Kanzlerin besucht Forschungszentrum

Forschung Kanzlerin besucht Forschungszentrum

Deutsche Forschungsgroßgeräte wie der Ringbeschleuniger PETRA III am DESY-Forschungszentrum sind Weltspitze. Davon überzeugte sich die Kanzlerin und würdigte die Entdeckung der ersten Röntgenbildaufnahme eines Kristalls durch Max von Laue vor 100 Jahren.

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Wissenschaftler zeigt Bundeskanzlerin Merkel ein Modell des Ringbeschleunigers Petra III

Bundeskanzlerin Merkel im Forschungszentrum DESY

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Der Ringbeschleuniger PETRA III ist die leistungsstärkste Röntgenstrahlungsquelle der Welt für Synchrotronstrahlung. Das besondere Licht bietet einzigartige Einblicke in die Welt der Atome und Moleküle. Dank der außergewöhnlichen Brillanz von PETRA III kann das Mikroskop noch bis zu zehn Nanometer kleine Details abbilden: das ist zehntausendmal dünner als ein menschliches Haar.

Forscher entschlüsseln damit etwa die Struktur von Krankheitserregern, erkunden Katalysator-Materialien und machen chemische Analysen im mikroskopischen Maßstab. Hier werden etwa die neue Generation von Solarzellen entwickelt. Das interessierte auch Bundeskanzlerin Merkel. Bei einem Rundgang durch die PETRA III-Experimentierhalle ließ sie sich einige Experimentierstationen erläutern.

Mit Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz und der Chemienobelpreisträgerin Ada Yonath taufte sie gemeinsam mit Prof. Dosch vom DESY-Institut die PETRA III-Experimentierhalle zu Ehren des bedeutenden deutschen Physikers und Nobelpreisträgers symbolisch auf den Namen "Max von Laue". Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Damit hat Max von Laue eine Entdeckungsreise in den Nanokosmos gestartet, die DESY im 21. Jahrhundert fortführt, um in unbekannte Welten vorzustoßen". Sie würdigte nicht nur den Wissenschaftler als Vorbild, sondern auch den Menschen Max von Laue, der während der Nazi-Herrschaft Zivilcourage bewies.

Anordnung von Atomen bestimmen

Für Chemie, Umweltforschung und Materialwissenschaften bietet PETRA III vielseitige Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise um Schweißnähte zu prüfen oder Ermüdungserscheinungen von Werkstücken zu untersuchen.

Mit dem Röntgenlicht von PETRA III lassen sich aber auch sehr kleine Materialproben untersuchen und die Anordnung ihrer Atome extrem genau bestimmen. PETRA III eröffnet zudem neue Perspektiven im Bereich der Strukturbiologie, also bei der Erforschung des Aufbaus von Eiweißmolekülen. Molekularbiologen haben damit ein neues Instrument, um die Struktur von Proteinen zu bestimmen und deren Funktion im Organismus aufzuklären. Ada Yonath führte am DESY ihre Forschungsarbeiten durch. Hier gelang es ihr, die Struktur und Funktion des Ribosoms, der Eiweißfabrik von Zellen und damit der Quelle jeglichen Lebens, aufzuschlüsseln.

Eine wichtige Anwendung ist die Entwicklung von neuen Medikamenten, die gezielt und punktgenau dort ansetzen, wo ein Krankheitserreger angreift. Mit verbesserten Diagnosen und individualisierten Therapien wollen Forscher und Ärzte eine optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten erreichen. Der Bedarf dafür ist groß. Nach wie vor ist die Zahl der Menschen, die an den Volkskrankheiten Herz-Kreislauf, Stoffwechsel- und Infektionskrankheiten oder Krebs leiden, besorgniserregend hoch.

Forschung erhöht Lebensqualität und senkt Kosten

Neue Therapien und Medikamente erhöhen aber nicht nur die Lebensqualität und Lebenserwartung der Betroffenen, sondern entlasten auch öffentliche Haushalte, Krankenkassen und Arbeitgeber.

Die Universität Köln hat in einer Untersuchung ermittelt, dass allein durch Diabetes mellitus in Deutschland pro Jahr Kosten in Höhe von rund 60 Milliarden Euro entstehen. Angesichts einer Gesellschaft, in der 2050 jeder dritte Einwohner 65 Jahre oder älter sein wird, ist es wichtig, dass medizinische Erkenntnisse so schnell wie möglich in die ärztliche Praxis einfließen. Daran haben Grundlagenforschung und Großgeräte wie PETRA III einen wichtigen Anteil.

Nächster technologischer Quantensprung

Mit dem Bau des Röntgenlasers "European XFEL" auf dem DESY-Gelände wird eine neue Forschungsanlage von internationalem Rang entstehen. In wenigen Jahren schon wird der European XFEL mit seinen einzigartigen Röntgenblitzen dazu beitragen, die molekulare Zusammensetzung von Zellen zu entschlüsseln, dreidimensionale Aufnahmen aus dem Nanokosmos zu machen, selbst schnellste chemische Reaktionen zu beobachten oder die Vorgänge im Inneren von Planeten untersuchen.

Außeruniversitäre Forschung gestärkt

Mit dem Pakt für Forschung und Innovation erhalten die großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie die Helmholtz-Gemeinschaft jährlich fünf Prozent mehr Geld und damit beste Voraussetzungen für Spitzenforschung. Durch das Wissenschaftsfreiheitsgesetz will die Bundesregierung die außeruniversitäre Forschung zusätzlich durch Bürokratieabbau und mehr Autonomie stärken.

Die Investitionen in Bildung und Forschung wurden stark erhöht. Bis 2013 werden dafür zusätzlich über zwölf Milliarden Euro bereit gestellt. Auch deshalb ist Deutschland in allen internationalen Vergleichsstudien als Innovationsstandort der Sprung in die Spitzengruppe gelungen.


Das DESY- Forschungszentrum (Deutsche Elektronen-Synchrotron) ist eines der führenden Beschleunigerzentren weltweit und gehört zur Helmholtz-Gesellschaft. Bei DESY werden große Teilchenbeschleuniger entwickelt, gebaut und betrieben, um damit die Struktur von Materie zu erforschen. Das breit gefächerte, international ausgerichtete Forschungsspektrum von DESY beruht auf drei Schwerpunkten: Entwicklung, Bau und Betrieb von Beschleunigern, Forschung mit Photonen sowie Teilchen- und Astroteilchenphysik. Als Einrichtung der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren wird DESY zu 90 Prozent vom Bund und zu zehn Prozent von der Freien Hansestadt Hamburg gefördert.