Immer mehr Menschen machen Urlaub auf dem Meer. Wichtiges Thema bei Kreuzfahrten ist die umweltgerechte Entsorgung von Abwässern. In den Zukunftsfeldern "Nachhaltiges Wirtschaften und Energie" und "Nachhaltige Mobilität" wird daran auch im Rahmen der Neuen Hightech-Strategie der Bundesregierung geforscht.
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Abwasserentsorgung ist ein wichtiges Thema. An Land wurde bereits viel getan, dass Flüsse und Seen immer sauberer werden. Doch ebenso wichtig ist möglichst sauberes Abwasser auch für den Schutz der Meere. Das betrifft auch Urlaub auf Kreuzfahrtschiffen. Mittlerweile verbringen fast zwei Millionen Deutsche die schönste Zeit des Jahres auf einem Kreuzfahrtschiff, weltweit nutzen jährlich mehr als 22 Millionen Touristen das Angebot zu Ferien auf dem Wasser: auf rund 300 Kreuzfahrtschiffen mit einer Kapazität von knapp 400.000 Betten.
Es ist leicht vorzustellen, welche Mengen an Müll und Abwasser dabei anfallen. Zwölf Seemeilen vom Ufer entfernt dürfen Abwässer ganz legal ins Meer geleitet werden. Für die Ostsee gelten bereits strengere gesetzliche Regelungen, auch für weitere Gewässer sind restriktivere Regeln zu erwarten.
Änderungen des weltweiten Seerechts sind äußerst kompliziert. Die Regeln für internationale Gewässer zu verschärfen ist daher sehr schwierig. Ein Weg zu saubereren Abwässern bei Kreuzfahrtschiffen sind Selbstverpflichtungen der Reedereien. Anbieter nutzen dies auch als Werbeargument, so etwa das Unternehmen AIDA.
Dabei geht es nicht nur um biologische Abwässer aus den Toiletten. Hinzu kommen chemische Abwässer aus Küche und Wäscherei, schließlich wollen beispielsweise auf dem derzeit größten Kreuzfahrtschiff alle 6.300 Passagiere und 2.100 Besatzungsmitglieder gut essen, und dies an weißgedeckten Tischen.
Zur Entsorgung des Abwassers außerhalb der 12-Meilen-Zone werden Alternativen gebraucht. Für Kreuzfahrtschiffe ist das schwierig. Eine Entsorgung im Hafen ist kaum umsetzbar. Nicht jeder Hafen ist entsprechend ausgerüstet und die Speicherkapazität an Bord ist naturgemäß begrenzt. Bleibt also nur, Abwässer an Bord zu klären, sodass nur Abwasser ins Meer gelangt, das fast Trinkwasserqualität besitzt. Das darf dann drei Seemeilen vor der Küste abgelassen werden.
Hauptziel des Projekts "Nautek" ist daher auch zunächst eine gründliche Bestandsaufnahme und Analyse der Abwässer vor und nach deren Aufbereitung. Die Federführung bei Nautek hat das Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH), das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Projekt, weitere Forschungseinrichtungen und Unternehmen sind beteiligt.
Um die Abwässer aufzubereiten, werden Mikroorganismen eingesetzt. Im Schiff gibt es verschiedene Abwassersysteme: für so genanntes Schwarzwasser aus den Toiletten, für "Grauwasser" aus Dusche sowie für ölbelastetes Kondenswasser aus dem Maschinenraum. Oftmals wird auch Wasser aus Wäscherei und Küche gesondert aufbereitet.
Offiziell gilt nur das Schwarzwasser als behandlungsbedürftig, obwohl auch Grauwasser große Verschmutzungen aufweisen kann, die maßgebliche Mengen an Nähr- und Schadstoffen für die maritime Umwelt bedeuten. Problematisch sind nicht nur Stickstoff und Phosphor sondern auch Rückstände aus Arzneimitteln, Körperpflegeprodukten und Reinigungschemikalien.
Neue Methoden sollen sodann erprobt werden. So werden spezielle Membranen zur Wasserreinigung erprobt. Gedacht ist auch daran, das gereinigte Wasser wiederzuverwenden. Warum soll ein weitgehend von Schadstoffen gereinigtes Wasser aus der Wäscherei nicht erneut für die Wäsche genutzt werden. Trinkwasser sei für diesen Zweck oder für die Toilettenspülung viel zu wertvoll ist, macht Professor Stephan Köster von der TUHH deutlich.
Einerseits lassen sich viele Häfen das Füllen der Wassertanks teuer bezahlen. Andererseits ist Wasser aber trotzdem so knapp, dass moderne Schiffe Meerwasseraufbereitungsanlagen besitzen, deren Betrieb viel Energie benötigt. Eine besondere Herausforderung ist die Umsetzung neuer Erkenntnisse, denn der Platz auf bereits eingesetzten Schiffen ist begrenzt. So lassen sich neue Anlagen oder zusätzliche Leitungen nur schwer nachrüsten. Genau dies ist aber notwendig, damit die Erkenntnisse der Wissenschaft nicht nur in Schiffs-Neubauten zum Einsatz kommen.