Von der Testphase zur Markteinführung

Ökosystem Digitale Identitäten Von der Testphase zur Markteinführung

Sichere, elektronische Identifizierung (eID) sowohl für die Nutzung staatlicher Dienste als auch von privaten Angeboten. Nach erfolgreichem Test starten praktische Anwendungsfälle aus dem „Ökosystem Digitale Identitäten“ bald für die breite Öffentlichkeit. Welche das sind und wie es mit dem Projekt weitergeht, darüber sprach Bundeskanzlerin Merkel mit Wirtschaftsvertretern.

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Digitale Identitäten

Heute hat Kanzlerin Merkel gemeinsam mit Unternehmen den Startschuss für die Verstetigung und Skalierung des „Ökosystems Digitale Identitäten“ gegeben.

Foto: Bundesregierung/Steins

Seit  dem Startschuss im Dezember 2020 arbeitet die Bundesregierung in einer interministeriellen Projektgruppe in enger Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartnern an der Umsetzung eines Ökosystems digitaler Identitäten auf Grundlage des Ansatzes einer „selbstsouveränen Identität“ (SSI). Diese soll es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, perspektivisch jede Art von staatlichen und privat herausgegebenen Nachweisen digital zu verwalten und selbstbestimmt zu teilen. Hier zählt auch eine nutzerfreundliche elektronische Identifizierung (eID), die sowohl die Nutzung staatlicher Dienste als auch zahlreicher weiterer Funktionen erlaubt (z.B. Zugang zu Carsharing, Packstationen o.ä.) und damit deutlich über die Anwendungsmöglichkeiten des neuen Personalausweises (nPa) hinausgeht, zugleich aber auf diesem basiert.

Markteinführung nach erfolgreichem Testbetrieb

Im Mai erfolgte nach nur vier Monaten Entwicklungszeit mit einem ersten Pilotprojekt der Startschuss für das „Ökosystem digitaler Identitäten“. Seit dem zweiten Termin mit der Kanzlerin im Mai haben alle Beteiligten mit Hochdruck an weiteren Anwendungsfällen gearbeitet.

Während der Hotel-Check-In ein Testfall mit bewusst kleiner Nutzerzahl war, handelt es sich bei den neuen Anwendungsfällen , die in den nächsten Monaten live gehen, um echte Markteinführungen gegenüber Endkunden. Dazu gehören die Registrierung für Prepaid-Verträge, das betriebliche Zugangsmanagement für Mitarbeiter, die Führerscheinüberprüfung für Flottenmanagement, die Registrierung für E-Commerce, die Online-Konto- beziehungsweise Depoteröffnung bei Banken.

Sichere, digitale Brieftasche mit neuer Technologie

Möglich werden diese digitalen Anwendungen mit der eigens dafür entwickelten Wallet-App. Die gemeinsam mit der Wirtschaft entwickelte „digitale Brieftasche“ setzt auf die neue Technologie Self-Sovereign Identity (SSI). Sie ermöglicht es jedem Bürger und jeder Bürgerin die eigenen Daten zu kontrollieren und selbstbestimmt zu teilen. Damit soll ein hoher Standard der Vertraulichkeit und Dezentralität gewährleistet sein.

Der ist auch wichtig, soll doch in der Wallet perspektivisch nahezu jeder Identitätsnachweis - angefangen vom Personalausweis über den Führerschein bis zur Geburtsurkunde - abgebildet sein. Diese digitalen Nachweise sollen bei der Beantragung von Verwaltungsleistungen genauso nützlich sein wie bei privaten Aktivitäten im Internet.

Die Bundesregierung sieht das Fehlen digitaler Nachweise als eines der drängendsten Digitalisierungshemmnisse unserer Zeit. Das „Ökosystem Digitale Identität“ soll große volkswirtschaftliche Potenziale heben und auch die digitale Souveränität Deutschlands gemeinsam mit europäischen Partnern nachhaltig stärken. Wie ein Ökosystem digitaler Identitäten zu einem selbstbestimmten und zugleich nutzerfreundlichen Umgang mit dem digitalen Ich beitragen kann, können Sie im Whitepaper Digitale Identität  nachlesen.

Großes Interesse auf europäischer Ebene

Das Ökosystem digitaler Identitäten sieht sich auch als Gegenentwurf für private ID-Angebote von Anbietern außerhalb Europas. Auf europäischer Ebene sei das Momentum beim Thema Digitale Identitäten deshalb ungebrochen, sagt Bundes-CIO, Markus Richter. Er sieht Deutschland als Vorreiter dieser Entwicklung. Die Technologie hinter der Wallet-App hält er für zukunftsweisend. Die Bundesregierung ist mit der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten im Gespräch. Eine gemeinsame Erklärung zur Zusammenarbeit mit Spanien beim grenzüberschreitenden Aufbau eines Ökosystems digitaler Identitäten wurde im Juli unterzeichnet. Mit voraussichtlich mindestens einem weiteren europäischen Partner steht die Zeichnung einer solchen Erklärung unmittelbar bevor.

Langfristige Perspektive schaffen

Die enge Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft bei dem Aufbau des „Ökosystem Digitale Identitäten“ war der Schlüssel für den bisher erreichten Erfolg. Doch wie kann die gemeinsame Arbeit erfolgreich fortgesetzt werden? Die Bundesregierung hat diese Frage und verschiedene Vorschläge gemeinsam mit den beteiligten Wirtschaftsvertretern erörtert. Über die Notwendigkeit, die gemeinsamem Anstrengungen an dem gewachsenen Projekt zu verstetigen, sind sich alle Beteiligten einig.

Eine von Staat und Wirtschaft gemeinsame getragene Entwicklungs- und Betreiberorganisation soll langfristige Perspektiven, Planungssicherheit und eine auch mittel- und langfristig stabile Aufgabenteilung schaffen. Die Kanzlerin zeigt sich überzeugt, dass ein „Joint Venture“ von Staat und Wirtschaft in dieser Form der richtige Weg sei, um das Ökosystem langfristig auf tragfähige Beine zu stellen. Im Anschluss an Ihren Austausch mit Vertretern der Wirtschaft am 16. September soll hierzu eine gemeinsame Absichtserklärung (Letter of Intent) ausgearbeitet werden, deren Eckpunkte bereits vorliegen und auch Gegenstand des Gesprächs waren.

Digitale Technologien verändern unser aller Leben. Wie soll die digitale Zukunft Europas gestaltet werden? Wie können neue Technologien für die Menschen nutzbar gemacht werden? Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich an einem europaweiten Dialogprozess zu beteiligen, der Konferenz zur Zukunft Europas. Machen Sie mit – mit Ihren Ideen, Visionen oder sogar eigenen Veranstaltungen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Themenseite .