Hilfs- und Krisentelefone
Probleme und Krisen können uns in jeder Lebensphase treffen – dann bieten Hilfs- und Krisentelefone Rat und Unterstützung. Um einen Einblick in deren aktuelle Arbeit in Pandemie-Zeiten zu gewinnen, führte Kanzlerin Merkel einen digitalen Bürgerdialog mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Hilfs- und Krisentelefone.
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Die Corona-Pandemie selbst und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen können bereits belastete persönliche Situationen leicht überstrapazieren. Hilfs- und Krisentelefone bieten dann – wie auch in anderen schwierigen Zeiten – Rat und Unterstützung.
Hilfesuchende haben verschiedenste Themen, über die sie sprechen möchten. Probleme mit der Partnerin oder dem Partner, Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz, Arbeitsplatzverlust, Sucht, Krankheit, auch Einsamkeit, Sinnkrisen oder Selbstmordgedanken - solche Ereignisse und Verletzungen bringen Menschen an ihre Grenzen. Dann kann ein Gespräch helfen, die Gedanken zu sortieren, neue Wege zu erkennen oder es ermöglicht, sich die Sorgen einfach mal von der Seele zu reden. Dafür haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hilfs- und Krisentelefonen wortwörtlich „ein Ohr“.
Eine Auswahl von Hilfs- und Krisentelefonen, die am Mittwoch, 10. März, beim digitalen Dialog mit Bundeskanzlerin Angela Merkel vertreten waren:
Die Telefonseelsorge wird von der evangelischen und katholische Kirche getragen. Sie ist für jeden da, für alte und junge Menschen, Berufstätige, Hausfrauen, Auszubildende oder Rentner, für Menschen jeder Glaubensgemeinschaft und auch für Menschen ohne Kirchenzugehörigkeit. Das Angebot ist kostenfrei, anonym und rund um die Uhr erreichbar.
Kontakt kann man neben dem Telefon auch per Mail oder im Chat aufnehmen. Sorgen und Probleme werden diskret und vertraulich behandelt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge unterliegen der Schweigepflicht.
Die Telefonseelsorge ist ein Netzwerk von 104 Stellen in Deutschland. In diesen Stellen arbeiten fast 300 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und rund 7.500 ausgebildete Ehrenamtliche mit ganz unterschiedlichen Lebens- und Berufskompetenzen. Die vielen ehrenamtlich engagierten Menschen tragen dieses Angebot.
Telefon: 0800/1110111 oder 0800/1110222
Internetangebot der Telefonseelsorge
"Doweria" ist das russische Wort für "Vertrauen". Die russischsprachige Telefonseelsorge aus Berlin besteht seit 1999. Das Telefon Doweria ist ehrenamtlich getragen und rund um die Uhr besetzt. Themen am diesem Seelsorge-Telefon sind vor allem Einsamkeit, aber auch Ängste, Verzweiflung, familiäre Gewalt und Sucht.
Das Telefon Doweria arbeitet mit mehr als 100 russischsprachigen Ehrenamtlichen, die nach den Standards der Telefonseelsorge ausgebildet sind, im 24-Stunden-Dienst und eng mit der Kirchlichen Telefonseelsorge Berlin und Brandenburg und dem muslimischen Seelsorge Telefon zusammen. Zwei mal pro Woche sind auch Chats möglich.
Telefon: 030 440308 454
Internetangebot Doweria
Der Berliner Krisendienst hilft Betroffenen, Angehörigen und anderen Beteiligten, die mit Menschen in Krisen zu tun haben. Er hilft schnell und qualifiziert bei psychosozialen Krisen bis hin zu akuten seelischen und psychiatrischen Notsituationen. Das Angebot ist kostenlos und 24 Stunden am Tag verfügbar an neun Berliner Standorten. Die Hilfe erfolgt telefonisch, persönlich und in zugespitzten Situationen auch vor Ort - auf Wunsch anonym.
Im Oktober 1999 nahm der Berliner Krisendienst in Trägerschaft von sechs – in der gemeindepsychiatrischen Versorgung renommierten – Berliner Trägern seine Arbeit auf. Er arbeitet mit festangestellten Mitarbeitenden bestehend aus Psychologinnen und Psychologen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Pädagoginnen und Pädagogen. Die meisten verfügen über therapeutische Zusatzqualifikationen. Außerdem arbeitet der Krisendienst mit 250 vernetzten Honorarkräften zusammen.
Internetauftritt des Berliner Krisendienstes mit Kontaktinformationen
Silbernetz ist ein Gesprächsangebot für Menschen ab 60 Jahren. Es will älteren Menschen mit Einsamkeitsgefühlen einen Weg aus der Isolation bahnen.
Seit März 2020 ist das Silbernetz überall in Deutschland kostenfrei, anonym und vertraulich erreichbar. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Silbernetz fragen nach und hören zu. Sie können zu ersten Schritten aus der Isolation ermutigen und haben Informationen zu Angeboten vor Ort. Sie vermitteln auch zu professionellen Hilfeangeboten, wenn dies gewünscht wird.
Auf Wunsch vermittelt das Angebot eine Silbernetzfreundin oder einen Silbernetzfreund. Einmal pro Woche zu einer zwischen beiden vereinbarten Zeit rufen ehrenamtliche Silbernetz-Freunde oder-Freundinnen "ihren" älteren Menschen für eine Stunde an. Das ist persönlicher Kontakt und vertrauliches Gespräch - regelmäßig und zuverlässig.
Die festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie auch die Freiwilligen im Freundschaftsdienst rekrutieren sich aus allen Teilen der Bevölkerung.
