Literatur baut Brücken

Deutsch-französischer "Franz-Hessel-Preis" Literatur baut Brücken

Das Interesse von Deutschen und Franzosen an der Literatur des jeweiligen Nachbarlandes ist groß. Durch den Franz-Hessel-Preis sollen auch zeitgenössische Werke bekannter werden. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Élysée-Vertrag wurde er zum dritten Mal verliehen.

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Kulturstaatsminister Bernd Neumann und seine französische Amtskollegin Aurelie Filippetti verleihen den "Franz-Hessel-Preis" an Eric Vuillard (2.v.l.) und Andreas Maier (2.v.r.)

Freude über den Franz-Hessel-Preis

Foto: Bundesregierung/Knoth

Kulturstaatsminister Bernd Neumann und die französische Kulturministerin Aurélie Filippetti vergaben den Franz-Hessel-Preis heute in Berlin. Nicht zufällig fand die Preisverleihung in der Woche der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Élysée-Vertrages statt.

"50 Jahre Élysée-Vertrag, das heißt 50 Jahre politische Freundschaft und gewachsenes Vertrauen zwischen zwei Ländern, die davor bittere Kriege gegeneinander geführt haben", erklärte Neumann. 50 Jahre Elysée-Vertrag heiße aber vor allem auch: 50 Jahre intensive kulturelle Beziehungen.

Die größte Gemeinsamkeit zwischen beiden Ländern sei nicht die Ökonomie, sondern die Kultur – "die über Jahrhunderte gewachsene, christlich-abendländische und europäische Kultur, die die Identität unserer Länder prägt und die Frankreich und Deutschland mehr verbindet als alle anderen Länder", betonte Neumann.

Verständigung durch kulturelle Zusammenarbeit

Preisträger sind in diesem Jahr der deutsche Autor Andreas Maier und sein französischer Kollege Eric Vuillard. Maier wurde für seinen Roman "Das Haus" ausgezeichnet, Vuillard für die Erzählungen "La Bataille d'Occident" und "Congo".

In seiner Rede würdigte Neumann die beiden Autoren als "schöpferische Brückenbauer, die uns mit ihrem literarischen Werk Einblicke in die Seele des anderen gewähren". Die Literatur spiele eine überragende Rolle für das gegenseitige Verständnis und führe uns vor Augen, wie eng wir miteinander verbunden sind, fuhr Neumann fort.

Auszeichnung zeitgenössischer Autoren

Der deutsch-französischen Verständigung ist auch der Franz-Hessel-Preis gewidmet. Neumann und der frühere französische Kulturminister Frédéric Mitterand riefen ihn 2010 ins Leben. Ihr Ziel war es, die zeitgenössische Literatur im jeweils anderen Land bekannter zu machen. Durch die Auszeichnung sollen Verlage auf interessante und noch nicht übersetzte Werke zeitgenössischer Autorinnen und Autoren aufmerksam gemacht werden. Dotiert ist der Preis mit je 10.000 Euro.

Eine unabhängige deutsch-französische Jury wählt die Preisträgerinnen und Preisträger aus. Der Kulturstaatsminister und das französische Ministère de la Culture et de la Communication finanzieren die Auszeichnung. Verantwortlich für das Gemeinschaftsprojekt ist auf deutscher Seite die Stiftung Genshagen, auf französischer Seite die Villa Gillet in Lyon.

Benannt ist der Franz-Hessel-Preis für zeitgenössische Literatur nach dem Schriftsteller, Übersetzer, Lektor und Kritiker Franz Hessel (1880 bis 1941). Sein Leben und Werk machten ihn zu einem Mittler zwischen den Ländern und Kulturen. Hessel hatte großen Einfluss auf die intellektuellen Kreise und die Kulturszenen in Berlin und Paris. Durch sein Bemühen um den Austausch zwischen Sprachen, Ländern und Menschen machte er sich besonders um die deutsch-französischen Beziehungen verdient.