Forschen, um erfolgreich aufzuklären

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Forschen, um erfolgreich aufzuklären

Mit Kampagnen warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vor Drogen. Wie erfolgreich ihr Kampf dagegen aber ist und auf welche zukünftigen Entwicklungen wir uns einzustellen haben, kann sie nur durch eigene Forschungen in Erfahrung bringen.

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Die 'Kenn dein Limit.'-Peers sind in ganz Deutschland unterwegs. Sie sind meist zu zweit, und man kann sie sehr gut an ihren schwarzen Jacken mit dem gelben „Kenn-dein-Limit.“-Aufdruck erkennen.

"Kenn dein Limit"-Peers im Einsatz – sie sind in ganz Deutschland unterwegs, um Jugendliche aufzuklären.

Foto: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln

Die Bilanz beim Alkohol- und Tabakkonsum bei Jugendlichen ist erfreulich: Immer weniger junge Menschen rauchen und trinken regelmäßig Alkohol. Seit vielen Jahren befragen Forscherinnen und Forscher der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die 12- bis 25-Jährigen zu ihrem Umgang mit Drogen, zuletzt waren es etwa 7.000, die telefonisch Auskunft gaben.

Vorbeugung weiter wichtig

So positiv der grundsätzliche Rückgang beim Alkohol- und Tabakkonsum ist: Es bleiben nach wie vor wichtige Aufgaben in der Vorbeugung. 70 Prozent der unter 17-Jährigen geben an, schon einmal Alkohol getrunken zu haben und elf Prozent trinken regelmäßig. 14 Prozent haben sich in den 30 Tagen vor der Befragung mindestens an einem Tag einen Rausch angetrunken. Das ist gerade in dieser jungen Altersgruppe noch zu viel.

Statistik über den regelmäßigen Alkoholkonsum

Regelmäßiger Alkoholkonsum 1973-2015

Foto: BZgA/Orth

Hoher Alkoholkonsum ist aber auch in allen Altersgruppen weit verbreitet. Das führt dazu, dass etwa 74.000 Menschen jährlich an den Folgen ihres Alkoholkonsums sterben – oft in Kombination mit Rauchen. An den Folgen des Rauchens versterben sogar etwa 121.000 Menschen jährlich. Nicht zu vergessen die Risiken von Alkohol- und Nikotinkonsum in der Schwangerschaft und im Kindes- und Jugendalter.

Über Risiken informieren

Gebäude Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln.

Gebäude der BZgA in Köln

Foto: BZgA

Eine wichtige Aufgabe, auch des Staates, ist daher, ständig mit neuen Programmen über die Risiken von legalen und illegalen Drogen zu informieren. Unter dem Slogan "Kenn dein Limit" informiert die BZgA Jugendliche über die Gefahren des Alkohols und über Hilfsangebote in jugendgerecht gestalteten Broschüren, im Internet und in den sozialen Medien.

Die BZgA schickt jetzt junge Leute – "Kenn dein Limit-Peers" auf den Weg. Sie sind meist zu zweit im Einsatz. Man erkennt sie an ihren Jacken und T-Shirts mit dem "Alkohol? Kenn dein Limit"-Logo. Junge Leute können mit ihnen über das Thema Alkohol, über mögliche Risiken und das persönliche Limit sprechen.

Das Beispiel zeigt, dass wissenschaftliche Grundlagenforschung und die langfristige Beobachtung gesundheitlicher Risiken eine Voraussetzung für zielgerichtete und erfolgversprechende Maßnahmen sind. Die BZgA hat die Aufgabe, die Bereitschaft der Bürger zu fördern, sich verantwortungsbewusst und gesundheitsgerecht zu verhalten und das Gesundheitssystem sachgerecht zu nutzen.

"Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist seit langem bekannt und wird wahrgenommen über das große Thema HIV/Aids, das damals in den 80er Jahren eine große Herausforderung dargestellt hat", sagt Dr. Heidrun Thaiss, die Leiterin der BZgA. Da man damals noch wenig über den Erreger wusste, hat die BZgA die nationale und bis heute sehr erfolgreiche Kampagne "Gib Aids keine Chance" entwickelt und kontinuierlich weitergeführt.

BZgA Interview Dr. med. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Weitere Schwerpunkte der BZgA sind der Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit, Organspende, die Gesundheitsförderung älterer Menschen, Männer- und Frauengesundheit, Sexualaufklärung und Familienplanung und Prävention von sexuellem Missbrauch.

Darüber hinaus führt die BZgA Untersuchungen zur Wirkungsforschung durch und entwickelt eigene Instrumente dafür, um ihre Aufklärungsarbeit zu evaluieren und zu verbessern. Die Studien werden regelmäßig veröffentlicht.

Die Einrichtung erarbeitet Richtlinien und Grundsätze für den Inhalt und die Methoden einer praktischen Gesundheitserziehung, bildet Personen auf dem Gebiet der Gesundheitserziehung aus und koordiniert gesundheitliche Aufklärung und Gesundheitserziehung im Bundesgebiet.

Impfungen lebenswichtig

Plakat zur Kampagne 'Deutschland sucht den Impfpass' 2015

Über Impfung aufklären

Foto: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Schutz vor Infektionskrankheiten durch Impfungen. Entgegen weit verbreiteter Meinungen sind Masern keine harmlose Kinderkrankheit. Tatsächlich erkranken daran heute auch viele Erwachsene bis etwa Mitte 40. Daher wird nicht nur Kindern und Jugendlichen ein vollständiger Impfschutz gegen Masern empfohlen, sondern auch Erwachsenen, die nach 1970 geboren sind. Studien der BZgA zeigen jedoch, dass fast 74 Prozent der Befragten die Impfempfehlung für die nach 1970 Geborenen noch nicht kennen.

Auch fragten die Forscherinnen und Forscher Erwachsene nach ihrem Impfpass. 89 Prozent gaben an, einen Impfpass zu besitzen, gut ein Viertel weiß aber nicht, wo sich dieser befindet. Das war Anlass, in einer Kampagne nicht nur über die Notwendigkeit der Impfung zu informieren, sondern gleichzeitig zur Suche nach dem Impfpass aufzufordern – und dies mit originellen Fotos, die Aufmerksamkeit erregen.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist eine Fachbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Sie befasst sich damit, wie wir gesund aufwachsen, gesund leben und arbeiten und gesund älter werden. Dazu gehören auch Bewegung, Ernährung und die Vermittlung von Lebenskompetenz, als individuelle Empfehlung oder für Multiplikatoren im Feld wie auch im Hinblick auf gesundheitsförderliche Lebensweisen. Die BZgA zeigt, dass wir uns stetig weiterentwickeln müssen, mit aktualisierten Maßnahmen, aber auch mit gesellschaftlich relevanten Gesundheitsthemen. Herausforderung dabei ist, alle Menschen gleichermaßen anzusprechen, um die gesundheitliche Chancengleichheit zu wahren und gleichzeitig sehr zielgruppenspezifisch zu agieren, um die Menschen zu erreichen.