Telefonnummer 0800 4 70 80 90, täglich von 08:00 bis 22:00 Uhr
Internetauftritt von Silbernetz
Mit dem Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" wurde 2013 erstmals ein deutschlandweit und rund um die Uhr erreichbares Hilfeangebot für Frauen geschaffen, die von Gewalt betroffen sind. Das Angebot richtet sich darüber hinaus auch an Menschen aus ihrem sozialen Umfeld sowie Personen, die beruflich oder ehrenamtlich gewaltbetroffene Frauen beraten und unterstützen.
Qualifizierte Beraterinnen bieten kompetente Erstberatung an und weisen die Betroffenen zur weiteren Betreuung auf Unterstützungseinrichtungen vor Ort hin.
Per Telefon und via Online-Beratung unterstützt das Hilfetelefon, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, anonym und in 17 Sprachen. Hörgeschädigte können über die Internetseite kostenfrei einen Dolmetscherinnendienst in Gebärdensprache in Anspruch nehmen.
Telefonnummer: Nummer 08000 116 016
Internetauftritt des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen"
Für Jugendliche ist es wichtig, Beratungsangebote zu kennen, an die sie sich mit Problemen wenden können, die sie nicht mit den Eltern oder Lehrkräften besprechen wollen. Bei einer Online-Beratung bleiben sie anonym und können sich trotzdem akut Hilfe suchen.
Nummer gegen Kummer e.V. ist seit 1980 der Dachverband des größten kostenfreien, telefonischen Beratungsangebotes für Kinder, Jugendliche und Eltern in Deutschland. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, für alle Kinder und Jugendlichen, ihre Eltern und andere Erziehungspersonen Gesprächspartner zu sein - besonders dann, wenn andere fehlen oder wenn es um schwierige oder peinliche Themen geht.
Junge Menschen finden telefonisch am Kinder- und Jugendtelefon und in der Online-Beratung per Mail und Chat Rat, Hilfe, Trost und Unterstützung.
Eltern oder Großeltern und anderen Erziehungsverantwortlichen steht mit dem Elterntelefon ebenfalls ein qualifiziertes Beratungsangebot zur Verfügung. Alle Angebote der Nummer gegen Kummer sind für die Ratsuchenden kostenfrei und anonym.
Die „Nummer gegen Kummer“ hat sich zu einem bundesweiten Beratungsnetzwerk mit aktuell 88 Mitgliedsverbänden (überwiegend örtliche Verbände des Deutschen Kinderschutzbundes sowie anderer Wohlfahrtsverbände) entwickelt, in dem rund 3.000 speziell für diese Aufgabe geschulte Berater und Beraterinnen ehrenamtlich engagiert sind.
Kinder- und Jugendtelefon:
Telefon 116 111, Mo-Sa 14-20 Uhr, samstags „Jugendliche beraten Jugendliche“
Elterntelefon:
Telefon 0800 111 0 550 , Mo-Fr von 9-17 Uhr und Di+Do zusätzlich bis 19 Uhr
Internetauftritt der Nummer gegen Kummer
krisenchat.de nutzt das Kommunikationstool, das in der Zielgruppe Kinder- und Jugendliche am häufigsten verwendet wird: den Chat. Betroffene können sich bei krisenchat.de jederzeit Hilfe suchen. Digitale, psychosoziale Beratung erfolgt per Chat in Echtzeit, rund um die Uhr, ohne Wartezeit oder Registrierung, kostenlos und vertraulich.
krisenchat.de wurde im ersten Corona Lockdown 2020 als ein gemeinnütziges Unternehmen in Berlin gegründet. Ziel ist es, psychosoziale Ersthilfe für Kinder und Jugendliche zu schaffen, die immer verfügbar, kostenlos und wirkungsvoll ist. krisenchat.de möchte vor allem Kinder und Jugendliche erreichen, die sich bisher keine Hilfe gesucht haben und sich noch nie mit ihren Ängsten, Problemen und Sorgen an jemanden gewandt haben.
Es handelt sich um ein bundesweit kostenfreies Angebot für Kinder und Jugendliche unter 25 Jahren.
Das Team von krisenchat.de besteht aus mehr als 250 psychosozialen Ehrenamtlichen bundesweit. Das Angebot versteht sich ausdrücklich als Krisenintervention und nicht als langfristige Beratung oder Therapie Ersatz. Die meisten Krisenberater sind Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Psychotherapeuten, Erzieher, Sozialpädagogen und Sozialarbeiter.
Internetauftritt von krisenchat.de
Die Dienste der Caritas Schuldnerberatung unterstützen verschuldete Menschen darin, wieder einen Überblick über Ihre finanzielle Lage zu bekommen und konkrete Lösungen zu finden. Sie vertreten die Interessen Betroffener gegenüber Ihren Gläubigern und helfen ihnen bei Schritten vor Gericht und gegenüber amtlichen Stellen. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich.
Expertinnen und Experten der Caritas-Schuldnerberatung beantworten Fragen entweder vor Ort, telefonisch oder in der Online-Beratung.
Online-Beratung
Suche nach Beratungsstellen der Caritas vor Ort
Das Deutsche Rote Kreuz bietet ein bundesweites Sorgentelefon für Angehörige von Menschen mit Suchtproblemen an. Es besteht seit 23 Jahren. In erster Linie geht es darum, den Ratsuchenden zuzuhören und ihnen gegebenenfalls aufzuzeigen, wo sie sich weitergehende Hilfe holen können.
Telefonnummer 06062 / 607 67, Fr - So und an gesetzlichen Feiertagen in der Zeit von 8 - 22 Uhr
Internetauftritt des DRK-Sorgentelefons
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) fördert verschiedene Hilfs- und Krisentelefone, darunter die Telefonseelsorge, die Nummer gegen Kummer und das Telefon Doweria. Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ wurde 2013 von der Bundesregierung eingerichtet und wird vom BMFSFJ finanziert.