Wie gelingt Integration?

Die Bundesregierung im Gespräch Wie gelingt Integration?

Integration ist ein Schwerpunkt im Zelt der Bundesregierung. Bundesinnenminister de Maizière erklärte, Angst sei der falsche Ratgeber zur Lösung der Aufgaben. Aus der Praxis berichtete Sozialarbeiterin Ingrid Blankenburg. Und Abdul Amir aus Syrien erklärte: "Ich habe viel gelernt beim THW."

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Bundesinnenminister de Maizière überreicht Zuwanderern ihr B1-Sprachdiplom.

Ohne Sprache gelingt Integration nicht: De Maizière überreichte Zuwanderern ihr B1-Sprachdiplom.

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Am Sonntag ist Bundesinnenminister Thomas de Maizière in Dresden zu Gast. Im Gespräch auf der Bühne des Regierungszeltes nennt er zunächst die aktuellsten Zuwanderungszahlen: Im vergangenen Jahr wären nicht 1,1 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, sondern 890.000. Auch das seien "sehr, sehr viele". Das größte Problem sei das Tempo gewesen, in dem sie gekommen seien. Gegenwärtig kommen erheblich weniger Flüchtlinge nach Deutschland. Im September waren es 14.000, im August 16.000 Menschen.

Sprache erster Schritt zur Integration

"Wir unternehmen große Anstrengungen für die Integration", so de Maizière. So sollen in diesem Jahr 400.000 Flüchtlinge an Integrationskursen teilnehmen. Der Minister machte zugleich deutlich, dass nicht alle Flüchtlinge in Deutschland bleiben könnten. Man müsse sich auf die Integration derjenigen konzentrieren, die eine Bleibeperspektive hätten.

Der Bundesinnenminister im Gespräch mit einer Besucherin

Der Bundesinnenminister ist ein gefragter Gesprächspartner.

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De Maizière verlangte von den Neuankömmlingen, "unsere Werte anzuerkennen und zu leben". Es dürfe kein Nebeneinander und kein Gegeneinander in unserer Gesellschaft geben. Die Bevölkerung in Deutschland sei offen und wolle, dass die Integration gelinge. Gleichwohl müsse die Politik berechtigte Sorgen der Menschen aufnehmen.

Fünf Zuwanderern aus Afghanistan, Syrien, Russland, Marokko und dem Sudan überreichte de Maizière ihr B1-Sprachdiplom nach 600 Stunden Deutschunterricht. "Das ist der erste Schritt einer großen Anstrengung", sagte de Maizière. Ohne Sprache gelinge Integration nicht. Er wünschte allen Erfolg beim nächsten Schritt - dem Weg ins Arbeitsleben.

Mit Respekt und Herzenswärme

Die Sozialarbeiterin Ingrid Blankenburg berichtete über ein Projekt, das die Stadt Dresden fördert. Die "Orientierungshilfe für Flüchtlinge und Asylbewerber" läuft seit 2011. Das Team von fünf Frauen hilft in Dresden ankommenden Flüchtlingen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Dazu gehört die Unterstützung im Alltag, zum Beispiel bei Behördenterminen, Arztbesuchen und beim Einkaufen. Die Mehrsprachigkeit der ehrenamtlichen Teammitglieder, die unter anderem Arabisch sprechen, ist dabei ein großes Plus. Wichtiger ist jedoch auch etwas anderes: "Die Menschen spüren unseren Respekt und unsere Herzenswärme. So fassen sie schnell Vertrauen ", sagt Blankenburg.

Sie engagiert sich zudem im Dresdner "Verein für soziale Integration von Ausländern und Aussiedlern". Der 1991 gegründete Verein betreut auch das Orientierungshilfe-Projekt. Mit einem großen Netzwerk von Ehrenamtlichen organisiert der Verein Freizeitangebote wie etwa Stadtbesichtigungen, bietet Koch- und Fahrradkurse oder vermittelt den Geflüchteten Kontakt zu Sportvereinen. "Es ist beeindruckend, wie viel Kraft die Menschen aus der Hoffnung schöpfen, bei uns Schutz zu finden", betont Blankenburg. Sie wünscht sich, dass der Dialog über Integration in der Bevölkerung sachlich geführt wird. Blankenburg stellt unmissverständlich klar: "Wir ächten jeden Hass und jede Fremdenfeindlichkeit."

Integrationsarbeit des THW

Gesprächsrunde mit THWlern im Zelt der Bundesregierung

Flüchtling Abdul Amir ist als THW-ler deutschlandweit im Einsatz.

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Die Integrationsarbeit des Technischen Hilfswerks (THW) stand im Mittelpunkt einer weiteren Talkrunde. "Ich habe viel gelernt beim THW", berichtete Flüchtling Abdul Amir, der ohne seine Familie aus Syrien nach Deutschland floh. Strom zu erzeugen oder Verkehrswege wiederherzustellen – solche praktischen Fähigkeiten vermittelt das THW als Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes. Abdul Amir will diese Kenntnisse später auch in seiner syrischen Heimat weitergeben. Bereits jetzt ist er als THW-ler deutschlandweit im Einsatz.

Amir ist kein Einzelfall, wie Manuel Almanzor, THW-Landesbeauftragter für Sachsen und Thüringen, berichtet. In vielen der mehr als 650 THW-Ortsverbände in Deutschland wirkten inzwischen Flüchtlinge mit. "Sie alle sind, wie jeder Deutsche, jederzeit willkommen", sagt Almanzor. Er bekräftigt: "Wir engagieren uns vorbehaltlos für alle Menschen und machen bei unserer Hilfe keinen Unterschied."