Pressestatement von Bundeskanzlerin Merkel zu dem Anschlag in Istanbul am 12. Januar 2016

Meine Damen und Herren, nach Stunden großer Sorge haben wir jetzt traurige Gewissheit: Unter den Menschen, die der Selbstmordattentäter von Istanbul in den Tod gerissen hat, sind nach bisherigen Erkenntnissen der türkischen Behörden mindestens acht Deutsche. Wir können zu dieser Stunde noch nicht wissen, ob es bei dieser Zahl bleibt.

Ich trauere um unsere Landsleute und ich denke voller Anteilnahme an die Angehörigen. Sie müssen jetzt mit dem schrecklichen Schmerz leben, dass ein lieber Mensch aus einem als so schön erhofften Aufenthalt in Istanbul nicht mehr zurückkehren wird.

Ich weiß, ich spreche für viele Menschen, wenn ich diesen betroffenen Familien sage: Sie sind nicht allein; wir stehen an Ihrer Seite und wünschen Ihnen Trost und Kraft bei dieser schweren Prüfung. Ich denke ebenso an die Verletzten und wünsche ihnen, dass sie genesen werden von den Folgen dieser Mordtat den körperlichen genauso wie den seelischen.

Das Auswärtige Amt und seine Mitarbeiter in der Türkei sind seit heute Mittag im Einsatz, um allen von diesem Anschlag betroffenen Deutschen in dieser furchtbaren Situation beizustehen und die Verletzten in den Krankenhäusern zu betreuen.

Ich habe heute sowohl mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu als auch eben gerade mit dem Präsidenten Tayyip Erdoğan telefoniert. Beide haben mich über den Stand der Ermittlungen informiert und das tiefe Beileid der türkischen Regierung, aber auch des türkischen Volkes übermittelt.

Vergessen wir Deutsche aber heute auch nicht die Menschen in der Türkei, die immer wieder zum Ziel des Terrors werden und die im Oktober erst den verheerenden Anschlag in Ankara mit mehr als 100 Toten und heute nun diesen mörderischen Akt mitten im Herzen von Istanbul erleben mussten. Wir fühlen uns den Menschen in der Türkei in Solidarität verbunden.

Ich werde im Anschluss das Bundeskabinett informieren. Es trifft sich heute Abend ohnehin zu Beginn des neuen Jahres, tritt nun aber zuvor in einer Sondersitzung zusammen. Ich werde dabei über die Gespräche mit der türkischen Regierung sowie den Stand der Ermittlungen und der Hilfe an die Betroffenen unterrichten. Genauso wird dies der Bundesaußenminister tun.

Heute hat es Istanbul getroffen, zuvor Paris, Kopenhagen, Tunis und so viele Orte mehr. Der internationale Terror wählt die Orte seiner Anschläge unterschiedlich. Sein Ziel aber ist immer dasselbe: Es ist unser freies Leben in freien Gesellschaften. Die Terroristen sind Feinde aller freien Menschen, ja sie sind Feinde aller Menschlichkeit ob in Syrien oder der Türkei, in Frankreich oder Deutschland. Genau diese Freiheit und unsere Entschlossenheit, gemeinsam mit unseren internationalen Partnern gegen diese Terroristen vorzugehen, werden sich aber durchsetzen.

Ich danke Ihnen!