So funktioniert der Schienenverkehr

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Fragen und Antworten zur Verkehrspolitik So funktioniert der Schienenverkehr

Die Bahn soll in ganz Deutschland zum Rückgrat der Mobilität werden. So steht es im Koalitionsvertrag. Dafür ist es notwendig, dass sie mit einem leistungsfähigen Schienennetz und dem richtigen Fahrplanangebot überzeugt. Warum tut sie das nicht schon jetzt? Wo liegt das Problem – und wo die Lösung? Teil drei unserer Serie zur Verkehrspolitik.

5 Min. Lesedauer

Ein ICE und ein Güterzug in Düsseldorf.

Öfter, schneller, überall: Der Deutschlandtakt soll das Land optimal vernetzen.

Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Schienengüterverkehr bis zum Jahr 2030 auf 25 Prozent zu steigern und die Verkehrsleistung im Personenverkehr zu verdoppeln – auch um ihre Klimaziele zu erreichen. Der Schlüssel dafür ist der Deutschlandtakt. Das Ziel: Gut aufeinander abgestimmte Anschlüsse, kürzere Reisezeiten und mehr Kapazitäten auf der Schiene.

Die Verkehrsleistung ergibt sich, wenn die Zahl der beförderten Personen mit der zurückgelegten Entfernung multipliziert wird. Sie wird in Personenkilometern angegeben. Der Begriff der Verkehrsleistung, der im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist, ist nicht zu verwechseln mit der Zahl der beförderten Personen.

Wie steht es um das deutsche Schienennetz?

Das Schienennetz der Eisenbahnen in Deutschland hat derzeit eine Streckenlänge von rund 38.400 Kilometern. Größter Netzbetreiber ist die DB Netz AG mit circa 33.400 Kilometern. Der Verkehr auf der Schiene wächst: Rund 51.000 Personen- und Güterzüge fahren heute täglich durchs Land. 2010 lag diese Zahl noch bei 47.000. Bis 2030 sollen es gut 59.000 Züge sein – ein Zuwachs von 25 Prozent.

Die steigende Nachfrage trifft auf ein schwer belastetes Streckennetz, das nicht mitgewachsen ist. Gleichzeitig hat sich der Zustand der Infrastruktur verschlechtert: Viele Gleise, Weichen, Brücken und Stellwerke sind überaltert und deshalb störanfällig. Für Bahngäste bedeutet das: Jede Menge Baustellen, die zu Zugausfällen, Umleitungen und Verspätungen führen.

Schienengüterverkehr: In Deutschland sorgen rund 380 Unternehmen täglich dafür, dass die unterschiedlichsten Güter in großen Mengen zum Nutzen von Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürgern transportiert werden.

Wie soll der Deutschlandtakt Abhilfe schaffen?

Der Deutschlandtakt steht für einen fahrplanbasierten Ausbau der Schieneninfrastruktur, um das Land optimal zu vernetzen – im Personen- wie auch im Güterverkehr. Öfter, schneller, überall. So lautet das Leitmotiv. Damit ist der Deutschlandtakt der zentrale Kompass für die optimale Nutzung und infrastrukturelle Weiterentwicklung des deutschen Bahnnetzes.

Damit alle Zugverbindungen künftig wie ein Uhrwerk zusammenpassen, werden die größten deutschen Städte durch regelmäßige Personenfernverkehrszüge verbunden - und das alle 30 Minuten zur selben Zeit. Der Regionalverkehr wird auf die halbstündliche Taktung ausgerichtet. Der Vorteil: Alle kommen einfacher, bequemer und schneller ans Ziel.

Erst der Fahrplan, dann die Infrastruktur: Mit dem Deutschlandtakt ändert sich auch das bisherige System der Infrastrukturplanung. Wurden bisher Fahrpläne an die bereits bestehende Infrastruktur angepasst, dient der Zielfahrplan für den Deutschlandtakt nun als Planungsgrundlage für einen gezielten Infrastrukturausbau des deutschen Schienennetzes.

Der Digitalisierung kommt auf dem Weg zum Deutschlandtakt eine entscheidende Rolle zu. Alle Strecken und Schienenknoten sollen langfristig mit dem europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS und digitalen Stellwerken (DSTW) ausgerüstet werden. Ziel der Modernisierung: Bis zu 35 Prozent mehr Platz für Züge, eine höhere Pünktlichkeit und weniger Störungen.

Wer kümmert sich um den Deutschlandtakt?

Die Bundesregierung arbeitet intensiv daran, die Umsetzung des Deutschlandtaktes infrastrukturell, finanziell, organisatorisch, eisenbahnrechtlich und europarechtskonform abzusichern:

  • Die vom Bundesverkehrsministerium eingesetzte Beschleunigungskommission Schiene hat bereits konkrete Vorschläge für eine schnellere Umsetzung des Deutschlandtaktes erarbeitet.
  • Mit Gründung der Stabsstelle Deutschlandtakt im Juli 2022 hat das BMDV erstmals eine Organisationseinheit geschaffen, die sich ausschließlich um den Deutschlandtakt kümmert.
  • Eine Novelle des Eisenbahnregulierungsgesetzes soll die rechtlichen Rahmenbedingungen für ein Kapazitätsmanagement mit vorkonstruierten Systemtrassen regeln.

