Staub, Hitze, körperliche Kraftanstrengungen: Noch gibt es Arbeitsplätze mit diesen schwierigen Bedingungen, auch wenn sie weniger werden. Dafür nehmen in der Berufswelt beispielsweise die psychischen Belastungen zu. Mit beiden Aspekten befasst sich die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
4 Min. Lesedauer
Baustaub in 9000-facher Vergrößerung
Foto: BAuA
Bei der Reinigung von Anlagen entsteht viel Staub
Foto: BAuA
Staub gibt es nach wie vor an vielen Arbeitsplätzen. Der Bäcker ist dem Mehlstaub ausgesetzt. Der Industriearbeiter ist vielleicht mit Staub aus der Kunststoff- oder Metallbearbeitung konfrontiert. Besonders sorglos gehen viele Bauarbeiter mit Staub um, wenn sie ohne Absaug- oder Feuchtschneideeinrichtung oder Atemschutz Steinplatten, Fliesen oder Holz schneiden, Löcher in Wände bohren oder Fußböden stemmen.
Seit langem weiß man, wie gefährlich es ist, Staub einzuatmen. Am bekanntesten ist die Gefahr, die von Asbest ausgeht. Das Krebsrisiko durch diese Faserstäube ist gewaltig und auch heute – mehr als 25 Jahre nach dem Verbot von Asbest in Deutschland - sterben bei uns jährlich noch mehr als 1.500 Menschen an den Spätfolgen dieses Stoffes.
Viel Staub auch beim Papierrecycling oder bei der Müllentsorgung
Foto: BAuA
Dabei ist Staub nicht gleich Staub. Je nachdem, woraus er besteht, wie die Staubteilchen aussehen und bis wohin sie im Körper gelangen, kann eingeatmeter Staub ganz unterschiedliche Wirkungen haben. Gröbere Teilchen, aus Holzstaub etwa, werden bereits in der Nase ausgefiltert. Bei Hartholz kann dies zu Nasenkrebs führen. Feiner Staub kann bis tief in die Lunge gelangen und sich dort anreichern. Nicht nur Bergleute sind von einer Staublunge betroffen, wenn der Arbeitsschutz nicht stimmt. Besonders heimtückisch sind faserförmige Stäube wie Asbest.
Zentrale in Dortmund
Foto: BAuA/Dirk Vogel
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) erforschen, wie Staub am Arbeitsplatz entsteht und welche Auswirkung dies auf die Gesundheit hat. Dies schafft Grundlagen für die staubarme Gestaltung von Produkten und Arbeitsverfahren. Ziel ist es, dass das belastende Tragen von Atemschutz überflüssig wird. Die BAuA sorgt auch dafür, dass Regelungen zum Staubschutz ebenso für neue Produkte, wie zum Beispiel Nanomaterialien, aktuell bleiben.
Roboter in der DASA-Ausstellung
Foto: DASA/Hannes Woidich
Wie sich sichere und gesunde Arbeitsbedingungen gewährleisten lassen – und dies vor dem Hintergrund des stetigen Wandels der Arbeitswelt – erforscht die BAuA. Sie berät das Bundesarbeitsministerium, entwirft Regelungen für den Arbeitsschutz und erstellt unter anderem Handreichungen für Betriebe. An die Öffentlichkeit wendet sich die BAuA nicht zuletzt durch die Deutsche Arbeitsschutzausstellung (DASA) in Dortmund, die jährlich von mehr als 200.000 Menschen besucht wird.
"Gut gestaltete Arbeit hilft ja nicht nur dabei Krankheiten zu vermeiden, sondern sie kann auch dazu beitragen, dass Menschen fit und gesund bleiben", sagt Isabel Rothe, Präsidentin der BAuA.
Eine der größten Veränderungen unserer Arbeitswelt besteht in der Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort. Zum einen können sich viele Menschen so ihre Zeit freier einteilen und an unterschiedlichen Arbeitsorten – etwa auch zu Hause – arbeiten. Andererseits sind auch hohe Flexibilitätsanforderungen an die Beschäftigten wie ständige Erreichbarkeit und kurzfristige Arbeitszeitänderungen zu beobachten. Immer mehr Menschen arbeiten auf Abruf.
Arbeitszeit im Wandel
Foto: DASA/Harald Hoffmann
Darüber wie die Arbeitszeitgestaltung in Deutschland aktuell aussieht, wie sehr sie zur Zufriedenheit mit der Arbeit beiträgt und inwieweit gesundheitliche Auswirkungen damit verbunden sind, wusste man allerdings bisher wenig. 2015 ließ die BAuA über 20.000 Berufstätige zu verschiedenen Aspekten ihrer Arbeitszeit, wie auch Arbeitszeitwünschen und ständiger Erreichbarkeit, ihrer Zufriedenheit und ihrer gesundheitlichen Situation befragen.
Erste im Arbeitszeitreport 2016 dargestellte Resultate zeigen, dass Beschäftigte mit zunehmender Länge der Arbeitszeit mit dem Verhältnis von Arbeit und Privatleben unzufriedener werden und häufiger über gesundheitliche Beschwerden berichten. 4 von 10 Beschäftigten wollen genauso viel arbeiten wie zurzeit. 47 Prozent der Befragten würden jedoch gern weniger arbeiten.
Auf die Zufriedenheit wirkt sich auch aus, ob die Beschäftigten häufiger mit Änderung ihrer Arbeitszeit zu rechnen haben oder auf Abruf zur Verfügung stehen müssen. Inzwischen wird von 22 Prozent der Befragten erwartet, dass sie auch während ihrer Freizeit für dienstliche Angelegenheit erreichbar sind. Die erwartete Erreichbarkeit und das tatsächliche Kontaktieren in der Freizeit wirken sich deutlich auf Zufriedenheit, gesundheitliche Beschwerden und das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben aus.
Befragungsergebnisse zur Erreichbarkeit
Foto: BAuA
Derartige Befragungen sollen künftig regelmäßig erfolgen. Damit wird es möglich sein zu verfolgen, welche Trends bei der Gestaltung der Arbeitszeit und welche Auswirkungen langfristig zu beobachten sind.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht im Themenfeld von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, berät die Politik im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit hoheitliche Aufgaben und fördert den Wissenstransfer in die Praxis. Als eine nicht rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts wird sie aus Haushaltsmitteln des Bundes finanziert und untersteht als Bundesoberbehörde unmittelbar dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS). Über 700 Beschäftigte aus verschiedensten Fachrichtungen – aus Ingenieurwesen, Medizin, Naturwissenschaften oder Psychologie - arbeiten am Sitz in Dortmund, den Standorten in Berlin und Dresden sowie einer Außenstelle in Chemnitz.