Grußwort von Bundeskanzlerin Merkel im Rahmen ihres Besuchs in Camp Castor

BK’in Merkel: Lieber Herr Leonhard, liebe Soldatinnen und Soldaten, wenn Staatsgäste nach Berlin kommen, dann sage ich manchmal „Guten Tag, Soldaten“, und dann antwortet die Kompanie, die aufmarschiert, immer sehr gut „Guten Tag, Frau Bundeskanzlerin“ - aber das üben Sie hier, glaube ich, nicht so, insofern war der Applaus auch gut.

Ich freue mich, dass ich heute bei Ihnen in Gao sein kann und auch mit dem A400M von Burkina Faso hierhertransportiert wurde und später nach Niamey in Niger weiterfliegen werde. Wir haben uns eben in aller Kürze erklären lassen, wie das hier alles aufgebaut ist und was Ihre Rolle in diesem gesamten Kompositum von MINUSMA ist.

Ich möchte ihnen zuallererst danken für Ihren Einsatz; denn der ist schon speziell. Ich war zwar schon einmal in Jordanien, wo wir uns angeschaut haben, wie dort auch ein bisschen abgeschlagen von allem unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz sind; aber ansonsten sind die Bedingungen, unter denen Sie hier arbeiten müssen, Bedingungen, die wir in Deutschland nicht so kennen. Deshalb bedarf es natürlich eines erheblichen Anpassungsvermögens und -willens. Außerdem sind die Auslandseinsätze alle dadurch gekennzeichnet, dass sie weit weg sind von zu Hause und dass Sie das Lager nicht verlassen können, außer für Ihre militärischen Aufgaben. Das schränkt natürlich die Lebensräume ein. Deshalb freut es mich auch, dass ich mit Ihnen im Anschluss noch ein bisschen ins Gespräch darüber kommen kann, wie Ihre Wahrnehmung der ganzen Sache hier ist.

Sie sind hier eingesetzt in einer VN-Mission. Wir diskutieren oft über Licht und Schatten von VN-Missionen. Ich weiß, dass auch Sie durch Ihre Aufklärungsarbeit hier Erhebliches leisten; deshalb ist es natürlich sehr wichtig, dass das dann auch effizient umgesetzt wird. Ich habe mit Herrn Leonhard gerade darüber gesprochen: Wenn das nächste Mandat formuliert wird, müssen wir natürlich immer auch versuchen - und dafür ist mein Besuch hier wichtig -, sicherzustellen, dass wir wissen, was hier vor Ort vorgeht, und in dem großen Apparat der Vereinten Nationen, sage ich einmal, das Effizienteste herauszuholen. Dass das nicht einfach ist, weiß ich.

Die Mission ist schwierig und sie ist im Augenblick sicherlich die gefährlichste Mission der Bundeswehr. Ich habe gestern mit den Präsidenten der fünf G5-Sahel-Staaten gesprochen, die ja auch ganz klar sagen, dass ihre Sicherheitslage sich im Augenblick verschlechtert. Wir haben sehr intensiv über Libyen gesprochen, weil Libyen natürlich als Ausgangspunkt vielen Übels angesehen wird. Wie ich mich eben auch schon überzeugen konnte, ist jede Veränderung um Tripolis herum sofort auch hier in der Region spürbar, weil dann immer wieder Verdrängungseffekte stattfinden.

Wir wünschen uns, dass Mali sein Abkommen, das Abkommen von Algier, umsetzen kann. Wir sehen aber auch, wie schwierig das ist. Wir reden mit Präsident Keïta immer wieder darüber, dass das unabdingbar ist; denn das Militärische ist das eine, aber Sie können nie alleine den Konflikt lösen, wenn dem nicht politische Taten folgen.

Ich glaube, Sie wissen und sehen, dass die afrikanischen Länder hier in dieser Region dringend auf internationale Unterstützung angewiesen sind - sowohl materiell als auch, was die Ausbildung anbelangt. Wir werden uns beziehungsweise die Bundeswehr wird sich bei der gemeinsamen Truppe der G5 auch mit Beratungstätigkeit und mit Ausrüstungstätigkeit engagieren. Es wird aber noch ein sehr langer Weg sein, ehe die Region hier selber in der Lage ist, aus eigenen Kräften die Probleme zu lösen und die Sicherheit herzustellen. Das ist aber natürlich die Erwartung, die alle Bewohner eines Landes an ihren Staat haben. Insofern müssen wir sehen, dass wir diesen Staat auch schrittweise ertüchtigen.

Ich sage noch einmal ganz herzlich danke! Uns ist bewusst, wie schwierig die Bedingungen hier sind - und nachdem ich persönlich hier war, ist es mir noch bewusster; denn wenn man liest, dass es über 40 oder vielleicht sogar über 50 Grad sind, aber selber in einem gekühlten Zimmer sitzt, dann ist das noch ein anderes Gefühl, als wenn Sie morgens schauen müssen, dass Sie vor Sonnenaufgang oder mit Sonnenaufgang noch einigermaßen drei Schritte gehen können, bei denen Sie nicht schon in Schweiß geraten. Wir wünschen natürlich, dass Sie alle wieder heil nach Hause kommen. Ich werde mich mit Ihnen auch über die Bedingungen hier unterhalten.

Ich habe mich gefreut zu hören, dass es mit den Kanadiern ein sehr gutes Miteinander gibt. Ich habe sehr oft mit dem kanadischen Premierminister darüber diskutiert, ob Kanada nicht die Hubschrauberaufgabe übernehmen kann, nachdem Deutschland das ja eine ganze Zeit gemacht hat. Diese Entscheidung ist auch Kanada nicht ganz leichtgefallen, genauso wie uns solche Entscheidungen nicht leichtfallen. Dass das jetzt so ein gutes Miteinander ist, freut mich ausgesprochen.

Wenn ich hier jetzt danke sage, dann sage ich das im Übrigen nicht nur alleine für mich, sondern dann sage ich das für die ganze Bundesregierung. Seien Sie wohlbehütet, seien Sie erfolgreich. Wir werden Ihnen helfen, wo möglich - aber ich weiß, dass das nicht perfekt geht, die Bürokratie ein bisschen abzubauen und aus den Erfahrungen zu lernen. Ich weiß aber, dass Sie manchmal auch frustriert sind; denn von der Aufklärungsfähigkeit her haben Sie jetzt ja das Beste, was man weltweit haben kann, aber bei der Umsetzung gibt es, glaube ich, noch Luft nach oben, wie man manchmal sagt. Daran, diese Luft etwas dünner werden zu lassen, arbeiten wir.

Danke, dass ich hier sein darf und dass Sie alle gekommen sind! Ich fürchte, ich kann nicht mit jedem einzelnen sprechen, aber ich werde mir ein bisschen Mühe geben, noch ein bisschen herumzukommen. - Danke schön!