Pressestatement von Bundeskanzlerin Merkel nach dem Besuch des Liebig-Museums und des Mathematikums am 19.08.2021 in Gießen

BK’in Merkel: Meine Damen und Herren, ich möchte mich bei Helge Braun bedanken, der mich heute an zwei ganz spannende Orte geführt hat. Ich werde in den nächsten Tagen einige Reisen machen, bei denen es um Naturwissenschaft und um Anwendungen geht, gerade auch um Anwendungen in der Medizin.

Heute ist der Startpunkt hier in Gießen. Da habe ich durch Prof. Alter und seine Mitstreiter das Liebig-Museum kennenlernen dürfen, ein ganz wirkliches Schatzkästchen oder Kleinod von historischer Bedeutung. Justus von Liebig hat die organische Chemie fortentwickelt, aber er hat vor allen Dingen auch die Lehre der Chemie anschaulich gestaltet, von der Vorlesung direkt zum Experiment. Es ist sehr, sehr interessant, anzusehen, dass ein fast 200 Jahre alter Hörsaal heute eigentlich im Großen und Ganzen noch bestehen könnte. Deshalb, finde ich, sollten möglichst viele Schülerinnen und Schüler, aber auch andere Menschen dorthin gehen; denn sowohl das, was wir heute als Düngemittel kennen, als auch das, was wir als chemische Analysen kennen, fanden hier in einer Zeit, in der ja auch die Einflüsse der Gebrüder Humboldt noch spürbar waren, ihren Anfang. Die Stadt Gießen oder zumindest die politischen Institutionen, die damals hier verantwortlich waren, haben Justus von Liebig eine gute Heimat gegeben.

Ein bisschen weiter in der Geschichte hat Prof. Beutelspacher etwas unternommen. Was heißt „Mathematik zum Anfassen“? Die meisten verbinden Mathematik ja nicht mit dem Anfassen, sondern mehr mit dem Grübeln, dem Schreiben von Formeln und dem Lösen geometrischer Aufgaben. Hier wird es ganz praktisch gemacht. Man darf aber auch rechnen. Ich habe Familien beim Experimentieren beobachten können und glaube, dass das ein wunderbarer Ort ist, um sich über Mathematik Gedanken zu machen, für Kinder, aber eben auch für Eltern.

Justus von Liebig hat ja auch die Idee gehabt, mit seinen Abendvorlesungen immer wieder das breite Publikum für Wissenschaften zu begeistern, in diesem Fall für die Chemie. Sie tun das am Beispiel der Mathematik. Daraus sind im Grunde die Wurzeln entstanden, die uns heute noch als Industriestandort und als Wirtschaftsstandort stark machen; denn gute Forschung, hohe Experimentierkunst und Innovationsfähigkeit, verbunden dann auch mit der Anwendung, das ist im Grunde das, was unseren Wohlstand schafft, und das sollten wir nie aus den Augen verlieren. Das hat vor 200 Jahren in der Zeit der Industrialisierung seinen Anfang genommen, und das muss heute gepflegt werden; denn ohne Innovationen werden wir in Zukunft auch nicht in Wohlstand leben können.

Herzlichen Dank an Herr Prof. Alter, der jetzt nicht mehr dabei ist, und Herrn Prof. Beutelspacher dafür, dass ich das hier sehen durfte. Dankeschön!

Frage: (ohne Mikrofon, akustisch unverständlich)

BK’in Merkel: Wir sind ja jetzt mit Hochdruck dabei, Menschen aus Afghanistan zurückzuholen, deutsche Staatsbürger, aber auch so viele Ortskräfte wie möglich oder Afghaninnen und Afghanen, die Schutz brauchen. Das ist eine koordinierte internationale Aktion, bei der Deutschland auch eine wichtige Rolle spielt.

Ich möchte unseren Soldatinnen und Soldaten danken, die dort im Einsatz sind. Das ist alles andere als einfach. Das ist ein hochkomplizierter Einsatz. Ich wünsche mir, dass auch heute wieder Flugzeuge wohlbehalten mit schutzsuchenden Menschen ankommen.

Ich möchte mich auch bei Usbekistan bedanken, das mit uns sehr intensiv zusammenarbeitet; denn wir fliegen ja erst einmal die kurze Strecke von Kabul nach Taschkent, um dann für die Menschen den Rückflug mit zivilen Flugzeugen - Dank auch an die Lufthansa - nach Deutschland zu ermöglichen. Ich hoffe, dass es uns gelingen wird, noch möglichst viele Menschen nach Hause zu bringen oder in Schutz und Sicherheit zu bringen. - Dankeschön!