springer von den "Grünen Damen und Herren".

Foto: Dr. Cornelie Kunkat

Die 61-jährige Katrin Springer aus Schwerin ist Landesbeauftragte der Evangelischen Kranken- und Altenhilfe e.V. -"Grünen Damen und Herren" - in Mecklenburg-Vorpommern. Als "Grüne Dame" war Sie langjährig im Helios Krankenhaus in Schwerin tätig. Im Interview berichtet Katrin Springer ganz persönlich über das besondere Ehrenamt, das dieses Jahr 50-jähriges Bestehen feiert.

Beim jüngsten Bürgerdialog von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Schwedt kam es zum Austausch über das Engagement der "Grünen Damen und Herren", deren Einsatz die Kanzlerin lobte: "Dieser ehrenamtliche Einsatz ist eben ganz herausragend."

Was sind denn die "Grünen Damen und Herren"?

Katrin Springer: Die "Grünen Damen und Herren" sind ehrenamtliche Helfer in der Kranken- und Altenpflege. Der Verein wurde von Brigitte Schröder ins Leben gerufen. Die ehemalige Frau von Dr. Gerhard Schröder (ehemaliger CDU-Politiker und Bundesminister) gründete 1969 in Bonn die ersten "Grünen Damen". Ursprünglich zielte die ehrenamtliche Arbeit darauf ab, vor allem Kinder im Krankenhaus zu betreuen, gerade bei denjenigen, die nicht so oft Besuch bekommen haben. Heute besteht der Verein nicht nur aus "Grünen Damen" sondern auch aus "Grünen Herren". Außerdem haben sich - gerade in Hinblick auf den demografischen Wandel – die ehrenamtlichen Tätigkeiten erweitert. Die Ehrenamtlichen sind nun auf nahezu allen Stationen der Kranken- und Altenpflege zu finden.

Der Verein, der sich unter dem Dachverband der Evangelischen Kranken- und Altenhilfe e.V.  gründete, betreut derzeit 600 Einrichtungen und circa 8000 Ehrenamtliche in ganz Deutschland. Der Dachverband finanziert sich zu 100 Prozent aus Spenden und ist ständig bemüht, diese einzutreiben, damit die Serviceleistungen auch auf einem hohen Niveau weiter angeboten werden können.

Was steckt hinter der Betitelung "Grüne Damen und Herren"?

Katrin Springer: Es heißt "Grüne Damen und Herren", weil Brigitte Schröder sich damals dafür entschieden hat, dass wir grüne Kittel tragen. So dass man uns von dem normalen Personal unterscheiden konnte. Die Idee der "Grünen Damen und Herren", stammt ursprünglich aus Amerika. Dort gibt es sie heute noch, dort heißen sie allerdings "Pink Ladies".

Können auch Personen anderer Religionen das Ehrenamt ausüben?

Katrin Springer: Es besteht keine Voraussetzung, einer Konfession anzugehören, wenn man als "Grüne Dame" oder "Grüner Herr" tätig werden möchte. Wir haben uns gegründet unter dem Dach der Evangelischen Kranken- und Altenhilfe, wir gehören aber keiner Konfession an, auch wenn wir evangelisch heißen, arbeiten wir ökumenisch.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Katrin Springer: Die jeweilige Leitung der "Grünen Damen und Herren" plant wöchentlich den Einsatz der Ehrenamtlichen. Die meisten sind bereits im Rentenalter - nur wenige machen diese Tätigkeit neben ihrem eigentlichen Beruf. Im Durchschnitt arbeiten sie drei bis vier Stunden pro Woche im Krankenhaus oder Pflegeheim. Als sogenannter Lotsendienst begleitet man die Patientinnen und Patienten auf die Station und klärt erste wichtige Fragen des Ankommens. Beim Besucherdienst hingegen - ein weiterer wichtiger Teil unserer Arbeit - haben die "Grünen Damen und Herren" eine feste Station. Dort gehen sie von Zimmer zu Zimmer und erfragen beim Betroffenen, ob sie Hilfe benötigen – zum Beispiel beim Einkauf oder bei der Kontaktaufnahme mit Angehörigen. Darüber hinaus, wenn die Patienten einfach mal reden möchten und uns ihre Sorgen mitteilen wollen, sind wir da. Grundsätzlich sind wir sehr variabel und flexibel und richten unsere Arbeit an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten aus.

Wie reagieren die Patientinnen und Patienten auf Sie?

Katrin Springer: Gerade im Alten- und Pflegeheim kann eine Betreuung unsererseits über Jahre gehen - dort ist die Bindung besonders groß. Diese endet oftmals erst mit dem Sterben eines Betroffenen. Im Krankenhaus hingegen ist es unterschiedlich, da in der Regel die Patientinnen und Patienten nur kurze Aufenthalte haben. Aber insgesamt reagieren alle sehr positiv auf uns und sind sehr dankbar, dass es uns gibt.

Warum haben Sie sich für dieses Ehrenamt entschieden?

Katrin Springer: Ich komme aus dem medizinischen Bereich, da ich viele Jahre als Kranken- und OP-Schwester sowie als Pflegedienstleiterin gearbeitet habe. Mein Mann war zudem Arzt in der Helios Klinik Schwerin - da war es naheliegend, dort auch ehrenamtlich tätig zu werden. An sich engagiere ich mich aber schon viele Jahre - Ehrenamt gehört einfach zu meinem Leben dazu!

Woran erinnern Sie sich besonders gerne?

Katrin Springer: Es gibt sehr viele Momente, die ich in Erinnerung behalte und als "Grüne Dame" erlebt habe: Insgesamt ist es aber das Gefühl, dass man gebraucht wird. Es ist jedes Mal erstaunlich, wie schnell die Menschen zu einem Vertrauen aufbauen und wie schnell man in das Leben der Patienten eintaucht - die oftmals viel über sich erzählen. Und, die große Dankbarkeit seitens der zu Betreuenden, die froh sind, das wir unterwegs sind und uns um sie kümmern.

Was macht Ihre Arbeit so wichtig für die Gesellschaft?

Katrin Springer: Der Dienst der "Grünen Damen und Herren" ist ein Beitrag zur Humanität in unserer Gesellschaft. Dass wir diese Aufgabe ohne Bezahlung übernehmen, macht uns unabhängig, frei von beruflichen Zwängen und gibt uns Gelegenheit, sich sehr individuell und eigenverantwortlich zu engagieren.