Wer steht hinter dem Deutschlandtakt? Der Deutschlandtakt ist die gemeinsame Aufgabe vieler Akteure: Bundesregierung, Bundesbehörden, Bundesländer, regionale Aufgabenträger, Eisenbahnverkehrsunternehmen, Bahnverbände, Verbände der Personen- und Güterverkehrskunden sowie Bahn- und Bauindustrie.

Wann wird der Deutschlandtakt umgesetzt?

Der Deutschlandtakt ist ein fortlaufender Prozess, der stetig angepasst, weiterentwickelt und in zielgerichteten, einzelnen Etappen umgesetzt wird. Durch die passgenauen und bedarfsgerechten Baumaßnahmen sowie die Umsetzung in kleinen Schritten kommen mit jeder Etappe kontinuierlich deutliche Angebotsverbesserungen hinzu.

Laut BMDV wird die erste Etappe mit der Fertigstellung der Strecke Wendlingen–Ulm, Stuttgart 21 und der Generalsanierung der Riedbahn 2025/2026 abgeschlossen. Sie wird etwa den 30-Minuten-Takt zwischen den Metropolen Köln, Frankfurt, Mannheim, München und Nürnberg bringen. Die nächste Etappe 2030 ist bereits in Vorbereitung.

Mehr über die Maßnahmen des Deutschlandtaktes 2026-2030 erfahren Sie in der Broschüre „Etappierung 2026-2030“ des Bundesverkehrsministeriums.

Wie wird das deutsche Schienennetz finanziert?

Der Bund finanziert Neubau, Ausbau und Ersatzinvestitionen in die Bundesschienenwege, um dem Wohl der Allgemeinheit und insbesondere ihren Verkehrsbedürfnissen gemäß Artikel 87e des Grundgesetzes Rechnung zu tragen. Die Kosten der Unterhaltung und Instandsetzung ihrer Schienenwege tragen die Eisenbahnen des Bundes selbst.

Eisenbahnen des Bundes sind Bahnunternehmen, die sich überwiegend in der Hand des Bundes oder eines mehrheitlich dem Bund gehörenden Unternehmens befinden, der Deutschen Bahn AG. Diese ist ein privatrechtlich organisiertes Staatsunternehmen, an dem der Bund als Eigentümer alle Anteile hält.

Für den Neu- und Ausbau auf Basis des aktuellen Bundesverkehrswegeplans stellt der Bund der Deutschen Bahn Mittel nach dem Bundesschienenwegeausbaugesetz (BSchwAG) zur Verfügung. Für Ersatzinvestitionen in das Bestandsnetz werden Bundesmittel im Rahmen der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) eingesetzt.

Der Bund investiert auch in den Ausbau von Schienenwegen in Regionen, die vom Kohleausstieg betroffen sind und unterstützt so die dortige Strukturstärkung. Außerdem stellt er den Ländern über das Regionalisierungs- und das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz Mittel für den SPNV und den schienengebundenen ÖPNV zur Verfügung.

Wie lauten die aktuellen Haushaltszahlen?

Für die Bundesschienenwege sind im Bundeshaushalt 2023 9,19 Milliarden Euro vorgesehen. Eine Milliarde Euro stellt der Bund auch in diesem Jahr bereit, um die SPNV-Verhältnisse in den Gemeinden zu verbessern. Die Höhe der Regionalisierungsmittel zur Finanzierung des schienengebundenen ÖPNV beläuft sich in 2023 auf 9,7 Milliarden Euro.

Auf Basis der am 1. Januar 2020 in Kraft getretenen Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) III zwischen Bund und Deutscher Bahn AG sollen bis 2029 mindestens 86,2 Milliarden Euro für Ersatzinvestitionen und die Instandhaltung des Bestandsnetzes bereitstehen. Der größte Anteil, rund 62 Milliarden Euro inklusive Dividenden, entstammt dem Bundeshaushalt.

Mit dem Tool „Bundeshaushalt digital“  des Bundesfinanzministeriums können Sie sich eine visualisierte Darstellung der Haushaltsdaten der vergangenen Jahre anzeigen lassen. Sie können sowohl Ausgaben und Einnahmen als auch Soll- und Ist-Werte abrufen und mit Hilfe des Jahresvergleichs gegenüberstellen.

Wie geht es mit der Deutschen Bahn weiter?

Entsprechend Koalitionsvertrag wird bis zum 1. Januar 2024 innerhalb der DB AG eine gemeinwohlorientierte Infrastrukturgesellschaft gegründet. Die zuständigen Ministerien arbeiten derzeit intensiv an einer Gesellschaftsstruktur, einer neuen Finanzierungsarchitektur und verbesserten Steuerungsinstrumenten für die Schieneninfrastruktur.

Mit der stärkeren Ausrichtung der Eisenbahninfrastruktur am Gemeinwohl erhält die Umsetzung der klima- und verkehrspolitischen Ziele der Bundesregierung ein höheres Gewicht als bisher. So sollen nicht mehr nur wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen, sondern ein hochwertiges, verlässliches Netz, das sich an den Kundenbedürfnissen orientiert.

Hier finden Sie weitere Teile unserer Serie zur Verkehrspolitik:

So funktioniert die Planung der Verkehrsinfrastruktur
So funktioniert der Ausbau der Ladeinfrastruktur
So funktioniert die Förderung des Radverkehrs
So funktioniert der öffentliche Personennahverkehr