Teure Weihnachtsgeschenke im Dezember und dann geht gleich im neuen Jahr die Waschmaschine kaputt – in Situationen wie diesen nutzen viele Verbraucher kostspielige Dispokredite. Doch es gibt Alternativen.
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Er ist schnell und unbürokratisch zu haben: der Dispositionskredit, besser bekannt als Dispo. Das eigene Konto zu überziehen, um einen finanziellen Engpass zu überbrücken, ist sehr verlockend. Hohe Zinsen machen diese Kreditform jedoch teuer.
Im Vergleich zu den niedrigen Zinsen für Raten- und Immobilienkredite ist der Dispozins häufig viel zu hoch. Laut Deutscher Bundesbank haben Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ihre Konten allein 2017 mit durchschnittlich 31,6 Milliarden Euro pro Monat überzogen. Dafür zahlten sie im Durchschnitt einen effektiven Zinssatz von 8,5 Prozent - was viele von ihnen gar nicht wissen.
Und wer sein Konto über den eingeräumten Dispo-Rahmen hinaus überzieht, zahlt erneut kräftig drauf. Die Zinsen, die dann fällig werden, liegen noch einmal deutlich höher. Deshalb empfehlen Verbraucherschützer dringend, den Dispo nur in Ausnahmefällen und dann auch nur kurzfristig zu nutzen.
Wer beabsichtigt, sein Konto zu überziehen, spricht am besten vorher mit seinem Bankberater über günstigere Alternativen. Zum Beispiel bieten Ratenkredite in der Regel bessere Konditionen zu niedrigeren Zinssätzen.
Ein Ratenkredit kommt vor allem dann in Betracht, wenn der Dispo absehbar über längere Zeit in Anspruch genommen werden muss. Denn wenn die eigenen Einnahmen den Dispokredit nicht decken, ist eine Überschuldung häufig vorprogrammiert.
Damit man in kritischen Situationen gar nicht erst ins Minus beziehungsweise zu tief hinein gerät, raten Verbraucherschützer dazu, eine Reserve aufzubauen. Empfohlen wird eine Rücklage von drei Nettogehältern. Geeignet dafür ist etwa ein Tagesgeldkonto.
Nutzen Verbraucher den Dispo häufig und mit höheren Summen, haben aber gleichzeitig Ersparnisse, gilt: Immer erst die Schulden tilgen. Denn oft lohnt es sich, auf die vergleichsweise geringe Rendite aus Tagesgeldkonten, Sparbüchern, Aktien- oder Fondspaketen zu verzichten und stattdessen zügig die hohen Kosten des Dispokredits loszuwerden. Danach kann man wieder Vermögen aufbauen.
Schafft man es auf längere Sicht nicht, sein Konto aus dem Minus zu holen, sollte man die Umschuldung auf einen Ratenkredit prüfen. Auch ein Rahmenkredit mit günstigem Zinssatz kann eine Alternative sein. Er funktioniert ähnlich wie der Dispo, wird aber getrennt vom Girokonto geführt und sieht eine monatliche Tilgung vor.
Verbraucherinnen und Verbraucher müssen den Kredit für die Umschuldung nicht bei ihrer Hausbank aufnehmen. Sie sollten immer die Konditionen verschiedener Banken vergleichen. Direktbanken verlangen oft geringere Zinsen als Filialbanken.
Doch ist auch hier Vorsicht geboten: Banken verkaufen Produkte mit allen möglichen Kreditvarianten. Bei einem scheinbar preiswerten Angebot verstecken sich oft zusätzliche hohe Kosten in anderen Positionen. So ist zum Beispiel eine Restschuldversicherung häufig teuer und überflüssig.
Schuldnerberatungsstellen aufsuchen: Wer in Zahlungsschwierigkeiten gerät, sollte schnell handeln und professionelle Hilfe annehmen. Staatliche und staatlich geförderte Stellen bieten dabei vielfältige Unterstützung. Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen prüfen beispielsweise Gläubigerforderungen, unterstützen bei der Existenzsicherung, helfen bei der Erstellung von Sanierungsplänen und stehen bei Verhandlungen mit Gläubigern zur Seite.
Ärgern sich Verbraucher über sehr hohe Dispozinsen, kann der Wechsel zu einer anderen Bank sinnvoll sein. Obwohl das Zinsniveau bei einem Dispokredit generell hoch ist, gibt es oft Banken mit günstigeren Konditionen. Meist handelt es sich dabei um Direktbanken. Doch auch manche Filialbanken haben günstige Konten im Angebot. Einen schnellen Überblick hierfür bieten Online-Vergleichsportale.
Wer wechseln will, sollte aber nicht nur auf die Dispozinsen schauen, sondern weitere Kriterien beachten: Dazu gehören etwa die Höhe der Kontoführungsgebühren oder die Verfügbarkeit von Geldautomaten.
Banken müssen klar und eindeutig über die Höhe der Zinsen für den Dispokredit informieren. Diese Information muss auch auf ihrer Webseite gut sichtbar sein.
Bei dauerhafter oder erheblicher Überziehung von Konten müssen die Banken eine Beratung über kostengünstigere Alternativen anbieten. Diese Situation tritt ein, wenn der Verbraucher den eingeräumten Überziehungsrahmen über sechs Monate hinweg ununterbrochen zu durchschnittlich 75 Prozent ausschöpft. Oder er sein Konto bei geduldeter Überziehung über drei Monate hinweg durchschnittlich um mehr als 50 Prozent des monatlichen Geldeingangs überzieht.
Ort und Zeitpunkt des Beratungsgesprächs - telefonisch oder persönlich - sind zu dokumentieren. Das Angebot ist zu wiederholen, sobald die genannten Voraussetzungen erneut vorliegen.