Wirtschaft

Kostet die Energiewende Arbeitsplätze oder schafft sie welche? Wird Deutschland nicht durch die Energiewende im internationalen Wettbewerb benachteiligt?

Die Energiewende stellt die Unternehmen in Deutschland vor zahlreiche Herausforderungen. So sind die Strompreise in Deutschland im internationalen Vergleich bereits heute hoch. Auch in Zukunft wird es die Energiewende nicht zum Nulltarif geben.

Gleichzeitig ist die Energiewende für viele Unternehmen in Deutschland ein Investitions- und Innovationsprogramm. So sind in den letzten Jahren neue und hocheffiziente Erzeugungs- und Übertragungstechnologien und eine breite Palette von Effizienztechnologien entstanden. Damit bieten sich neue Geschäftsfelder und Chancen für Unternehmen, deren Zulieferer und Partner. Die durch die Energiewende initiierten innovativen Produkte und Technologien sind Exportschlager oder können dazu werden.

Droht mit der Energiewende die Deindustrialisierung Deutschlands?

Für die Bundesregierung ist von entscheidender Bedeutung, dass Deutschland auch in Zukunft ein wichtiger Industriestandort bleibt. Deshalb sind auch die Ausnahmeregelungen für die Industriezweige im internationalen Wettbewerb so wichtig. Die Energieversorgung muss für alle Akteure bezahlbar bleiben.

Deutschland ist Vorreiter in der Umwelttechnologie. Werden wir den Vorsprung halten können?

Umwelttechnologie ist ein besonders innovativer, vielseitiger und zukunftsträchtiger Wirtschaftszweig.

Deutsche Unternehmen sind auf dem Weltmarkt gut aufgestellt. Die deutsche GreenTech-Branche wuchs zwischen 2007 und 2010 jahresdurchschnittlich um 12 Prozent. Im Jahr 2011 hat die Umwelttechnik und Ressourceneffizienz „made in Germany“ ein Marktvolumen von 300 Milliarden Euro erreicht und kann bis 2025 auf 674 Milliarden Euro wachsen.  

Der Umwelttechnologie-Atlas "GreenTech made in Germany 3.0" wurde im September 2012 vorgestellt. Darin wird der Anteil der Umwelttechnologien am deutschen BIP von 11 Prozent im Jahr 2011 bis zum Jahr 2025 voraussichtlich auf über 20 Prozent prognostiziert.

Umwelttechnologien erreichten 2011 weltweit ein Volumen von 2.044 Milliarden Euro. 2025 wird es voraussichtlich mit über 4.400 Milliarden Euro mehr als doppelt so groß sein. Das prognostizierte jährliche Wachstum beträgt damit mehr als 5 Prozent. Deutschland wird somit seinen derzeitigen globalen Marktanteil an den Umwelttechnologien von durchschnittlich 15 Prozent bis 2025 halten können.

Das Wachstum der Branchen lässt sich zudem an den Beschäftigtenzahlen ablesen. 2011 gab es in diesem Wirtschaftszweig bezogen auf die sechs Leitmärkte 1,4 Millionen Arbeitsplätze. Bis 2025 ist mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahl auf 2,4 Millionen zu rechnen.

Besonders stark ist Deutschland in den Sparten Abfall-, Wasser- und Abwassertechnik sowie in der Luftreinhaltung. Spitzenprodukte sind zum Beispiel Anlagen zur automatischen Stofftrennung mit einem globalen Marktanteil von 60 Prozent oder bei Techniken und Produkten der Rohstoff- und Materialeffizienz.

Klassische Techniken etwa in den Sparten Luft, Wasser und Abfall sind wegen der in Deutschland bereits erreichten hohen Standardgrößen auf verstärkte Nachfrage auf den Außenmärkten angewiesen. Letzteres setzt aber voraus, dass im Ausland ähnlich strenge Klima- und Umweltvorschriften gelten wie bei uns und dass Auslandsmärkte liberalisiert sind. Sehr gute Aussichten für Umwelt- und Klimatechnik bestehen vor allem in den zwölf neuen EU-Ländern, die noch einiges investieren müssen, um den EU-Standard in diesen Bereichen zu erreichen. Interessant sind aber auch noch deutlich weiter im Osten liegende Märkte. Mit Interesse wird die Entwicklung in China und Indien in diesem Bereich verfolgt.

Müssen wir demnächst mehr Strom exportieren, um unsere Stromnetze zu entlasten?

Die Herausforderungen liegen weniger in der Strommenge als darin, das Stromnetz stabil zu halten. Das bedeutet, dass immer genau so viel Strom produziert werden muss wie aus dem Netz entnommen wird. Dies zu beobachten und zu regeln und Spannungsabfälle oder Überspannungen auszugleichen ist auch schon vor der Energiewende keine nationale, sondern eine europäische Angelegenheit gewesen. Daran ändert sich wenig.

Entsprechend den Regeln des Binnenmarktes kann überschüssiger Strom in das Ausland verkauft werden. Voraussetzung ist, dass ausländische Unternehmen diesen Überschuss aufnehmen können und wollen.