Feinstaub belastet die Umwelt. Stickoxide schädigen die Gesundheit. "Für die Minderung der Stickstoffemissionen brauchen wir eine übergreifende Strategie", betont Umweltministerin Hendricks. Umweltzonen tragen dazu bei, Schadstoffemissionen zu senken.
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Bei der Luftreinhaltung hat Deutschland in den letzten Jahrzehnten viel erreicht. Das belegen die Messungen von Staub, Schwefeldioxid und Blei, die an insgesamt 400 Messstellen des Bundes und der Länder durchgeführt werden.
Keine Entwarnung gibt es für Feinstaub und Stickoxide: Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes sorgen sie allein in Deutschland für weit mehr als 50.000 Todesfälle im Jahr. Weltweit sterben laut WHO-Bericht jährlich mehr als drei Millionen Menschen vorzeitig an Folgen der Luftverschmutzung. "Wenn schmutzige Luft die Städte umgibt, leiden darunter vor allem die Jüngsten, die Ältesten und die Ärmsten", erklärte die stellvertretende WHO-Generaldirektorin Flavia Bustreo.
Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) gefährdet die Luftverschmutzung immer mehr Menschenleben. Sofern nicht weiter gegen die schlechte Luft angegangen werde, dürfte die Zahl der dadurch bedingten Todesfälle bis 2040 auf 4,5 Millionen ansteigen, warnt die IEA in ihrem Bericht "Energy and Air Pollution". Wären die Menschen der Luftverschmutzung nicht länger ausgesetzt, könnte das Schlaganfallrisiko laut dem Bericht weltweit um 30 Prozent zurückgehen. Luftverschmutzung sei inzwischen die größte Gesundheitsgefahr nach Bluthochdruck, ernährungsbedingten Risiken und Rauchen. "Saubere Luft ist ein Menschenrecht, das dem Großteil der Weltbevölkerung fehlt", sagte IEA-Direktor Fatih Birol.
Bis vor wenigen Jahren galt Feinstaub als die größte Gesundheitsgefahr in der Stadt. Inzwischen ist die Feinstaubbelastung insgesamt gesunken. Von Ballungsgebieten abgesehen, werden die Grenzwerte von 40 Mikrogramm pro Tag im Jahresdurchschnitt eingehalten.
Der meiste Feinstaub entsteht durch Abrieb von Kupplungen, Bremsbelägen und Reifen.
Der Grenzwert für Feinstaub liegt bei 40 Mikrogramm pro Tag. Er darf nur an 35 Tagen im Jahr überschritten werden.
Er dringt in Bronchien und Lungenbläschen vor. Die ultrafeinen Partikel schaffen es sogar in den Blutkreislauf. Die Folgen reichen von Atemwegsentzündungen über Thrombosen bis hin zu Lungenkrebs.
Wer etwa an verkehrsreichen Straßen einer erhöhten Feinstaubbelastung ausgesetzt ist, hat ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Bei Kindern kann Feinstaub zu Mittelohrentzündungen führen, eventuell auch Allergien auslösen.
In den vergangenen Jahren sind Stickoxide auf Platz eins der Gefahrenliste gerückt. Auch sie greifen Atemwege an, verursachen Schlaganfälle und machen Asthmatikern zu schaffen. "Zusätzlichen Ernteerträgen durch Dünger mit Stickstoff in Höhe von 20 bis 30 Milliarden Euro pro Jahr stehen gesellschaftliche Kosten gegenüber, die schätzungsweise zwischen 70 und 320 Milliarden Euro liegen", erklärt Bauministerin Barbara Hendricks. "60 Prozent der Summe beziehen sich auf gesundheitliche Schäden, 35 Prozent auf Schäden an Ökosystemen und fünf Prozent auf Auswirkungen auf das Klima."
In Städten und Ballungszentren werden die EU-Grenzwerte für Stickoxide immer wieder deutlich überschritten. Beim besonders gesundheitsschädlichen Gas Stickstoffdioxid (NO2) stellte das Umweltbundesamt im vergangenen Jahr an rund 60 Prozent aller Messstationen an stark befahrenen Straßen Überschreitungen fest.
Der von der EU festgelegte Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter im Jahresdurchschnitt wurde 2015 besonders deutlich in Stuttgart überschritten. Dort am Neckartor lag die Konzentration des lungenschädlichen Gases bei durchschnittlich 87 Mikrogramm.
An der Landshuter Allee in München waren es 84 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch an einzelnen Messstationen in Köln, Kiel, Heilbronn, Hamburg und Darmstadt wurden Werte von über 60 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen.
Die EU-Kommission hat gegen Deutschland im vergangenen Jahr ein Verfahren eröffnet, weil die Grenzwerte seit Jahren überschritten werden. Es drohen Strafzahlungen in Millionenhöhe.
Ist zu befürchten, dass ein bestimmter Schadstoff in einem Gebiet einen bereits gültigen Grenzwert überschreitet, muss die zuständige Behörde einen Aktionsplan mit Gegenmaßnahmen erstellen. Dazu gehören Umweltzonen.
Seit dem 1. Juni 2016 gibt es in Deutschland 54 Umweltzonen. Das sind Gebiete, in denen nur Fahrzeuge fahren dürfen, die bestimmte Abgasstandards einhalten. Die Fahrzeuge müssen je nach Schadstoffemissionen mit Plaketten unterschiedlicher Farbe auf der Windschutzscheibe gekennzeichnet sein. Sie gelten in jeder Umweltzone Deutschlands. Ziel der Umweltzonen ist, die vorrangig verkehrsbedingten Schadstoffemissionen zu senken.
In Berlin ist das gelungen. Dank den Umweltzonen konnte der Ausstoß gesundheitsgefährdender Schadstoffe in der Hauptstadt erheblich verringert werden. Ein Fortschritt: Im Straßenverkehr wurden pro Jahr fast 60 Prozent oder 173 Tonnen weniger Dieselruß und etwa 20 Prozent oder 1.517 Tonnen weniger Stickoxide ausgestoßen.