Kampf gegen ISIS kann Jahre dauern

Im Wortlaut: von der Leyen Kampf gegen ISIS kann Jahre dauern

Die Bundesregierung prüft eine verstärkte Ausbildung der irakischen Truppen. Das sagte Verteidigungsministerin von der Leyen im Interview mit BILD. Die Entscheidung über die Erweiterung des Bundeswehr-Einsatzes könnte noch vor Weihnachten fallen.

  • Interview mit Ursula von der Leyen
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Ein Bundeswehrsoldat bildet einen Widerstandskämpfer der Peschmerga am Sturmgewehr aus

Ein Bundeswehrsoldat schult einen Widerstandskämpfer für den Kampf gegen ISIS.

Foto: Bundeswehr/Wilke

BILD: Droht der ISIS-Terror nach Deutschland zu kommen?

Ursula von der Leyen: Wir müssen sehr wachsam sein! Und wir dürfen die Ernsthaftigkeit der Situation nicht unterschätzen. Der Kampf gegen die ISIS kann Jahre dauern. Und er findet auf mehreren Ebenen statt: Wir müssen die Terrormiliz militärisch bezwingen. Wir müssen ihre Finanzquellen austrocknen. Und wir müssen ihre unerträgliche Propaganda entlarven. Der vermeintliche Mythos ihrer Unbesiegbarkeit basiert auf der gnadenlosen Unterdrückung von Menschen. ISIS muss auch den Rückhalt in der sunnitischen Bevölkerung verlieren.

BILD: Reichen Waffenlieferungen, um die Terrormiliz zu besiegen?

Von der Leyen: Deutschland leistet viel mehr. Wir bekämpfen die ISIS mit unserem Ansatz der vernetzten Sicherheit: viel Diplomatie, um den irakischen Staat zu stärken. Wo nötig, militärische Unterstützung, etwa, indem wir die kurdischen Widerstandskämpfer der Peschmerga an Waffen ausbilden. Und schließlich humanitäre Hilfe. Alles drei gehört zusammen.

BILD: Wird der Bundeswehr-Einsatz erweitert?

Von der Leyen: Darauf müssen wir uns einstellen. Wir prüfen zurzeit mit unseren Verbündeten, wie wir die Ausbildung der irakischen Truppen intensivieren. Eine Entscheidung darüber könnte noch vor Weihnachten fallen.

BILD: Können die kurdischen Kämpfer, die Peschmerga, wirklich ISIS besiegen??

Von der Leyen: Ich habe mit Kurden-Präsident Masud Barzani vor dem Wochenende telefoniert. Er hat mir berichtet, dass sich die Zusammenarbeit mit der neuen irakischen Regierung positiv entwickelt. Die Peschmerga sind sehr stolz auf ihre militärischen Erfolge gegen ISIS. Sie bieten Christen, Jesiden und sunnitischen Flüchtlingen nicht nur Schutz, sie wollen sie auch in ihre Streitkräfte aufnehmen. Er bittet deshalb auch für sie um mehr Ausbildung. Experten aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern wären in Erbil hochwillkommen.

BILD: Zum Jahresende endet der Kampfeinsatz in Afghanistan. Ihre Bilanz?

Von der Leyen: Trotz aller Rückschläge war der Einsatz sinnvoll. Afghanistan ist heute nicht mehr Brutstätte des Terrors. Das Land hat Fortschritte gemacht: im Bildungssystem, im Gesundheitswesen, in der Wirtschaft. Mädchen gehen zur Schule, viele Frauen sind zur Wahl gegangen. Aber der Preis, den wir dafür gezahlt haben, war sehr hoch.

BILD: Es ist längst nicht alles gut in Afghanistan. Wieder erschüttert eine Anschlagserie das Land ...

Von der Leyen: Das war abzusehen. Mit dem Ende des Kampfeinsatzes übergeben wir schrittweise die Verantwortung den Afghanen. Die Taliban testen die neue Regierung und die Schlagkraft der afghanischen Truppen. Aber ich bin überzeugt - sie werden feststellen: Beides hält dem Terror stand.

BILD: Weihnachten sind 3290 Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz. Ihre Botschaft an die Truppe?

Von der Leyen: Seien Sie behütet und kommen Sie heil nach Hause. Und seien Sie versichert: Es gibt viele Menschen in Deutschland, die sehr dankbar sind für Ihren Einsatz.

Das Interview führten Bela Anda und Hanno Kautz für die BILD -Zeitung.