Lügen einer gewollten Ungleichheit

Deutsches Hygiene-Museum Dresden Lügen einer gewollten Ungleichheit

Mit seiner aktuellen Ausstellung "Rassismus - Die Erfindung von Menschenrassen" begibt sich das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden auf heikles Terrain: Es räumt auf mit einer menschenverachtenden Ideologie, zu deren Verbreitung es einst selbst beigetragen hatte.

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Blick in die Ausstellung "Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen" des Deutschen Hygiene-Museums Dresden.

Die Ausstellung "Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen" ist bis zum 6.Januar 2019 im Deutschen Hygiene-Museum zu sehen.

Foto: DHMD/David Brandt

"Wir sehen Unterschiede zwischen Menschen und glauben, Rassen zu erkennen" heißt es an einer Ausstellungswand im Deutschen Hygiene-Museum. Der Satz trifft den Kern der Sonderausstellung "Rassismus - Die Erfindung von Menschenrassen". Sie widmet sich der Frage, welcher Zusammenhang zwischen dem gefährlichen Begriff der Rasse und dem Rassismus besteht.

Anhand von Medienstationen, Filmen und Video-Installationen beleuchtet die Ausstellung aktuelle Fragen zum Thema Rassismus. Dabei spielt Alltagsrassismus eine Rolle, ebenso wie die Frage nach einer vermeintlichen Populationsgenetik, die Rückgabe von geraubten Kulturgütern oder die Herausforderungen einer Einwanderungsgesellschaft.

Versuch einer politisch motivierten Wissenschaft

Doch den Ausstellungsmachern geht es vor allem darum, die Wirkmechanismen der Idee von der Ungleichheit der Menschen offenzulegen: denn immer wieder wurde sie in der Geschichte herangezogen, um politische, soziale und kulturelle Ungleichheiten zu rechtfertigen.

Die Ausstellung vermittelt einen beklemmenden Eindruck darüber, wie die politisch instrumentalisierte Rassenlehre auf eine vermeintlich wissenschaftliche Basis gestellt wurde. Und sie zeigt die Bilder und Medien, in denen sie sich verbreitet hat.

Hort des NS-Rassenwahns

In einem eigenen Ausstellungsbereich erfahren die Besucherinnen und Besucher, wie das Deutsche Hygiene-Museum einst selbst als Propagandamaschine des NS-Rassenwahns maßgeblich an der Verbreitung solcher "Erkenntnisse" mitgewirkt hat.

So zeigte das Museum in den 1930er-Jahren Sonderausstellungen mit Titeln wie "Blut und Rasse" oder "Ewiges Volk". Oder es versorgte Schulen mit Lehrmitteln und Wandtafeln, in denen die "Vererbung von Minderwertigkeit" und die "Vererbung hoher Begabung" dargestellt wurden.

Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden (DHMD) wurde 1912 gegründet. Mit rund 280.000 Besucherinnen und Besuchern jährlich gehört es zu den Publikumsmagneten unter den Dresdner Museen. Damit dies auch künftig so bleibt, wurde das zugehörige Kindermuseum Anfang 2018 aufwendig modernisiert und barrierefrei gemacht. Die Kulturstaatsministerin hat die Neugestaltung mit 300.000 Euro aus ihrem Etat gefördert.