Pressestatement von Bundeskanzlerin Merkel beim Besuch des St. Johannisstift

BK’in Merkel: Meine Damen und Herren, ich war heute hier im St. Johannisstift und möchte mich bei Herrn Wolf, aber ganz besonders bei Herrn Cebi bedanken; denn Ferdi Cebi hat es geschafft, mich hierher zu bringen und mir ein wenig zu erzählen von dem, was seine Arbeit ausmacht. Er hat damals gesagt, ich solle sein Schatten sein, und eine kleine Zeit konnte ich das heute auch – obwohl der Einblick noch sehr beschränkt ist. Aber was ich hier mitnehme ist, dass alle, die hier beschäftigt sind, diese Arbeit von Herzen machen, mit Freude machen, und dass dies auch eine Einrichtung ist, die ein gutes Zuhause in der Stadt und im Landkreis hat und natürlich auch getragen ist von denen, die dieses Stift ausmachen – und sicherlich auch ein Stück vom evangelischen Glauben, wenn ich das hier an dieser Stelle sagen darf. Es gibt aber ganz unterschiedlich getragene Einrichtungen, und für alle gilt: Die Menschen, die dort arbeiten, sollen gut bezahlt werden, damit die Menschen, die dort leben, auch gute Pflege bekommen.

Wir haben ein großes Fachkräfteproblem, es gibt zu wenige Menschen, die in der Pflege beschäftigt sind. Worüber ich heute immer wieder gesprochen habe, ist die Frage: Wie können wir eigentlich die Interessantheit dieses Berufes und auch die Schönheit dieses Berufes deutlicher machen? Wenn einmal ein schlechtes Beispiel da ist, wird viel darüber gesprochen, aber ich habe heute viele gehört, die gesagt haben: Das spiegelt nicht unsere Arbeit wider. Natürlich gibt es auch schwierige Aufgaben, aber es gibt eben auch unglaublich viel, was die älteren Menschen zurückgeben und was Sie uns als Pflegekräfte geben. Das in die Gesellschaft zu tragen, werde ich mit diesem Besuch auch zu tun versuchen.

Wir haben auch darüber gesprochen, wie wir vielleicht die Werbung für diese Berufe noch besser machen können. Aber Werbung und Attraktivität helfen nicht, wenn es keine gute Bezahlung gibt, wenn es keine gute Ausbildung gibt und wenn es keine vernünftigen Arbeitszeiten gibt. Ferdi Cebi ist nun gerade ein Mann – das ist ja nicht die Normalität im Pflegeberuf. Viele, egal ob Väter oder Mütter, müssen Beruf und Familie zusammenbringen. Deshalb sind berechenbare Arbeitszeiten ohne die Notwendigkeit, dauernd einspringen zu müssen, von ganz besonderer Bedeutung. Deshalb ist die gemeinsame Aktion Pflege des Gesundheitsministers Jens Spahn, der auch für die Pflege verantwortlich ist, der Seniorenministerin Frau Giffey und des Arbeitsministers Heil aus der Bundesregierung eine ganz wichtige Aktion. Sie wollen versuchen, Standards zu setzen, sie wollen versuchen, mit den Betroffenen die Tarifverträge auszuarbeiten und zusammenzuarbeiten, um zu einem vergleichbaren Niveau der Bezahlung und auch der Ausbildung in ganz Deutschland zu kommen; denn es hat ja auch keinen Sinn, wenn wir uns gegenseitig die Fachkräfte wegnehmen.

Angesichts der Entwicklung unserer Bevölkerung, angesichts der Tatsache, dass wir alle älter werden, aber auch mehr Ältere haben werden, ist das eine wirkliche Zukunftsaufgabe. Deshalb werde ich als Bundeskanzlerin diese Aufgabe auch weitertragen, genauso wie mein Kollege aus der Bundestagsfraktion Carsten Linnemann, der eigentlich sonst schwerpunktmäßig mit Wirtschaftsfragen zu tun hat, aber der hier auch mit voller Leidenschaft dabei ist und sagt: Auch ich will diesen Bereich nach vorne bringen.

Danke schön, Herr Wolf, danke schön, Herr Landrat, Herr Bürgermeister, und vor allen Dingen Ihnen, Herr Cebi, ein ganz herzliches Dankeschön dafür, dass Sie mich hierher geführt haben. Es war mir eine Freude!