Pressestatement von Bundeskanzlerin Merkel anlässlich ihres Besuchs bei der Firma ComConsult am 16. April 2015

Guten Tag! Ich freue mich, dass ich mich hier heute an einem Beispiel überzeugen konnte, wie das SWITCH-Modell aus Aachen funktioniert. Es ist ein Modell, das jungen Leuten, die ihr Hochschulstudium nicht beendet haben, die Möglichkeit gibt, eine verkürzte Berufsausbildung zu machen.

Aachen war mit diesem Angebot Vorreiter. Inzwischen hat die Bundespolitik Bundesbildungsministerin Johanna Wanka ist aus diesem Grunde heute auch mit dabei dieses Konzept zum Anlass genommen, flächendeckend dafür zu werben, dass wir solche Modelle Realität werden lassen. Der Bund fördert vielfältige Projekte. Wir gewinnen Erfahrungen, und es soll damit Schritt für Schritt Normalität werden, dass junge Leute wissen, dass ihnen dann, wenn sie ein Studium begonnen haben und es nicht abschließen konnten, die Möglichkeit einer Berufsausbildung und zwar einer verkürzten Berufsausbildung zur Verfügung steht.

Wir nehmen an, dass heute etwa die Hälfte all derer, die kein Hochschulstudium beenden, auch nicht abschließend einen Abschluss im Rahmen einer Berufsausbildung macht. Das sind viel zu viele, weil diejenigen, die einen Berufsabschluss haben, sehr viel bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, lebenslang eine Beschäftigung zu finden. Wir haben heute zum Beispiel im Durchschnitt eine Arbeitslosigkeit von 6 Prozent. Wir haben bei den Akademikern, also bei denjenigen, die ein Hochschulstudium abgeschlossen haben, eine Arbeitslosigkeit von 2,4 Prozent und bei denjenigen, die keinen Abschluss haben, eine Arbeitslosigkeit von 19 Prozent und das bei einer sehr guten Beschäftigungslage. Das heißt, jeder, der solche Chancen nicht nutzt, dann noch eine Berufsausbildung zu machen, ist viel stärker damit konfrontiert, vielleicht einmal arbeitslos zu werden.

Das ist ein neuer Angang. Wir haben sehr oft über die Frage gesprochen: Wie kann ich von der Berufsausbildung in ein Hochschulstudium kommen? Da ist die Durchlässigkeit heute sehr gut gewährleistet. Wir sind aber noch längst nicht an dem Ziel, dass wir sagen: Wer sein Hochschulstudium nicht beenden kann, traut sich eine Berufsausbildung zu und geht diesen Weg auch.

Vorbildlich hier in Aachen ist, dass die Institutionen alle zusammenarbeiten: die Stadt, die Hochschulen, die Industrie- und Handelskammer, die Bundesagentur für Arbeit, das Berufskolleg, also die Berufsschulen, die sich natürlich auf völlig neue Lehrpläne einstellen müssen. Dieses Beispiel sollte im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen und typisch für die Bundesrepublik Deutschland werden. Aachen ist natürlich mit seinem Hochschulstandort und seiner Fachhochschule ein ganz besonders geeignetes Beispiel. Ich glaube, viele können davon noch lernen. Deshalb fördert der Bund nicht nur hier, sondern auch an anderen Stellen, und deshalb sind wir auch im Gespräch mit den Hochschulen und allen Institutionen, die hier helfen können. Herzlichen Dank!